Warum kann ich nicht trösten? (mit Panagiota Petridou) – Die Autoverkäuferín-Folge#61

Shownotes

Ihre Eltern waren nie mit ihr auf einem Spielplatz. Haben nie ein Handballspiel von ihr gesehen. Haben sie nie in den Schlaf gewiegt. Panagiotas Kindheit war anders, härter. Wenn sie ihre Eltern sehen wollte, musste sie in die Kneipe gehen und Gläser spülen. Schon als kleines Kind. „Wir sind hier nicht zum Leben, wir sind hier zum Arbeiten.“ Lesen und schreiben hat ihre Mutter bis heute nie gelernt. Nach vielen Jahren Therapie kann Jotta heute auf ihre Eltern und ihre Kindheit mit Güte blicken. Auch wenn sie alles anders macht mit ihrem Kind und ihrer Familie! Sie war über Jahre die „Beste Mini-Verkäuferin Deutschlands“, und das ganz sicher auch, weil sie durch ihr Leben zu einer Arbeitsbiene geworden ist. Ihre Sendung „Biete Rostlaube, suche Traumauto“ lief 10 Jahre erfolgreich, heute moderiert TV-Shows, steht mit ihrem eigenen Comedyprogramm auf der Bühne… und verkauft noch immer Autos. Warum ihr Freundinnen vor Jahren vorgeworfen haben, dass sie nicht mitfühlend ist? Nicht weint, wenn‘s ihr schlecht geht? Und nicht trösten kann? Und wie Panagiota das geändert hat? Hört rein in diese sehr bewegende Podcast-Folge. Und bitte schreibt Eure Gedanken direkt hier drunter! Viel Freude beim Zuhören.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Panayota Petri, du ist heute bei uns.

00:00:03: Und das ist echt ein besonderes Gespräch geworden.

00:00:05: Ganz anders als ich es erwartet habe.

00:00:07: Es gibt ein paar Themen, über die wir sprechen, die ziemlich heftig sind.

00:00:12: Also,

00:00:13: aber hört rein, lasst euch drauf ein, das ist wirklich, wirklich.

00:00:18: Interessant, ihr zuzuhören.

00:00:20: Panayotas Kindheit war anders als meine Kindheit und wahrscheinlich als die Kindheit von vielen, vielen von euch auch.

00:00:27: Sie hat ganz viel lernen müssen in ihrer Kindheit mit griechischen Eltern, die nach Deutschland gekommen sind.

00:00:34: Ihre Mama ist analphabeten und war eine sehr harte Mutter.

00:00:39: Darüber erzählt sich, will gar nichts vorwegnehmen.

00:00:41: Sie erzählt mit sehr, sehr viel Liebe von ihrer eigenen Familie und mit sehr viel Klarheit über das, was sie akzeptieren musste in ihrem Großwerden.

00:00:51: Und mich hat das überrascht in der Art und Weise.

00:00:53: Aber das werdet ihr gleich selber hören.

00:00:56: Ich bin wirklich noch ganz, ganz bewegt von diesem Gespräch.

00:00:59: Das merkt ihr vielleicht gerade.

00:01:00: Ich bin wirklich sehr bewegt und bin gespannt, was ihr darüber sagt.

00:01:04: Es geht ums Autoverkaufen.

00:01:06: Es geht um ihre Kindheit mit Eltern, die sich nicht geliebt haben.

00:01:12: Und es geht auch darum, dass sie ihr eigenes Kind bis heute stillt.

00:01:16: Und das Kind ist schon über drei Jahre alt.

00:01:19: Alles das und warum die Dinge so sind und wie sie versucht, mit Dingen klarzukommen.

00:01:23: Ich erzähle von meiner Kindheit, von meinen Gegebenheiten, die auch nicht immer optimal waren, aber ganz anders als Panayotas.

00:01:30: Darum geht es heute in dieser Folge.

00:01:32: Ich freue mich.

00:01:33: dass ihr hier seid.

00:01:34: Ich freue mich, dass es euch gibt.

00:01:35: und wisst ihr was, ich würde mir sehr, sehr doll wünschen, dass ihr bei dieser Folge mal in die Kommentare von der Podcast-Folge selber, also wenn ihr bei Spotify hört oder bei Apple oder wo auch immer ihr euren Podcast hört, aber schreibt doch dort mal in die Kommentare, weil vielleicht könnt ihr euch da gut austauschen.

00:01:50: Ich merke, das ist immer ganz doll, dass viele von euch nach den Folgen, die wir aufnehmen, das Bedürfnis haben, sich darüber auszutauschen.

00:01:58: Es war ganz doll zum Beispiel bei der Folge, wo es um Eifersucht, Misstrauen und Doppelleben ging.

00:02:05: Wie viele von euch haben davon erzählt, dass sie selber in der Partnerschaft gelebt haben, wo eine Art Doppelleben geführt wurde?

00:02:12: Und immer, immer wieder merke ich, dass ihr auch das Bedürfnis habt, euch auszutauschen.

00:02:17: Ich ratere, was dieses Thema angeht sowieso.

00:02:19: Ich versuche, einen Forum zu finden, wie wir besser uns austauschen können.

00:02:25: Ihr euch untereinander, ich auch nach einer Podcastfolge, mit euch im Gespräch bleiben kann.

00:02:31: Und das nur schon mal vorne weg.

00:02:32: Aber wenn ihr hier drunter kommentiert, kann das schon mal ein ganz gute Plattform sein.

00:02:37: Würde mich tierisch stolz freuen.

00:02:38: Ich bin super gespannt, wie ihr darüber denkt.

00:02:40: Jetzt wünsche ich euch einfach ganz, ganz viel Spaß mit Panna J. Pietridou.

00:02:46: Willkommen im Podcast M wie Marlene.

00:02:49: Wie gelingt das Leben?

00:02:50: Diese Frage stelle ich mir oft.

00:02:52: Mein Name ist Marlene Lufen und gemeinsam mit euch suche ich

00:02:56: nach Antworten.

00:02:57: Panna J. Petri, du ist heute morgen bei uns, bei mir.

00:03:01: Willkommen.

00:03:02: Morgen.

00:03:03: Freu mich total, dass du da bist.

00:03:04: Ja,

00:03:05: endlich.

00:03:05: Ich bin ja großer Fan.

00:03:07: Ich höre ja öfter rein und hab gedacht, na, wann wartest du?

00:03:09: Ich hab gewartet auf deine Einladung und sie kam.

00:03:12: Sie kam spontan am Flughafen und ich habe gesagt, Mensch, Marlene, was machst du?

00:03:16: Ich muss noch mal die Situation erzählen.

00:03:18: Ich bin ja wirklich immer noch in dieser Phase, wo ich jedes einzelne Havel kommen heiße, was auf meinem Kopf wächst.

00:03:23: Und mich freue, dass ein wenig Normalität wieder Einzug hält, aber wirklich sehr, sehr zackhaft.

00:03:30: Und vor mir stets ich sehe dich von hinten.

00:03:32: Also ich wusste nicht, dass du bist.

00:03:34: Ich sehe eine Frau mit wahnsinnig schönen Haaren.

00:03:38: Locken, so wie man sie haben möchte.

00:03:39: Entspannte, natürliche Locken.

00:03:41: Eine Haarpracht und gucke wirklich von hinten und denke, was für eine Erscheine, was für ein wunderschönes Haar.

00:03:47: Drehst du dich um und bist Panayotte und dann haben wir uns erst mal.

00:03:50: Hey, Wollin, was hast du denn hier?

00:03:52: Ja, ich hab hier in Berlin gehört.

00:03:53: Aber ich kam vom Job.

00:03:54: Ich war, sag auch natürlich, ich schmink mich abends nicht so gerne ab, weil wenn das Make-up einmal perfekt sitzt, dann nehme ich das gerne noch in den nächsten Tag mit rein.

00:04:00: Und die Haare bleiben ja auch so, ich bin so ein Asi-Nichtabschminker.

00:04:05: Und der beste Beweis, dass überhaupt nichts passiert, weil guckt ihr meine schöne Haut an, es liegt daran, dass ich sie kaum pflege.

00:04:11: Und deswegen sah ich auch noch so gut aus, muss ich zu meiner Verteidigung sagen.

00:04:14: Kann auch sein, dass du mich dem nix siehst und denkst, was ist los, Banajota?

00:04:18: Ich

00:04:18: seh dich ja jetzt, du bist selbst

00:04:19: geschminkt.

00:04:20: Ja, ich hab mich

00:04:21: auch schön geschminkt.

00:04:22: Ja, ich geh auch total umgeschminkt aus dem Haus, mach ich gar nix.

00:04:25: Manchmal erschreck ich mich im Autospiegel vor mir selbst und denke, Gott, jetzt wenigstens mal unter den Augen Concealer machen können oder so.

00:04:33: Aber jetzt muss ich mal eine Sache besprechen.

00:04:35: Heidi Klum macht es auch.

00:04:36: Wenn die schön geschminkt ist, legt sie sich auch ins Bett.

00:04:39: Und lebt geschminkt.

00:04:41: Warum denn nicht?

00:04:41: Ich meine, du hast supergeiles Make-up.

00:04:43: Das ist sowieso super fixiert und auch Augen.

00:04:46: Also die schminken dich in eine halbe Stunde nur am Auge, wo ich zehn Sekunden brauche.

00:04:49: Und wenn ich morgens aufstehe, dann mache ich mir so ein bisschen mit dem Coup-Tipp hier, das Panda-Auge weg.

00:04:55: Und danach sehe ich noch mal richtig geil aus.

00:04:57: Und dann lasse ich das...

00:04:58: Ich habe das für den Gerücht gehalten.

00:04:59: Ich habe es erst nicht geglaubt.

00:05:00: Aber wieso denn abschminken wir es einmal?

00:05:02: Der

00:05:02: würde alles im Kopf kissen.

00:05:04: Ja, das stimmt.

00:05:05: Das sieht bei mir auch immer wirklich brutal aus.

00:05:08: Bei mir ist alles lila, rosa.

00:05:10: Bräunungsschaum noch, also meine Kissen, die sehen richtig verbraucht.

00:05:13: Ich schieb es immer aufs Kind, aber das bin ich.

00:05:16: Also sorry, es ist ein bisschen unappetitlich.

00:05:18: Aber

00:05:18: ich stimme dir zu, dass diese ganze Reinigungsprozedur mit möglich noch zehn Steps Hautpflege.

00:05:24: Also mir hat in Phasen vor vielen Jahren, wo ich wirklich wie so eine Dermatitis im Gesicht hatte, weil man einfach zu viel Make-up, zu viel Pflege durch den Job immer wieder und immer wieder was Neues ausprobiert.

00:05:35: Und hier kriegst du noch mal eine Probe.

00:05:36: Ich hatte eine ganz schlimme Haut, also einfach eine sehr wunde

00:05:40: Haut.

00:05:41: Weniger ist mehr.

00:05:42: Manchmal schmink ich mir auch nur die Augen ab, wenn der Rest auf dem Gesicht bleibt.

00:05:45: drauf.

00:05:46: Hauptsache nicht so viel rumschrubben, rumpielen und noch mal alkoholhaltiges Gesicht.

00:05:51: Da drin scheinen sich auch die Geist dabei.

00:05:54: Es gibt auch bestimmte Gesichter, die brauchen dann auch eine Reinigung, sonst neigen die dann irgendwie zu verstopften Sporen.

00:05:58: Aber ich habe Glück.

00:06:00: Ich bin ins Normalkönaturbranche, das ist.

00:06:02: Also ich reinige schon, wenn ich richtig geschminkt bin und ich gehe nicht geschminkt ins Bett, außer ich bin so genüber, was es das letzte Mal gegeben hat in der Aftershowparty.

00:06:11: Von Pomi Big Brother, wobei ich war gar nicht so, es war weder noch so lange, noch habe ich so viel gedruckt, aber ich war einfach so ko.

00:06:17: Dann liege ich mich auf dem Schlauchten.

00:06:18: jetzt wett, aber es passiert einmal im Jahr.

00:06:20: Die andere Gelegenheit, wo wir kurz davor noch Kontakt hatten, weil ich wollte ein Auto kaufen und hab gedacht, ich muss mal Jota fragen.

00:06:25: Ja,

00:06:25: wo ich alle auf dieser Welt.

00:06:27: Ich hab jeden Tag eine Anfrage.

00:06:28: Ist

00:06:28: das schlimm?

00:06:29: Es ist wie bei Zahnärzten, wo jeder den Mund aufreißt und sagt, guck mal hier hinten.

00:06:32: Ich

00:06:32: bin froh, dass ich kein Kinekologe bin.

00:06:34: Weißt du, das ist irgendeine Freundetreffe unterwegs.

00:06:37: Aber ich hab jeden Tag mindestens einer entweder nämlich in Unfall hat oder neues Auto braucht oder sein Altes verkaufen möchte.

00:06:45: Aber das gehört dazu.

00:06:45: Das ist ja Berufskrankheit.

00:06:47: Ich mach den Job ja schon die Hälfte meines Lebens.

00:06:49: Und von daher ist das ganz normal.

00:06:51: Ich habe meine ganze Familie versorgen und es ist immer irgendwie jeden Tag steht einer auf, den ein Auto braucht.

00:06:55: Verkaufst du immer noch Autos?

00:06:56: Ja, also ich habe es nie aufgehört.

00:06:58: Die meisten denken ja auch, ich habe es nicht wirklich gemacht oder ich bin ja wirklich Autoverkäuferin.

00:07:03: Und ich habe es halt immer mit Leidenschaft gemacht.

00:07:05: Und deswegen habe ich diesen Beruf nicht aufgegeben, weil ich es einfach gerne mache.

00:07:09: Und das ist für mich auch kein Job, sondern es ist so, deswegen viele Menschen entschuldigen sich auch, wenn die mich dann fragen, so kann ich nicht fragen, ich brauche ein Auto.

00:07:16: Aber für mich ist es so, als ob du einen Bäcker fragst, irgendwie keine Ahnung, hast du ein tolles Rezept für Muffins oder so.

00:07:21: Das ist überhaupt nicht keine Arbeit.

00:07:24: Und wenn ich da mal ein bisschen in meinem Computer Koko oder ein paar Tipps gebe, das ist überhaupt nicht intensiv oder stressig für mich, das mache ich dann.

00:07:30: Was natürlich viel ist, ist natürlich auch sehr viel auf so schlimm.

00:07:33: ich private Anfragen bekommen, die mir dann solche Texte schreiben.

00:07:36: Kannst du mir helfen?

00:07:37: Ich suche in Oberammergau einen Lackierer.

00:07:40: Dann muss ich natürlich sagen, sorry, ich mach das nicht, weil ich kenne mich natürlich überhaupt nicht aus, was in Deutschland irgendwo für Lokalitäten sind, wo man hingehen kann.

00:07:47: Ich kenne mich hier aus und die Tipps sind dann hier lokal, aber ich halte mich dann auch dann zurück, weil sonst ist es echt zu

00:07:51: viel.

00:07:52: Ja, du brauchst ja auch mal deine Pause.

00:07:54: Aber du hast weit über zehn Jahre diese Sendung gemacht.

00:07:57: Biete Rostlaube, suche Traum aus.

00:07:59: Ja.

00:07:59: Und das ist so abgefahren, dass natürlich wirklich jeder, die dich darüber kennt, jeder denkt, du kennst jede Schraube von einem Auto.

00:08:05: Ja.

00:08:06: Du kannst vor allem gut Autos

00:08:07: verkaufen.

00:08:08: Ja.

00:08:08: Was ist dein wichtigster Tipp, wenn man seine Rostlaube verkaufen möchte?

00:08:12: Ich werde das nie vergessen, mein erstes Auto, was ich hatte, war ein Opelkevit.

00:08:15: Das ist ein wirklich sehr hässliches Auto gewesen.

00:08:18: Ja, leider, sorry.

00:08:19: Ich hatte es vor

00:08:19: meinem Gesicht abgekauft

00:08:21: und damals noch ... in Demak.

00:08:23: Und es hat ja gewisse Bollen und die wurden von ihm oder von einem Kumpel von ihm nur zugespachten und auch nur mit dem groben Spachtel und dann drüber lackiert.

00:08:32: Also es war und innen war das rostrot.

00:08:34: Heute würde man es irgendwie cool finden.

00:08:36: Damals war es einfach nur richtig hässlich.

00:08:38: Und dieses Auto wollte ich irgendwann verkaufen.

00:08:40: Habe es in die Zeitung gesetzt in die zweite Hand in Berlin und dann ab vier Uhr morgens klingelte das Festnetztelefon.

00:08:46: Wir sprechen auch von einer Zeit vor dem Handy.

00:08:49: Ja, ich ruf an wegen Opelka.

00:08:51: Wollte fragen, kann ich vorbeikommen?

00:08:52: Ja.

00:08:52: Und so ging der ganze Teil und ich habe wirklich gedacht, ich werde nie wieder alleine ein Auto verkaufen, weil ich total überfordert war.

00:08:58: Das kann ich mir total vorstellen, dass das so ist.

00:09:01: Wäre auch heute wahrscheinlich ähnlich, wenn du es mit der Telefonnummer in Serie ist, würde ich nicht so zu raten.

00:09:06: Ich glaube, am besten ist du nimmst einfach immer jemanden mit, der sich damit auskennt.

00:09:10: Also du nimmst ja auch jemanden mit, wenn du ein Haus kaufst, jemanden, der sich vielleicht schon mal ein Haus von innen angeguckt hat.

00:09:15: Und das ist beim Autokauf genauso.

00:09:17: Also viele Leute denken mal eben auch, ich mache da ein paar Fotos und inserie das selber.

00:09:20: Aber man kann da wirklich ganz viele Probleme sich auch beschaffen, weil man öffnet seine Privatsphäre.

00:09:26: Man gibt seine Adresse preis, du weißt nicht wer kommt.

00:09:29: Also man kann das Auto auch gut in eine Börse abgeben oder bei einem Händler, wo man das neue Auto kauft.

00:09:35: Man kann es auch inserieren, wenn man möchte, mit irgendjemandem, der sich damit auskennt.

00:09:38: Aber ich würde privat, ehrlich gesagt, mich immer mit jemandem zusammensetzen, der sich damit auskennt.

00:09:45: Du weißt ja nicht wer kommt.

00:09:45: Und wenn dann einer kommt, der dann gut handeln kann, dann kann er sich vielleicht auch so überzeugt.

00:09:49: dass du es vielleicht nicht zu dem Preis verkaufst, wo du möchtest.

00:09:52: Also von daher immer auf das Geld.

00:09:54: Würdest

00:09:54: du sagen, auf das meiste Geld kriegst du mal mit so Kärtchen, die man am Auto hat oder einfach zum Autohändler gehen?

00:09:59: Kommt drauf an, was du für ein Auto hast.

00:10:01: Wenn du jetzt so ein Garage-Schätzchen hast, dann gibt es eine ganz andere Börse dafür, als wenn du jetzt so einen alten Opel Cadett hast, wobei da kann das auch gut sein, dass ein Händler dir mehr Geld gibt.

00:10:10: Da hat man einfach seine Ruhe, weil das Auto ist weg und du hast dann keinen Privaten, der dich da vielleicht nochmal anruft und sagt, hey, hier brennt jetzt gerade eine Lampe, was machen wir denn da?

00:10:18: Aber ich würde... aufpassen und wirklich einfach ins Autohaus gehen.

00:10:22: Das ist eigentlich am einfachsten.

00:10:23: Man verdient dann vielleicht nicht das Geld, was man hat, wenn man es privat verkauft und man muss immer ein bisschen Abstriche machen, weil der Händler muss ja auch was verdienen, soll er auch und deswegen... muss man halt einfach gucken, was für einpasst.

00:10:34: Ja, ich glaube, das ist wirklich so eine Sache.

00:10:36: Manchmal ist so ein Geld, was man sozusagen, du investierst ja praktisch in den Service, dass jemand das für dich verkauft.

00:10:42: Ja.

00:10:42: Und das ist eigentlich ganz gut investiertes Geld wahrscheinlich.

00:10:45: Ja, und das macht man in anderen Bereichen ja auch.

00:10:47: Ja, und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es in Deutschland generell einfach viel lieber, dass man keinen zwanzig Anrufe hat.

00:10:53: Und ich habe auch schon mal mehrmals ein Auto privat verkauft und ganz oft gesagt, moch, das nervig mit diesen E-Mails und keiner kommt und ich komme morgen, ich bringe Geld mit, was ist das letzte Preis?

00:11:03: Das ist ja ganz gut, weil ich kann ja auch sowas auch sehr gut reagieren.

00:11:06: Und die Leute sind dann natürlich auch ganz geschockt, wenn ich dann da stehe, weil sie denken, wo ist jetzt die Kamera?

00:11:11: Ich mache es schon mal.

00:11:11: Für meine Familie muss ich immer die Autos verkaufen und ich ändere dann immer mein Namen.

00:11:15: Ich heiße dann immer Pia Petas statt Panayota Petredo.

00:11:17: Das zieht besser, wenn man so einen schönen deutschen Namen hat als einen ausländischen Namen.

00:11:21: Und dann melden sie sich natürlich.

00:11:22: Und hast du dann nochmal so eine extra Handy-Nummer für?

00:11:24: Ich nehme die von meinem Mann.

00:11:25: Sehr gut.

00:11:25: Und der find's natürlich kacke, weil bei dem das Telefon dann die ganze Jahr durchbimmelt.

00:11:28: Aber meistens versuche ich es mit E-Mail eigentlich abzuschauen.

00:11:31: Das

00:11:31: heißt, wenn ich Glück habe, kann ich in ein Autohaus spazieren und treffe dich an?

00:11:35: Ja?

00:11:35: In der Regel schon.

00:11:36: Ich bin jetzt nicht mehr so, dass ich offensichtlich sitze in einem Raum.

00:11:40: Ich habe dann meinen Büro ein bisschen versteckt da hinten, weil das war dann halt doch schon dann zu viel, dass die Leute reinkamen wie im Zoo und haben mich dann gesucht und wollten dann mal winken oder mal ein Foto.

00:11:48: Das kannst du natürlich machen, aber wenn du das zwei, drei mal am Tag machst, komme ich halt zu nichts.

00:11:51: Und manchmal sitzt du da auch mit dem Kunden, dann willst du ja auch nicht gestört werden und der Kunde auch nicht.

00:11:55: Und deswegen bin ich so ein bisschen versteckt.

00:11:57: Aber jetzt dadurch, dass ich Mama bin, habe ich meinen Büro eher ins Homeoffice übergezogen und mache ganz vieles von zu Hause.

00:12:04: Ich habe auch so viele Stammkunde.

00:12:05: Kunden, die dann einfach nur anrufen und sagen, Jotti, ich brauche ein neues Auto und dann rechne ich was und sage ich, hier nimm den.

00:12:10: Also, so ganz im Autohaus sitze ich also nicht mehr.

00:12:13: Oh, weißt du was?

00:12:13: Und ich finde, das ist ja sowas Wohltun des, wenn dir jemand die Entscheidung hat.

00:12:18: Jeden Tag!

00:12:18: müssen wir ganz viele Entscheidungen treffen.

00:12:20: Und wenn es so bestimmte Menschen gibt, die dir sagen, da könntest du dich darauf verlassen, das kannst du nehmen.

00:12:24: Wunderbar.

00:12:25: Ich muss sagen, ich bin gar nicht so ein Experte in bestimmten Dingen.

00:12:29: Als ich das letzte Mal ein Auto gekauft habe, habe ich einfach auch geguckt, das war mir wichtig.

00:12:34: Und dann hatte ich jemanden, der mir gesagt hat, genau, das ist richtig wunderbar.

00:12:37: Ich habe es dort

00:12:37: gekauft.

00:12:38: Ja, es gibt ganz viele, die so sind und die dann auch dankbar sind, wenn die jemanden haben, dem sie vertrauen.

00:12:42: Das ist glaube ich noch viel wichtiger.

00:12:44: Weil ich glaube, Autos kaufen kann es ja überall.

00:12:45: Die Sache ist, wenn vertraust du da.

00:12:47: Und wenn du natürlich jemanden hast, wo du das vierte, fünfte Auto gekauft hast, das ist ja wie beim Friseur, dann gehst du auch immer zum selben Friseur.

00:12:52: Und das ist im Autohaus genau das Gleiche.

00:12:54: Wenn du sehr vertrauenswürdig arbeitest und keine Enttäuschung, sondern im Gegenteil, als eigentlich immer gut geliefert hast, dann sind die Kunden, die auch treu.

00:13:01: Und von diesem Stammkunden-Reparatur lebe ich einfach ganz gut.

00:13:06: Und die wissen dann auch, ich habe, dann sage ich auch manchmal, warte mal, Monat, die Angebote sind nicht gut, da kommt nochmal nächste Woche was.

00:13:12: Und dann mache ich das so.

00:13:13: Super.

00:13:14: Ja, genau.

00:13:14: Und einfach so Menschen, um einen zu haben, mit denen man bestimmte Dinge besprechen kann.

00:13:19: Haare, Friseur,

00:13:21: Erziehung, Ernährung, alles Mögliche.

00:13:23: Und manchmal ist es gut, wenn einem die Entscheidung abgenommen wird.

00:13:25: Oder man sich auch einfach verlässt darauf, dass jemand einen guten Rat gibt.

00:13:29: So mache ich das hier in diesem Podcast ja auch.

00:13:30: Ich bin immer erfreut, wenn es Menschen gibt, die...

00:13:33: Die, die was sagen.

00:13:34: Die, die was sagen und ihre Erfahrung teilen, ihre Lebenserfahrung teilen.

00:13:39: Wir haben letztens mal besprochen, als wir uns gehört haben, dass du einfach auch eine Arbeitspläne bist.

00:13:44: Und das bin ich auch.

00:13:46: Manchmal muss man sich dafür rechtfertigen.

00:13:48: Ich arbeite sehr, sehr gerne.

00:13:49: Was ich beruflich mache, fast dreißig Jahre, ist auch etwas, was ich unfassbar gerne mache.

00:13:55: Trotzdem liebe ich mein Privatleben.

00:13:57: Ich liebe meine Familie, ich liebe meine Freunde, ich liebe auch Zeit zu Hause und so weiter.

00:14:02: Aber ich arbeite wirklich gerne und ich empfinde es nicht.

00:14:05: Jetzt muss ich nach Berlin Frühstücksfernsehen machen.

00:14:07: Jetzt muss ich zur Arbeit gehen.

00:14:09: Sondern das ist irgendwie so Teil meines Lebens.

00:14:11: Aber auch viel.

00:14:13: Und du bist

00:14:14: so

00:14:14: im Grunde schon als Kind Teenager groß geworden.

00:14:17: Viel arbeiten ist das normale Leben.

00:14:19: Ich kenne es gar nicht anders.

00:14:20: Also meine Mama hat, sie ist ja damals ganz klassisch Gastarbeiter, Familie gewesen.

00:14:25: Sie sind wirklich mit dem Koffer von Griechenland nach Deutschland gekommen.

00:14:27: Mein Vater hat damals in Griechenland gesagt, ich wandere aus, ich brauche eine Frau, wer möchte mit.

00:14:31: Und meine Mama gesagt, ja, ich komme mit.

00:14:34: Und die sind dann zusammen ausgewandert einfach so mit Anfang zwanzig.

00:14:37: Und haben sich auch gar nicht gekannt.

00:14:39: Also ich habe meine Mama mal, als ich Liebeskummer mal gesagt habe, ja Mama, ich habe mich gerade traurig, wegen Liebeskummer, du weißt doch, wie das ist.

00:14:46: Und meine Mutter gesagt, nein, weiß ich nicht.

00:14:49: Ich habe Liebe keine, du liebst doch den Papi.

00:14:51: Nein, an denen habe ich mich gewählt.

00:14:53: Und sie hat sich an den gewöhnt und sie kannte das gar nicht Liebeskummer zu haben.

00:14:57: Und die sind wirklich hergekommen.

00:14:59: Die hat auch immer gesagt, wir sind hier nicht zum Leben, wir sind hier zum Arbeiten.

00:15:02: Und das war wirklich immer so ein Satz, den ich von klein auf auch so vorgelebt bekommen habe.

00:15:07: erst mal, weil meine Mama hat vier Putzstellen gehabt.

00:15:10: Mein Vater hat in der Produktion gearbeitet am Fließband.

00:15:13: Dann hatten wir ganz klassisch eine Pommesbude.

00:15:14: Dann hatten wir eine Gaststätte, so eine richtige griechische, der Bergische Hof.

00:15:20: Und das war so eine richtige achtziger Jahre.

00:15:23: halt nur geraucht wurde, Billiak gespielt und Spielautomaten.

00:15:27: Und in dieser Kneipe habe ich auch schon mitgeholfen und meine Mutter hatte von Montags bis Sonntags diese Kneipe auf.

00:15:33: Und wir hatten keinen einzigen Ruhetag.

00:15:35: Das heißt auch keinen Tag, den du mit deiner Familie jetzt irgendwie im Spielplatz oder ich war noch Minime meiner Mama auf dem Spielplatz.

00:15:40: Ich war noch nie im Zirkus oder im Zoo oder irgendwas mit meinen Eltern machen, weil wir immer arbeiten waren.

00:15:46: und wenn ich meine Eltern sehen wollte oder... wenn die mich sehen wollten, dann musste ich halt in der Kneipe sein und um dort gesehen zu werden, habe ich einfach mitgeholfen.

00:15:55: und ob es jetzt Tischbeine abstauben war, ob ich jetzt Gläser gespült habe mit einem Hocker und dann diese ganzen eiskalten Gläser immer stundenlang durch die Bürste gejagt habe oder bejagdkürst angespitzt habe mit Kreide.

00:16:07: Das waren einfach so meine Jobs, die ich hatte, um Teil in dieser Familie zu sein.

00:16:11: Und später dann, als ich älter wurde, habe ich das dann übernommen.

00:16:15: schon mit mit vierzehn Zeitungen ausgetragen.

00:16:17: Ich habe bei Edeka Regale eingeräumt.

00:16:19: Ich habe jede Inventur gemacht, wenn es irgendwo eine gab.

00:16:22: Ich habe im Stadttheater mit sechzehn während Anakarnewall feiern gegangen sind, habe ich Klamotten aufgehangen und mein Trinkgeld gezählt.

00:16:29: Alles, was ich mir kaufen musste, musste ich selber zahlen.

00:16:32: Also, ich weiß noch, alle wollten diese Adidas-Schuhe, die haben neun neunzig Mark gekostet.

00:16:36: Weiß ich noch hundertprozentig?

00:16:37: Die

00:16:37: Adidas-Torschen, die hießen die und ich weiß noch, ich wollte die unbedingt.

00:16:40: und meine Mutter gesagt, neunneunzig Mark für bei Schuhe.

00:16:43: bist du verrückt?

00:16:44: Wenn du willst, Ja, du kannst schon die kaufen.

00:16:46: Und so war es dann auch.

00:16:47: Ich habe gewusst, okay, ich will sie, ich muss sparen.

00:16:49: Ich hatte einen Sparschwein.

00:16:50: Ich habe gezählt, ich zähle zum Mark, zum Mark, zum Mark, wenn ich mit dem Sparschwein durch die Kneipe habe gesagt, ich bin mir Schuhe kaufen wollte, spenden wollte, dafür gab es natürlich total Ärger.

00:16:59: Aber ich musste, ja, notmacht erfinderisch.

00:17:01: Ich habe mir alles selbst erarbeitet und war dann Zeitung austragen mit vierzehn Jahren und habe mir diese Schuhe selber gekauft.

00:17:07: Und das hat wahnsinnig viel mit mir gemacht, weil ich bin halt ultra krass geerdet.

00:17:12: Alles, was ich mir mache.

00:17:14: habe ich mir erarbeitet, alles.

00:17:16: Ich habe wirklich nichts in den Hintern geschoben bekommen.

00:17:18: Es war nichts, dass es normal war, dass es da war.

00:17:21: Ich habe es einfach nicht anders gelernt und deswegen fällt auch arbeiten überhaupt nicht schwer.

00:17:25: Ich glaube auch heute noch, dass ich nicht umsonst diese beste Miniverkäuferin Deutschlands wurde.

00:17:31: über Jahre, weil ein großer Faktor mein Fleiß war.

00:17:35: andere halt samstags dann gerne privat in ihrer Familie oder Freunden was machen wollten, habe ich dann den Dienst übernommen oder jede Inventur im Autohaus mitgemacht und immer zwischen den Tagen gearbeitet und jeden Brückentag da gesessen und dachte, das ist ein guter Tag um Autos zu verkaufen, was aber dreihundertfünfsechzig Tage so bei mir war.

00:17:52: und dementsprechend ist glaube ich auch mein Fleiß und mein Ärger jetzt einfach immer auf.

00:17:57: Du willst was, also tust du was dafür.

00:17:59: und das habe ich halt mein Leben lang getan.

00:18:01: Es ist

00:18:02: ja auch was sehr befriedigendes, wenn du entweder das Lob bekommst, zum Team gehörst, auf deinen Gehaltskonto guckst und so.

00:18:09: Es kommt ja was zurück.

00:18:11: Das ist ja auch Teil der ganzen Geschichte.

00:18:12: Also einmal dieser Fleiß und zum anderen auch dieses Glück, wenn du dafür belohnt wirst.

00:18:18: Und trotzdem, wenn du jetzt auf deine Kindheit guckst, würdest du sagen, Es hat ja auch was gefehlt, weil es gibt ja viele Menschen, die sagen, meine Eltern waren nicht für mich da und ich trage das mein ganzes Leben mit mir, weil es mir gefehlt hat, dass niemand mit mir auf

00:18:30: dem Spielplatz gegangen ist.

00:18:31: Total, also ich habe das erst später dann natürlich gemerkt, so Mitte zwanzig, Mitte dreißig, als ich dann so soziale Defizite hatte, ich weiß noch Freunde nicht trösten konnte, wenn sie geweint haben, weil ich immer dachte, wieso weinst du jetzt, reiß ich doch zusammen, versuche eine Lösung zu finden, weil so bin ich halt groß geworden, waren sie nicht pragmatisch.

00:18:48: Wenn ich nach Hause kam mit einem Problem, war dann nicht diese Kurze.

00:18:51: der Dialog mitkommen her, setze ich auf Augenhöhe hin, mein Kind, ich rede mit dir, ich helfe dir, wo darf ich dich unterstützen, sondern was ist das Problem?

00:18:58: Siehst du, dass du es hier in Christen, ich habe keine Zeit, du siehst ja, der Baum brennt hier, der Laden ist voll und dementsprechend war halt wenig Zeit so für zwischenmenschliche Beziehungen, also wenig Zeit für Trost, wenig Zeit für Weinen, also wenn ich mal nach Hause kam und mein Knie aufgerissen hatte, weil ich gestürzt bin, dann kam nicht, oh mein Gott, komm her, ich mach dir die Wunde sauber und klebe dir ein Pflaster drauf, sondern ich habe da Ärger bekommen, warum hast du dich verletzt?

00:19:22: Da bist du wieder rumgetobt.

00:19:24: Ich habe dir gesagt, du sollst kein Fahrrad fahren.

00:19:25: Also, dann gab es einen Vorwurf, bis du dann irgendwann als Kind einfach nicht mehr nach Hause gekommen bist mit Schmerzen und dachtest ja, alles klar.

00:19:32: Was dann natürlich auch dazu geführt hat, dass ich angefangen habe, Handball zu spielen mit einem sehr harten Kontakt-Sport und ich einfach gemerkt habe, was genau das war, was ich brauche.

00:19:39: Also, wenn ich dann auf gut Deutsch mal einen in die Schnauze gekriegt habe, war das für mich überhaupt nicht schlimm, weil ich kannte das Leben nicht anders und B, konnte ich halt wahnsinnig viel einstecken.

00:19:49: Ein Spitzen aber beim Sport war Rocky und das nicht, weil ich so ausgeteilt habe, sondern weil ich ultra viel einstecken kann, weil mich das halt ein bisschen abgehärtet hat.

00:19:58: Was dann später aber ein bisschen schwierig für mich wurde, wirklich zwischen diesen Situationen, dass ich halt wenig meine Gefühle zeigen kann.

00:20:06: Bis heute?

00:20:06: Es wird schon besser, seitdem ich Mama bin, hat sich das sowieso wie so ein Schnitt mit einer Schere gelöst oder viel, viel, viel.

00:20:13: verbessert.

00:20:15: Aber ich bin jetzt nicht jemand, der sich mal bei einer Freundin auf die Schulter ausgeweint hat.

00:20:20: Also ich bin wahnsinnig pragmatisch.

00:20:21: Ich lege immer alles hin und sage, okay, das ist das Problem, was mache ich jetzt?

00:20:24: Wie kommst du da raus?

00:20:25: Was kannst du verändern?

00:20:26: Oh, du bist gescheitert, alles klar, nimmst du positiv auf, können wir nur besser machen.

00:20:30: Wie machst du es besser?

00:20:31: so und so und so?

00:20:32: Was ist deine Verantwortung?

00:20:33: Du willst das haben, dann trainierst du dafür, dann lernst du dafür, dann liest du dich ein.

00:20:37: Also für mich gibt es keine Probleme, für mich gibt es nur Lösungen, weil ich alles einfach als Fakt sehe.

00:20:43: und sag okay, nützt ja nix, was soll ich jetzt da sitzen und drei Wochen trübsal blasen und sagen warum ist mir das passiert, warum?

00:20:49: nein, also das kenne ich gar nicht, dieses Jammern existiert nicht in meiner DNA.

00:20:55: Ich

00:20:55: bin auch sehr lösungsorientiert.

00:20:57: Ich finde so witzig, meine Tochter würde jetzt ablachen, wenn sie diese Folge hört, weil dieser Satz okay ist, ne?

00:21:04: Jetzt ist hier ein Problem.

00:21:05: Wo ist die Lösung?

00:21:06: Das habe ich meinen Kindern eingeträchtert und so gehe ich auch durchs Leben.

00:21:10: Dennoch bin ich, ich bin schon anders groß geworden, also meine Eltern.

00:21:13: Dann hatten keine Gerstätte, meine Mutter war Hausfrau, da war immer jemand da, also auf den Schoß kommt, war das das Schönste.

00:21:20: Und das partiziere ich mit meinen großen Kindern immer noch.

00:21:24: bzw.

00:21:24: also das ist schon anders.

00:21:26: und trotzdem fand ich auch manchmal.

00:21:29: Also, wenn dann so boheig gemacht wird, um irgendwas Irrelevantes.

00:21:35: Also, eine Zeit lang kam meine Tochter an und hatte ewig immer eine Spinne in ihrem Zimmer.

00:21:39: Da hab ich so gedacht, bloß weil bei Instagram das jetzt gerade so angesagt ist, dass man so empfindlich ist als Mädchen.

00:21:45: Da hab ich gesagt, nee, hier im Haus wird eine Spinne und das Glas mit einer Karte raus in die Natur fertig aus.

00:21:52: Es wird bitte kein Gezeta gemacht, weil da irgendwo eine Spinne oder vielleicht im Keller sogar mal eine Maus rumflitzt.

00:21:58: Kann passen.

00:21:59: Also und bei Problemen aller Art, ich bin auch jemand, die schon am Wasser gebaut

00:22:04: ist.

00:22:04: Fängt schnell an zu weinen.

00:22:05: Fange

00:22:05: schon an zu weinen.

00:22:06: Bei mir kommt schneller mal die Tränen.

00:22:08: Ich heule mich mal aus bei einer Freundin.

00:22:10: Weine Freundinnen heulen sich auch bei mir aus.

00:22:12: Aber ich bin auch jemand, der guckt und jetzt wird eine Lösung geguckt.

00:22:16: Muntaputzen, Lösung finden.

00:22:19: Hast du irgendwann in deinem Leben mit deinen Eltern sozusagen das aufgearbeitet?

00:22:23: Hattest du mal eine Zeit, wo du gedacht hast, okay, ich bin hier zu kurz gekommen und das war Scheiße von euch?

00:22:27: Ja.

00:22:28: Ja, ja, natürlich.

00:22:29: Also ich hab's immer gemerkt, wenn ich Probleme hatte zwischen Freundinnen, die mir das dann gesagt haben, die dann gesagt haben, ey, aber das ist doch, ich war auch sehr gnadenlos, ne?

00:22:37: Ich bin auch zu mir sehr gnadenlos.

00:22:38: Also ich sag auch immer die Wahrheit, was auch ganz oft die Menschen, ich hab einfach die Erfahrung gemacht, viele Menschen wollen das gar nicht.

00:22:45: Und ich hab immer ungefragt auch, ohne dass du mich gefragt hast, also die Meinung gesagt.

00:22:50: Also ich hab ganz oft auch bei den Freundinnen Probleme mit ihrem Mann hatten gesagt, ey, Sorry, aber du bist hier die Natar und nicht er.

00:22:57: Oder du musst dich kritisch reflektieren und das wollen ja viele Menschen gar nicht hören.

00:23:00: Viele schätzen mich deswegen, weil ich die immer sage, ich brauche meine Gehirnwäsche, ruf mich, Panayota, hilf mir mal.

00:23:06: Oder ich flippe nicht aus, ich muss dir was erzählen.

00:23:09: Also das habe ich ganz oft bei meinen Freunden, Jungs wie Mädels, die mich dann einfach brauchen als Lebenscoach, die dann sagen, bitte, was du zu denen jetzt machen.

00:23:17: Und ich habe auch ganz oft aber auch gespiegelt bekommen, dass das schwierig ist.

00:23:21: Also dass dann Freunde in den Unterneinander sich dann was erzählt haben, weil sie dann von mir verurteilt wurden, weil ich dann ganz regellos dann Meinung bezogen habe.

00:23:29: Und das wollen viele Menschen, habe ich einfach gemerkt, die wollen es nicht.

00:23:32: Oder die wollen es halt schön verpackt haben.

00:23:34: Das ist

00:23:34: schwierig.

00:23:35: Ja, ja, ich finde, das ist aber ein ganz schmaler Grat.

00:23:37: Also gerade so dieses Verurteilen und Beurteilen finde ich auch... Also heutzutage blick ich da auch ganz anders drauf als noch vor zehn Jahren.

00:23:46: Vor zehn Jahren hatte ich so auch so mein Weltbild mir so gemacht und dachte mir, das bin ich gut, das bin ich scheiße und jemand, der so ist, der hat irgendwie einen Dachschaden.

00:23:55: Und heutzutage habe ich gemerkt, das Leben kann so facettenreich sein und manchmal... sind Phasen, wo du vielleicht gar nicht so gut mit was klar kommst oder dich nur so schaffst, mit etwas klarzukommen und dann vielleicht so und so bist und ich versuche viel weniger zu urteilen.

00:24:11: und dernoch ist natürlich ein ehrliches Gespräch und der Freundin nennt es super.

00:24:14: Vielleicht ist es auch, weil wir natürlich jetzt in einem ähnlichen Alter sind und natürlich jetzt auch viel genädiger sind und unser Erfahrungsschatz uns auch dazu gebracht hat, mal weniger.

00:24:22: ... zu sagen oder diplomatischer zu sein.

00:24:25: Das lerne ich noch.

00:24:26: Also das muss ich wirklich lernen.

00:24:27: Mein Mann sagt das auch immer.

00:24:29: Du bist gerade drüber.

00:24:30: Das musst du dem Menschen nicht sagen.

00:24:31: Das ist egal.

00:24:33: Und ich denke ganz oft, ich bin so ein Feldverbesserungsmodus an.

00:24:36: Den ganzen Tag möchte ich jemandem Feedback geben, was total ätzend ist, weil es ist einfach gar nicht gefragt.

00:24:41: Und ich gehe ins Geschäft rein und sage ganz oft, Entschuldigung, darf ich Ihnen Feedback geben?

00:24:45: Weil ich dann sage, das war so eine Sechsminusgrade der Service.

00:24:48: Und ich möchte dann verbessern.

00:24:50: Ich sage auch immer, wenn das Essen nicht geschmeckt hat.

00:24:52: immer was, weil ich möchte einfach nicht dieser schweigende Kunde sein.

00:24:55: Vielleicht kommen sie auch, weil ich aus dem Vertrieb komme, weil ich wünsche mir auch, dass mein Kunde mir immer sagt, wissen sie was, Frau Petri, du, das war jetzt nichts, als der Kunde, der schweigt und geht, weil nur nur ansprechender Kunde und nur ansprechender Mensch kann ja gehört und gesehen werden.

00:25:08: Total

00:25:09: interessant.

00:25:10: Total interessant.

00:25:11: Und

00:25:11: das finde ich halt wichtig.

00:25:12: Also wo hilft, wie hilft man, ne?

00:25:14: Also jemand, der durchs Restaurant geht und da hängt die Toilettenpapierrolle noch vom Klo, da würde man heutzutage natürlich auf jeden Fall Aufschulungen sagen.

00:25:24: Ich hatte gestern, ich war gestern im Konzert.

00:25:26: Vor mir saßen zwei Mädchen und schon mal vorne weg, ich habe nichts gesagt.

00:25:31: Eine hat richtig übel gerochen.

00:25:34: Also, die hat weder die Klamotten gewaschen, noch ihre Haare noch so.

00:25:37: War aber ganz sweet und hatte sich mit ihrer Freundin eigentlich auch hübsch gemacht.

00:25:41: Aber sie hat wirklich Steckhörungen.

00:25:42: Und ich habe noch so darüber nachgedacht,

00:25:44: würde ich

00:25:45: dem Mädchen helfen, wenn ich ihr sagen würde, pass auf, du musst dich duschen.

00:25:50: Du musst dir deine Klamotten waschen, weil in ihrem Leben wird sie das behindern.

00:25:54: Natürlich, ganz klar.

00:25:55: Ich habe es nicht gemacht, weil ich kannte sie nicht und bis auf einmal netten Blickkontakt hatten wir keinen Kontakt.

00:25:59: Aber das finde ich schon auch, das geht mir immer mal wieder so.

00:26:02: Also Geruch ist so ein Thema, was mich total belastet, wenn Leute doll riechen.

00:26:08: Meistens, das habe ich auch bei den Mädchen gedacht.

00:26:10: ist ja eine Geschichte dahinter, ne?

00:26:12: Also du

00:26:13: weißt es.

00:26:13: Du weißt auch nicht, wo sie gerade herkommt.

00:26:14: Vielleicht war sie gerade irgendwo arbeiten.

00:26:16: Vielleicht hat sie generell die Klamotten.

00:26:18: Man weiß es nicht.

00:26:19: Bei einer fremden Person würde ich es... Ich würde in ähnlichen Gedanken haben, das ist witzig, aber ich würde wahrscheinlich bei fremden Menschen das auch nicht tun.

00:26:26: Aber ich wäre schon jemand, der sagen würde, wenn du jetzt irgendwie Petersile zwischen den Zähnen hast, deinen Rosenstall auch ist, das würde ich auch vielleicht bei fremden machen, dass ich mal eben so... Entschuldigung.

00:26:34: Ich glaube, was, was man innerhalb kürzester Zeit verändern kann.

00:26:37: Oder

00:26:37: schnell vor dieser klassische Pfeil, wenn deine Freundin hat Mundgeruch.

00:26:40: Manchmal ist es ja so, dann hast du halt irgendwie ein bisschen was.

00:26:43: Dann denke ich, ich habe so einen langen Prozess, sag ich das, sag ich das, nicht komm, ist egal.

00:26:47: Heute

00:26:47: egal.

00:26:47: Ja, aber

00:26:48: guck mal.

00:26:48: Ist es halt mal oder sagst du das?

00:26:49: Und dann sag ich irgendwann so, brauchst du ein Kaugummi oder so, oder hast du irgendwas gegessen?

00:26:53: Irgendwas stimmt nicht.

00:26:54: So ist es einfach so.

00:26:55: Oder habe ich letztens auch zu jemandem gesagt, dann gab es Riesenerge, habe ich gesagt, gehst du eigentlich regelmäßig zur Zahnreinigung?

00:27:02: Und dann so, also wirklich, das ging sofort wie eine Rakete nach hinten.

00:27:06: Was soll das denn?

00:27:07: Und ich habe gesagt, du riechst im Mund, als ob du da so eine Baustelle hast.

00:27:10: Irgendwie so, ne?

00:27:12: Und das war zu viel.

00:27:13: Und das habe ich dann zu Hause mein Mann erzählt und er hat auch gesagt, das geht gar nicht.

00:27:17: Habe ich gesagt, willst du mich verarschen?

00:27:19: Das Mädel geht die ganze Zeit durch die Gegend.

00:27:20: Weißt du, wie viele Menschen denken, hör mal, geh mal zum Arzt, zum Zahn, putz dir mal die Zähne oder benutze mal Zahnseite.

00:27:25: Du riechst alt nach alten Sachen aus dem Mund.

00:27:27: Und wenn du riechst, Knie schon aus der D-Jugend, aus dem Mund, dann musst du doch irgendwie was machen.

00:27:32: Das ist doch nur nett gemeint.

00:27:34: Also auch das ist ein ganz wichtiges Thema.

00:27:36: Ich finde, wenn einer mal Mundgeruch hat, dann sagt man

00:27:41: nix.

00:27:41: Oder man sagt gar nichts.

00:27:42: Oder man sagt wirklich, wenn man weiß, ist man gar nicht.

00:27:45: Wenn jemand das eigentlich immer regelmäßig hat, obwohl er ein sehr gepflegter Mensch ist, auch das kenne ich immer im Umfeld.

00:27:51: Ich habe es nicht gesagt.

00:27:52: Warum?

00:27:53: Ja, weil ich befürchte, dass das passiert, was da bei dir offensichtlich

00:27:57: ist.

00:27:57: Ja, aber weißt du, was danach, ja, ich hab's nicht erfahren, ob sie zur Zahnreinigung gegangen ist, aber ich hab sie wieder getroffen und der Geruch war weg.

00:28:06: Also und manchmal braucht man diese Panayota im Leben, die dann kommt und sagt, weißt du was, was die Zehntausende Leute gerade nicht gesagt haben, seit Wochen, dass du Maulje-Piefer hast.

00:28:14: Und dann musst du, wie man schön im Rheinland hier sagt, dann musst du was tun.

00:28:19: Weil und dann bist du dankbar, dass du mich getroffen hast.

00:28:22: darauf.

00:28:22: Das ist wichtig.

00:28:23: Weil hast du eigentlich nur dich selbst, weil du wurdest gerade auf was Unangenehmes angesprochen.

00:28:28: Aber ganz ehrlich, jeder, der mich bitte trifft und es ist irgendwas, sprecht mich bitte an, weil ich bin dankig für diese Person.

00:28:34: Also ich sage dir mal, wo du hättest so was?

00:28:35: Ja,

00:28:35: und du bist Moderatorin und hast die ganze Zeit so ... Maul oder so.

00:28:38: Ja, ganz

00:28:40: hekti, olle

00:28:41: Arbeit.

00:28:41: Meine Frau hat ja gesagt,

00:28:43: sie riecht aus dem Mund wie eine Kur aus dem Arsch.

00:28:44: So hat man das bei uns in der Familie gesagt, will man nicht haben.

00:28:47: und ich glaube tatsächlich, wenn du das jetzt so beschreibst, Die Person, der du das gesagt hast, die hat einmal sich ganz elend gefühlt im Moment, ist was, was ich eigentlich in meinem Leben vermeiden möchte, dass ich irgendjemand schlecht fühle, nachdem er mit mir gesprochen hat.

00:29:00: Aber vielleicht hat's ihr im Leben ... Aber

00:29:02: weißt du, manchmal tut's richtig gut.

00:29:04: Einmal ganz kurz, das ist ja nur unangenehm, weil's peinlich ist.

00:29:07: Mir wär's auch peinlich, wenn's mit einer sagen würde.

00:29:10: Aber ich wär auch total dankbar darüber, weil ich mir denk, Gott sei Dank, stell dir vor, ich hab morgen Interview und dann sitz ich da oder im Autohaus und dann denkt er sich, boah, die war ja ganz nett, aber der Mund ging gar nicht.

00:29:20: Du hattest

00:29:20: mich eben gefragt, ob es diesen Gesprächspunkt, ob es diesen Moment gab, der Visieröffnung, sag ich jetzt mal mit der Mama.

00:29:26: Jetzt muss ich sagen, meine Mama ist analphabet und war nur vier Jahre in der Schule.

00:29:29: Sie hatten natürlich überhaupt nicht diesen weder den pädagogischen Hintergrund, noch die Bildung, sich so kritisch zu reflektieren.

00:29:35: Die ist mit sieben Kindern groß geworden.

00:29:38: Das letzte Kind haben sie zur Adoption freigegeben, weil sie nicht genug zu essen hatten.

00:29:42: Ihr Vater ist gestorben, als sie vier war.

00:29:44: Ich kenne doch Geschichten, dass sie sich mit sechs Mann einen Fisch teilen mussten, was meine Mama dazu bringen, dass sie bis heute noch Fischaugen und den Kopf von der Dorade auslutscht, weil sie einfach weiß, das ist total lecker, sagt sie dann immer, und sie weiß, wo sie herkommt.

00:29:58: Und ich habe das Gespräch gehabt, ich bin auch jahrelang in Therapie gegangen, um auch viele Sachen einfach aufzulösen.

00:30:04: Zum Beispiel, dass ich halt nicht weinen kann und so gnadenlos leider auch mit mir und auch mit anderen bin.

00:30:09: Aber sie hat es zu mir gesagt, als ich ihr mal gesagt habt, Mama, ich habe zwanzig Jahre Handball gespielt und ich war ja auch richtig erfolgreich.

00:30:15: Ich habe in der dritten Bundesliga gespielt und du warst nie da.

00:30:18: Und dann hat sie gesagt, ja, aber ich interessiere mich doch nicht dafür.

00:30:20: Was soll ich da?

00:30:22: Das war ihre Antwort.

00:30:23: So, warum soll ich in irgendwo hingehen, was mich nicht interessiert?

00:30:26: Und dann habe ich sie angeguckt und habe gesagt, ja, ich kann diese Denke einfach nicht ändern.

00:30:30: Sie ist ultrarational und.

00:30:32: sehr hart auch selbst groß geworden.

00:30:34: Was soll ich von einer Frau erwarten?

00:30:36: oder dass ich gesagt habe, Mama, warum haben wir nie zu?

00:30:39: Wir haben von Montags bis Sonntags den Laden auf.

00:30:41: Warum gibt es nicht einen Ruhetag, wo wir was mit der Familie machen können?

00:30:43: Und sie hat damals zu mir gesagt, hat uns keiner gesagt.

00:30:46: So.

00:30:47: Und was soll ich denn jemandem denken, der aus der Hungersnot, aus dem absoluten Elend nach Deutschland kommt?

00:30:52: Alleine ohne Eltern mit einundzwanzig, mit einem dreizehn Jahre älteren Mann, den sie nie geliebt hat.

00:30:57: macht mit ihm drei Kinder und arbeitet sich wirklich kaputt.

00:31:00: Also ich habe mit meiner Mutter, bevor ich noch in die Grundschule gegangen bin, um vier Uhr morgens hat sie mich geweckt.

00:31:05: Sie hat mich mitgenommen, weil sie eine Schule geputzt hat.

00:31:07: Ich kann mich noch erinnern, wie diese Neonlampen angegangen sind.

00:31:10: Bin da mit einem Spachtel in die Schulklasse gegangen und sie hat zu mir gesagt, geh unter die Tische und mach die Kaugummies ab.

00:31:16: Und ich kam halt genau gerade so so drunter und musste diese Kaugummies abknibbeln.

00:31:21: Und ich war acht Jahre alt und danach hat mich meine Mutter in die Grundschule erst gebracht und ich habe da schon Und für mich war das klar, um vier Uhr morgens zweimal die Woche aufzustehen, um mit meiner Mutter diese Schule vor Schuleröffnung putzen zu gehen.

00:31:33: Und mein Kopf ist natürlich in der Grundschule manchmal auf den Tisch geknallt und ich bin eingeschlafen und der Lehrer hat gesagt, Panne, oder warum schläfst du?

00:31:39: Du musst früher ins Bett.

00:31:41: Und ich habe dann gesagt, ja, aber ich war noch arbeiten und alle Kinder haben gelacht.

00:31:44: Das du lügst, Kinder müssen nicht arbeiten.

00:31:46: Und ich war dann in so einem Konflikt, weil ich bin nach Hause gegangen, hab gesagt, Mama, in der Schule musst du gar keine arbeiten, nur ich.

00:31:52: Und dann hat sie immer gesagt, watsch.

00:31:54: Erzähl das doch keinen, dass du arbeitest.

00:31:56: Wenn du mal groß bist, dann kannst du schon arbeiten und die anderen nicht.

00:32:00: Und für mich wäre das immer ein Mehrwert.

00:32:02: Ey, klar.

00:32:02: Ich sag das keinem, dass ich so viel arbeite, dass ich meine Eltern so viel unterstütze.

00:32:06: Also es war sehr pragmatisch aus der notgeborene Denkweise, die mir auch einen unheimlichen Überlebensinstinkt, also einen Straßenkindmodus, weil ich einfach alles alleine klären musste.

00:32:17: Also wir hatten keinen, der auf meiner Theateraufführung da war.

00:32:21: Ich bin alleine dahin gegangen.

00:32:22: Ich habe mich alleine beim Handball angemerkt.

00:32:24: Ich habe jedes Spiel alleine gemacht.

00:32:25: Ich war eine sehr gute Sportlerin, aber es war einfach nie einer oben, der geklatscht hat oder der gesagt hat, wow.

00:32:31: Als ich mal nach Hause kam und ganz stolz gesagt habe, Papa, ich habe heute elf Tore gemacht.

00:32:35: Und ich muss dazu sagen, mein Vater ist neunzwanzig, in Russland geboren.

00:32:38: Der war halt auch ein richtiger, starker griechischer Tyrann.

00:32:42: Der hat dann zu mir gesagt, elf Dore, was ist das?

00:32:45: Steffi Graf, das ist eine Sportlerin.

00:32:47: Also ich hatte immer... Ich hatte immer Vorbilder, an die ich nicht angekommen bin, oder gesagt habe, wenn du Sportlerin bist, dann hast du irgendwann Gold und Medaille für dein Land geholt.

00:32:56: Das Bannerjotter ist in Siege.

00:32:59: Und wenn du dann immer wieder hörst, dass du unerreichbare Ziele bekommst, dann hörst du irgendwann auf, dir deinen Lob einzuhalten.

00:33:06: Und dann musst du dir selber auf die Schulter klopfen.

00:33:08: Und das habe ich halt sehr gut gemacht.

00:33:09: Und ich wusste, ich war eine gute Schülerin, damit ich Lob von meinen Lehrern bekomme.

00:33:13: Ich bin gerne in die Schule gegangen, weil da Menschen waren, die sich um mich gekümmert haben.

00:33:17: Ich war immer Schulsprecherin oder Klassensprecherin.

00:33:19: Ich war immer wahnsinnig beliebt, weil ich einfach mir all meine Liebe nur durch Freundschaften geholt habe, indem ich eine extra Mailing gehe, für alle meine Freunde.

00:33:28: Also ich habe alles für die.

00:33:30: Ich würde mein Leben geben.

00:33:32: Ich habe gedacht, irgendwann sterbe ich mal aufgrund meiner größten Zivilcourage, weil ich mich irgendwo zwischen haue, weil sich irgendjemand prügelt oder so, weil ich immer für jeden da bin.

00:33:40: Und ich musste das in der Therapie auch erst mal aufarbeiten, zu lernen, dass ... Ich mich nicht darüber immer nur profilieren darf, für jeden da zu sein, oder?

00:33:49: alles liegen lassen für alle, dass ich auch gesehen werde, wenn ich einfach nicht krisengroße Geschenke mache zum Geburtstag oder immer jemanden anrufen.

00:33:57: als erstes, weil ich daran denke, weil der Geburtstag zum Beispiel der einzige Tag im Jahr war, wo meine Eltern gemerkt haben, dass sie ein Kind haben, weil da hat meine Mutter von morgens gesagt, heute ist deine Geburtstag, Wana Jota, hier sind Schnitzel und Pommes, hinten der Tisch ist für dich gedeckt, es gab einen großen Kuchen, die Kinder durften kommen, alle Schnitzel und Pommes, bei uns in der Kneipe, ein großer Gläser Fanta trinken, das war natürlich für die ein super schöner... Kindergeburtstag und für mich der einzige Tag im Jahr, wo ich angeguckt wurde und gesehen wurde.

00:34:23: Der

00:34:23: Unterschied zwischen dir und mir ist, ich

00:34:25: höre dir zu

00:34:26: Beginn.

00:34:30: Ja, es ist rührend, es ist rührend, deswegen liebe ich Geburtstage, deswegen feiere ich jedes Jahr mein Geburtstag groß und liebe auch, wenn andere Geburtstage haben.

00:34:38: Ich mache immer die größten Geschenke.

00:34:40: weil ich genau weiß, wie schön dieser Tag sein muss, gesehen zu werden.

00:34:44: Und das ist halt schwierig.

00:34:46: Deswegen kann ich auch sehr, sehr, sehr wenig für mich Gutes tun, aber sehr vieles für andere.

00:34:51: Also dadurch bist du der Mensch geworden, der du bist.

00:34:53: Und du bist ein ganz außergewöhnliches in vieler Hinsicht.

00:34:55: Das haben wir jetzt gerade in den letzten fünf Minuten gehört.

00:34:58: Und ich bin immer noch gerührt und muss das kurz

00:35:00: bearbeiten.

00:35:01: Ich habe

00:35:01: nie Taschen.

00:35:02: Ich bin eine Frau, die nie ... Ich war

00:35:04: auch eine Mutter.

00:35:04: Meine Mutter würde sagen, ist mal was, Bananjorn.

00:35:06: Ist mal was.

00:35:07: Dann geht das weg.

00:35:08: Boah, ich hatte auch

00:35:09: meine Kinder noch klein,

00:35:10: war keine Taschentücher oder Feuchttücher oder irgendwie sowas.

00:35:13: Ich

00:35:13: bin auch so schlecht.

00:35:13: Ich

00:35:13: bin immer schlecht vorbereitet, was das angeht.

00:35:16: Aber bin sehr berührt von dem, was du gerade erzählt hast.

00:35:20: Ganz viele Dinge, von denen, die du erzählt hast, fand ich jetzt gerade sehr berührend bei deiner Mutter.

00:35:25: Also sie ist bis heute anhaltsverbitten.

00:35:26: Ja, also sie kann ihre Namen schreiben und sie kann auch mal, also sie kann jetzt kein Brief von der Krankenkasse lesen oder so.

00:35:32: Das musste ich als Kind schon immer machen.

00:35:34: Wer

00:35:35: macht das heute für sie?

00:35:36: Vier, also der Schwester, mein Bruder oder ich.

00:35:38: Also ich hab ältere Geschwister auch, dazu muss ich auch noch sagen, dass mein Vater, als ich zehn Jahre alt war, aufgrund seines Rauchens, seine Beine amputiert bekommen hat und acht Jahre später auch verstorben ist, also mein Papa ist gestorben, als ich achtzehn war.

00:35:50: Dann habe ich also erst mit Amputation der Beine meines Vaters meine Eltern kennengelernt, weil die dann die Kneipe aufgegeben haben.

00:35:57: Und dann saßen wir zusammen und dann habe ich zum ersten Mal an einem Tisch gesessen mit meinem Vater, meiner Mutter und mir.

00:36:02: Und dann haben die die ganze Zeit Witze gemacht und meine Mutter hat immer einen dreckigen Humor.

00:36:05: Mein Vater hat einen sehr gewitzten, also einen sehr gebildeten Humor.

00:36:09: Und die haben sehr viel zusammen gelacht.

00:36:11: Und dann habe ich gedacht, cool, die beiden.

00:36:12: habe ich ja so mit elf Jahren dann so richtig kennengelernt.

00:36:15: Und

00:36:15: die sich wahrscheinlich auch.

00:36:17: Und meine Mutter hat auch immer gesagt, Mensch, Nico, wenn wir gewusst hätten, was für eine schöne Ehe wir hätten, dann hätten sie dir die Beine schon vor acht und dreißig Jahren amputieren müssen.

00:36:24: Die haben also sehr schön galge Humor auch gehabt.

00:36:26: Den habe ich ja auch von denen.

00:36:27: Da sind beide, tun sich beide nichts.

00:36:29: Aber es war halt immer dann eine neue Zeit für mich, weil ich die dann auch so erlebt habe.

00:36:34: Nicht gestresst, nicht aggressiv, nicht streitend.

00:36:37: Also meine Mutter hat doch nie neben meinem Vater gelegen, sondern meine Mutter hat mit dem Kopf da.

00:36:42: und mit den Füßen da, also die haben nicht nebeneinander gelegen, sondern so versetzt.

00:36:46: So versetzt, ja, so gegenläufig.

00:36:48: Ja, genau.

00:36:49: So, dass ich im Kindergarten, ich glaube, durch irgendeine Geschichte erst gesehen habe, dass Eltern nebeneinander liegen und ich habe dann gelacht und...

00:36:54: Ach, so habe ich auch mitgelegen.

00:36:54: Ja, ja, die haben so... Ich habe die auch noch nicht umarmen sehen oder sich küssen.

00:36:58: Ich habe noch nie meine Mutter, mein Vater, berühren sehen.

00:37:02: Die haben sich nie berührt.

00:37:03: Also das macht man vor Kindern grundsätzlich nicht.

00:37:06: Das haben die auch vorgelebt, also die haben sich nicht berührt, die haben uns auch wenig angefasst, also gar nicht, was auch dazu führt, dass ich jetzt in meinem Leben auch immer wenig Körperkontakt, also ich mag es nicht von der Kosmetikerin angefasst zu werden, ich bin keiner der Decor-Massage, genießt uns auch, oh ja, mach alles, ich gehe nicht zu Massagen, ich mache nichts, was Körperkontakt mit irgendwelchen anderen Frauen zu tun hat.

00:37:27: Das ist ganz krass.

00:37:29: Seitdem ich aber Mama bin, kann ich das total gut.

00:37:32: Also mit meinem Kind geht das alles so.

00:37:34: Hätte ich das gewusst, hätte ich vor zwanzig Jahren schon Kinder gekriegt, hätte ich fünf, sechs Stücke gemacht, dann wäre meine Seele, glaube ich, schon viel eher geheilt worden.

00:37:41: Weil diese unfassbare Liebe, die ich jetzt entdecke, auch zu meinem Kind, auch mit meinem Kind, die habe ich ja noch nie in meinem Leben kennengelernt.

00:37:48: Und jetzt, ich gebe das halt die ganze Zeit zurück.

00:37:50: Und jetzt kommt es noch mehr hoch, weil ich mir denke, was für ein unfassbares Individuum wäre ich eigentlich geworden, wenn meine Eltern mich... so geliebt hätten oder generell geliebt hätten oder es mir gezeigt hätten.

00:38:00: So und klar bin ich für viele eine harte Sau geworden.

00:38:03: oder viele sagen du bist wahnsinnig dominant und so und stark.

00:38:07: Das ist natürlich meine Fassade und ich habe auch super viel Kraft, aber ich hatte ja auch keine Wahl.

00:38:12: Also ich musste ja die Panayota sein.

00:38:14: Ich weiß nicht, ob du das kennst, aber Not macht erfinderisch und du wirst immer aus irgendwelchen Missständen aus deiner Kindheit, die ja etwas Positives bauen oder ich kann mir wahrscheinlich meine Grundmannamentalen stärken.

00:38:26: sagen, dass ich Glück habe, das hätte auch ganz in eine andere Richtung gehen können.

00:38:29: Ja, aber es gibt beides.

00:38:30: Es gibt Menschen, die haben eine harte Kindheit und gehen daran kaputt und leiden ein Leben lang darunter und haben immer diese Lücke, fühlen immer diese Lücke, die sich versuchen zu schließen.

00:38:39: Und es gibt andere, die werden daraus stark, erfolgreich, kraftvoll, haben vielleicht auch Phasen, wo sie eine Lücke empfinden.

00:38:46: Wenn ich es mit meiner Kindheit vergleiche.

00:38:49: Bei mir war sehr viel Stabilität, sehr viel Normalität.

00:38:53: Wir waren Mutter, war Hausfrau, mein Vater hatte einen guten Job.

00:38:56: Er

00:38:56: hat auch

00:38:57: gut verdient, aber wir haben im sozialen Wohnungsbau gewohnt.

00:39:00: Aber es gab eben nie Geldsorgen zum Beispiel.

00:39:03: Sonntags ging man vormittags mit Papa auf dem Flohmarkt oder am Nachmittag waren wir im Garten, was ich immer schrecklich fand.

00:39:09: In Westberlin hat man ja so ein Schrebergarten gehabt, sonst hat es ja nichts Grünes um sich rum gehabt.

00:39:13: Es war halt alles so.

00:39:15: Ja, aber ganz normal.

00:39:17: Im Übrigen teile ich das schick seit meiner Eltern.

00:39:20: Ich war Leistungssportlerin.

00:39:21: Ich bin gespommen davor bei der Leichtathletik.

00:39:24: Grundschule Leichtathletik kann ich mich noch erinnern, dass meine Mutter mal geguckt hat, aber

00:39:28: beim Schwimpfwettkampf

00:39:30: am Wochenende in so einer Halle.

00:39:32: Ich glaube, sie waren kein einziges Mal mit dabei.

00:39:35: Und ich habe das damals aber nicht als Skurril empfunden, obwohl in meiner Leistungsgruppe die anderen Eltern alle total engagiert waren.

00:39:42: Ich hab's irgendwie nicht vermisst.

00:39:44: Ich weiß nicht, ich hab das wahrscheinlich so... Vielleicht

00:39:46: hast du's auch einfach, weil du zu Hause dann noch andere Arten von Aufmerksamkeit erlebt hast.

00:39:51: Ich hab

00:39:51: die Aufmerksamkeit auf jeden Fall bekommen.

00:39:53: Und die Liebe, ich bin ein sehr geliebtes Kind.

00:39:56: Meine Eltern haben sich auch geliebt, obwohl da immer auch viel gemäckert wurde.

00:39:59: Aber ich bin mit Liebe groß geworden.

00:40:00: Und trotzdem fand ich das so witzig gerade, dass du gesagt hast.

00:40:04: Da kamen die einer mit, weil mir kamen auch die einer mit.

00:40:06: Meine Mutter war auch noch nie, mein Vater ist jetzt über zwanzigjährig schon tot, noch nie im Frühstücksfernsehen-Studio.

00:40:12: Ich hab die mir irgendwo vor zehn Jahren, jetzt ist sie dement, aber vor zehn Jahren mal gefragt ist, würdest du denn mal mitkommen wollen?

00:40:20: Und ich weiß, die

00:40:21: Eltern von, oder die Geschwister oder so.

00:40:24: Von allen meinen Kollegen waren mal da, die Eltern.

00:40:26: Aber meine... hatten jedes Bedürfnis.

00:40:29: Und wir sind mein größter Fan bis heute.

00:40:31: Also wenn ich irgendwas von der Arbeit erzähle, dann hat sie da immer noch ganz, ganz liebevolle Worte für.

00:40:37: Aber das war eben nie Teil des Selbstverständnisses.

00:40:40: Das sollten wir schon alleine machen.

00:40:42: oder auch, was ich für Jobs gemacht habe.

00:40:44: Bei mir ging das wirklich erst mit siebzehn, achtzehn, die wusste ganz normal.

00:40:47: Die Jobs, die man so macht vom Kellnern.

00:40:48: Ich habe Nachhilfe gegeben und so.

00:40:51: Da haben die sich nicht weiter drum gekümmert oder mir jetzt die tollsten Jobs vermittelt.

00:40:54: Vielleicht hast du dir ja auch gut gezeigt, dass du sehr selbstständig bist.

00:40:58: Das hat ja auch viel mit Vertrauen zu tun.

00:41:00: Vielleicht hast du das dann auch in die

00:41:02: Wiege geliebt

00:41:03: bekommen, dass sie dir einfach vertraut haben, dass es gut wird, dass du dein Weg gehst.

00:41:07: Würde ich auch sagen, ich nehme mal schwer an deine Eltern das Vertrauen haben, die dir auch entgegengebracht, sonst hätten sie ja Sorge gehabt, dass irgendwas mit dir passiert.

00:41:16: Die hatte einfach nie Sorge.

00:41:18: Marlene, nie, nie, nie, die hat auch immer gesagt und du musst dir vorstellen, ich habe ja in dieser Kneipe gesessen und das ist jetzt ein bisschen tragisch, traurig, was ich hier erzähle.

00:41:25: Ich war ja ganz klein auch in dieser Kneipe, stundenlang.

00:41:28: Es gab halt nicht diesen Moment von.

00:41:29: ich gehe jetzt mein Kind oben ins Bett bringen.

00:41:32: Meine Mutter hat mich an oben ins ein Band gebracht, aber die Tür war abgeschlossen und sie ist alle vier Stunden hochgegangen, den Sollkling, das Kind füttern.

00:41:40: Also ich wurde so gefüttert, das hat meine Mutter mir erzählt, ich hatte... zwei Kohlerkästen links und rechts, diese aus Glas damals noch, zwei Kissen, meine Milchflasche da drin, ein Gummiband dazwischen.

00:41:51: Und dann hatte ich das so in meinem Gesicht.

00:41:53: Und die Kohlerkästen haben mich so gequetscht, damit ich mich nicht links und rechts drehe, damit ich die Flasche so habe.

00:41:58: Und so hat sie mich großgezogen.

00:41:59: Und jetzt kannst du dir ja vorstellen, was für ein Missstände da rein neurologisch irgendwie passiert sind.

00:42:06: Und meine Mama sagt, ja, du Arme, aber ich hatte keine Chance.

00:42:08: Ich musste ja arbeiten gehen.

00:42:09: Ich musste dir ein schöneres Leben gucken, was du jetzt hast.

00:42:12: Du hast ein Dach über, du hast ein eigenes Zimmer.

00:42:14: Also ich hatte natürlich kein eigenes Zimmer mit meinen Geschwistern, aber für sie war das schon so viel mehr als was sie hatte.

00:42:20: Und deswegen denkt sie ja auch, das habe ich alles.

00:42:22: Das sagt sie mir ja heute noch.

00:42:23: Guck mal, was ich alles für dich getan habe.

00:42:25: Oder damit dein Bruder studieren kann, bin ich putzen gegangen.

00:42:28: Auf den Knien habe ich sein Studium bezahlt.

00:42:30: Und das ist ja auch wirklich so.

00:42:31: Und deswegen bin ich ja auch nicht böse für das, was passiert ist, weil sie hat im Rahmen ihrer... Vermöglichkeiten, ja alles gegeben, wenn ich sie heute frage, Mama bereust du irgendwas, sagst du, nee, super gehen, da gucken wir was, was dir geworden ist.

00:42:41: Warum?

00:42:42: Weil ich so war zu dir.

00:42:43: Und die ist ganz fein und ganz im Reinen.

00:42:45: Und so soll sie auch wirklich von dieser Welt gehen, weil es gibt keinen Grund.

00:42:50: Ich kann nicht mit einem Baum philosophieren.

00:42:53: Also, ich kann keine Antwort erwarten von jemanden, der einfach diesen Intellekt nicht hat.

00:42:58: Und ich habe einfach gelernt, ich muss loslassen.

00:43:00: Ich kann sie nicht mehr ändern.

00:43:02: Ich werde das nicht verändern.

00:43:03: Ich kann nur... Verzeihen, das ist ganz wichtig und versuchen nicht persönlich zu nehmen, weil ich kann am Ende des Tages auch nur dankbar sein für das, weil ich habe das Beste draus gemacht und muss jetzt einfach mit dieser einzigen Chance, die man hat, man kann sich die Mama ja nicht aussuchen oder den Papa oder das Leben einfach nur lernen, gnädig zu sein.

00:43:21: und das bin ich jetzt und das hat aber auch gedauert.

00:43:24: Also das hat wirklich den Prozess mindestens zehn, zehn, zwölf, fünfzehn Jahre gedauert und trotzdem habe ich zwischendurch nur offen gewohnt und trotzdem werde ich manchmal laut und trotzdem denke ich manchmal, boah.

00:43:34: Unnötig Panayota, aber es passiert einfach, weil wir Menschen sind.

00:43:38: Und das ist einfach so, dass... Verhältnis ist immer natürlich auch ein verletztes Kind.

00:43:43: da ist was zwischendurch.

00:43:45: Ich war mit meinem Kind neulich im Zirkus und ich habe da auch mit drinnen gesessen, weil ich mir dachte, was für ein tolles Erlebnis und was ist mir alles verwehrt geblieben.

00:43:53: Und ich mache ganz vieles jetzt mit meinem Kind, was ich nicht gemacht habe im Sandkasten sitzen, auf dem Roller fahren zusammen, sich schmutzig machen, auf Augenhöhe alleine sprechen, sich wirklich hinzusetzen und auf dem Boden zu basteln.

00:44:07: Das sind ja alles Sachen, die habe ich nicht erlebt.

00:44:09: Die mache ich jetzt doppelt und dreifach gerne, weil ich einfach merke, wie viel mir das auch wiedergibt.

00:44:15: Weil ich denke, guck mal, wie toll das Kind das findet, mit mir jetzt in eine Bude zu bauen oder unter der Bettdecke mit Papa zu sein und zu sagen, komm, wir spielen nochmal, Papa, Mama, Kind.

00:44:24: Das finde ich so süß, wenn wir das nochmal spielen sollen.

00:44:28: Und das sind doch die besten Momente, die ich gerade habe.

00:44:30: Und deswegen freue ich mich, dass ich Mama gewonnen bin.

00:44:32: Es

00:44:33: ist was Wahnsinnig Schönes und das macht einen so glücklich.

00:44:35: Und trotzdem wirst du wahrscheinlich in zehn, dein Kind ... noch klein in zehn, fünfzehn Jahren zurückblicken und denken, guck mal, da habe ich nie darüber nachgedacht.

00:44:44: Das hätte ich jetzt im Nachhinein anders gemacht.

00:44:45: Also wir versuchen es bestmöglich, so wie deine Mutter in ihren Möglichkeiten es versucht hat, bestmöglich zu machen, auch wenn das

00:44:54: nicht

00:44:55: so war, wie du es dir gewünscht hättest.

00:44:57: Und trotzdem machen wir es ja auch genauso, weil du gerade erzählst, dass du so wenig körperlichen Nähe hattest.

00:45:03: Das ist ja was, was ich wirklich.

00:45:05: Brauche, selber brauche, selber gebe, jedem der es nicht möchte.

00:45:10: Ich bin ein sehr haptischer Mensch.

00:45:11: Ich habe gerne Nähe.

00:45:13: Und das habe ich auch ohne, dass ich es bemerke, sondern die kreiere ich diese Nähe auch.

00:45:18: Aber du kreierst das ja auch mit deinem Kind.

00:45:21: Da haben wir auch schon mal kurz drüber gesprochen, ist auch sehr öffentlich diskutiert worden.

00:45:25: Du stillst dein großes Kind, was schon durch die Gegend flitzt,

00:45:29: schon redet

00:45:30: und genau, schon beide.

00:45:32: Und du stillst es

00:45:32: noch.

00:45:33: Und das ist natürlich eine sehr große Körperlichkeit zwischen Mutter und Kind, die was sehr, sehr Schönes hat, aber nicht von allen so verstanden wird, oder?

00:45:41: Ja, also ich habe es mir gar nicht vorgenommen.

00:45:43: Ich habe auch nicht, als ich schwanger war, gesagt, oh, wenn ich jetzt das Kind kriege, dann stille ich und dann mache ich das, weil du weißt ja gar nicht, was auf dich zukommt.

00:45:49: Das muss ich dir ja nicht sagen.

00:45:51: Kannst du Bücher und Lektüre und Geschichten hören.

00:45:53: Es ist ein absolutes Gefühl, was du nur selbst fühlst und auch dann erst kennst, wenn du es hast.

00:45:59: Und ich habe am Anfang natürlich versucht zu stellen und es ist total in die Hose gegangen.

00:46:03: Meine Brust sah zerfetzt aus.

00:46:05: Ich hatte Schmerzen.

00:46:07: Mein Kind war total dünn.

00:46:08: Ich habe nur gedacht, mein Gott, das will, das stirbt mich hier noch weg, weil es nicht genug Milch bekommt.

00:46:13: Aber ich wollte nicht so schnell aufgeben und habe mir dann schnell eine Stillberatung geholt, die dann kam und gesagt hat, Mensch, versuch mal.

00:46:20: Das Zungenbähnchen war dann so kurz.

00:46:21: Das habe ich dann schneiden lassen in einem ganz minimalen Schnitt.

00:46:25: Zwei, drei Tage später erledigt und mein Kind hat an meiner Brust gehangen, als ob es kein Morgen-Make-up gab.

00:46:31: Aber ich habe es nicht geplant und dass das jetzt dann so lange ging und dass ich dann... öffentlich dann auch irgendwann mal gesagt habe, ich habe es einfach gemerkt, also es war dann so argwünnig auch von Freunden oder von Freunden, die auch Mütter sind, Nachbarn, Bekannte, die dann, stillst du eigentlich noch?

00:46:45: Ist ja ekelhaft, also oder ich gehört habe von der Freundin mal, ja letztens war eine Freundin von mir da, boah, er voll ekelig, die stillt ihr zweijähriges Kind noch und ich dachte so, okay, mein ist jetzt eins und mein Kind hat so Spaß da dran und das ist so eine Wunderwaffe, weil es einfach, ich habe kein schreiendes Kind gehabt nachts.

00:47:02: Abends ist ja die Mutter Milch noch so mit Melatonin automatisch, das heißt das Kind hat... kurz getrunken, als ob so ein Joint gezogen hat und war dann weg und ich dachte, mega, zack, hingelegt.

00:47:10: Ich hatte wirklich

00:47:11: schöne, ruhige... Das

00:47:13: ist nicht absolut...

00:47:15: Ist

00:47:16: nicht, ist nicht, aber ich kann ja nur aus meiner Perspektive sagen und für mich war es total eine super Wunderwaffe.

00:47:22: Das war wirklich wie so ein, dass da die Eier legende Woll mich sau, wenn es Kind gezahnt hat an die Brust, war was vorbei, nachts nicht klar, hat es tausendmal getrunken.

00:47:31: Keine Frage, das macht es bis heute noch.

00:47:33: Es ist nie weniger geworden, also ich kann da jetzt auch keine... Prognose geben, dass es auch schön besser wird.

00:47:37: Also mein Kind trinkt wirklich.

00:47:39: Wir haben halt Junge in seinen besten Zeiten, jede Nacht, vier, fünf, sechs, zehn, zwölf, fünfzehn Mal zu trinken.

00:47:45: Ich mach's aber in so einem halb schlafen Modus und dock das Kind dann eben an.

00:47:49: Aber es wird halt nicht weniger.

00:47:50: Es ist dann tagsüber jetzt nicht mehr so.

00:47:52: Das ist, also früher muss ich noch in der Kita stellen, wenn ich das abgeholt habe oder so.

00:47:57: Das haben wir nicht mehr.

00:47:58: Das haben wir nur noch, wenn irgendwie mal was Blödes passiert ist oder mal gestürzt oder irgendwie geärgert ist, dass das Kind dann kommt und sagt Mama, Mimmy, aber ansonsten still ich es nachts.

00:48:08: noch

00:48:09: geplant.

00:48:09: Und der Kind ist jetzt drei?

00:48:11: Drei ein halb.

00:48:11: Drei

00:48:12: ein halb.

00:48:12: Das heißt, der sagt, Mama, darf ich mal Arne Brust.

00:48:16: Nee, das, also wir reden da jetzt nicht so drüber, zu sagen, Mama, zieh mal den BH aus.

00:48:19: Ich habe jetzt mal Bock, noch Schuss Milche abzukriegen.

00:48:21: Nee, das sagt dann Mama Mimi.

00:48:23: Und das ist aber dann abends.

00:48:23: Und das ist dann unser Ritual.

00:48:25: Also Papa putzt Szene und liest die Geschichte vor und dann kommen wir rein und dann ist das wirklich wie so ein Matador, so Mama, Mimi.

00:48:33: Und dann wird Mimi getrunken.

00:48:34: Das dauert dann wirklich ein paar Minuten und dann schläft das Kind weg.

00:48:39: Und dann docke ich es ab und

00:48:41: schläft mich dann

00:48:42: später da zu.

00:48:43: Oder schläft er bei euch im Bett?

00:48:43: Nee, schläft

00:48:44: er uns im Bett.

00:48:45: Das heißt, du flichst sie gar nicht immer unbedingt so und zwingend mit.

00:48:48: Nee, dreht

00:48:49: sich dann um und dann drehe ich mich um und packt den Mops aus und dann docke das Kind an und dann schläft es einfach weiter.

00:48:59: Habe ich nicht geplant?

00:49:00: Ich habe aber gemerkt, boah.

00:49:02: Das ist ja ein wunder Punkt in der Öffentlichkeit.

00:49:04: Viele Menschen fühlen sich total getriggert, auch als das Kind kleiner war, mir sofort ihre Stilgeschichte zu erzählen, warum sie nicht stillen, was mir total scheißegal ist.

00:49:12: Weil ich sage ganz ehrlich, jeder kann machen, was er will.

00:49:14: Also ich missioniere niemanden, ich verurteile keinen.

00:49:17: Also wenn einer sagt, ich wollte gar nicht stillen, ich konnte nicht stillen, ich hatte keinen Bock oder mein Mann sollte, ist mir wirklich vollkommen egal.

00:49:25: Ich möchte auch nicht immer die Geschichten von anderen hören, wenn man mich stillen sieht.

00:49:29: Aber ich habe gemerkt, wir Frauen ... Gerade wir Frauen, das ist ein wahnsinnig Wunderpunkt, weil viele Frauen, die es nicht konnten, fühlen sich dadurch provoziert.

00:49:40: Und dann so, bei mir ging das aber nicht.

00:49:43: Bei mir kam keine Milch oder zu wenig.

00:49:45: Und es ist ja auch

00:49:45: immer ein Phänomen seiner Zeit.

00:49:47: Als ich groß geworden bin, als ich auf die Welt kam, meine Mutter hat mir immer gesagt, da wurde gesagt, die Mutterwicht ist nicht so befreit von Schadstoffen.

00:49:55: Da war irgendwie flaschenlich angesagt.

00:49:58: Das ist

00:49:58: nicht alles, das ist ja alle Verwärmungen.

00:50:01: Monaten stillen, HIP.

00:50:02: Also das ist in anderen Länder gar nicht so gang und gäbe, dass man nach sechs Monaten seinem Kind, das ist halt so das Perfite daran, ich soll also und ganz oft auch auf Social Media wurde ich dann natürlich angegangen, abstellen, mein Kumpel letztens beim Joggen auch, dann willst du ihn auch, völlig sehr ekelhafen, ich sag verstört dich denn daran.

00:50:17: Du erzählst mir, dass dein Kind abends zwei Pullen Milch kriegt, was du kaufen musst, aus einem Pulver, aus einer Chemie hergestellt wird, mit Wasser angereicht wird, in einem Plastik-Dingens umgerührt wird.

00:50:30: Warm gemacht oder kalt gemacht.

00:50:31: Also das ist in Ordnung, aber es ist nicht in Ordnung, dass ich mein Kind stille.

00:50:35: Erklär mir das.

00:50:36: Also warum ist es in Ordnung, dem Kind mit im Schnuller zu sehen, mit drei Monaten, mit drei Jahren im Mund oder zwei Jahre im Mund?

00:50:41: Das ist gesellschaftlich akzeptiert.

00:50:43: Aber wenn ich irgendwo sitze und mein Kind stille, was ich jetzt nicht auch mache, dass ich im Restaurant sitze und sage, hier wird es schön, hier ist mein Brust.

00:50:51: Ich mache es immer diskret, weil ich möchte niemanden damit provozieren oder belästigen, auch wenn es für mich etwas Natürliches ist.

00:50:58: Allerdings merke ich, dass ein Schnuller und eine Flasche in der Gesellschaft akzeptiert ist, aber eine Brust arg vönisch angesehen wird.

00:51:05: Und das ist doch der Fehler, den wir haben, weil das ist die Natur.

00:51:08: Kein Alkohol.

00:51:09: Doch,

00:51:09: klar trinke ich Alkohol.

00:51:10: Ich trinke ein Glas Alkohol, weil man kann ein Glas Wein trinken.

00:51:12: Und das ist immer, das ist vollkommen in Ordnung.

00:51:14: Und wenn man sich ein bisschen mit dem Thema stillen befasst, dann sieht man auch, wie viele Ammenmärchen es gibt.

00:51:19: Ja, wenn ich immer sehe, das ist so viel von Social Media auch angetrieben, das Thema mit supergeilen Influencer, die dann geilen Milchpumpen zeigen.

00:51:28: auch noch nie abgepumpt.

00:51:29: Es ist anstrengend.

00:51:32: Ja, ich hab die Brustwatte zerfetzt.

00:51:34: Ich weiß nicht, ob ich mich so blöde angestellt hab mit den Dingern da.

00:51:37: Ich hab da von der Erniedrigung des Lebens mal ganz abgesessen.

00:51:41: Also wirklich, das ist so.

00:51:43: Also ich freue mich für jede Mutter, bei der das gut funktioniert und die damit ihren Job oder was auch immer, jeden Tag ist Ablauf gut in den Müll kommen.

00:51:49: Aber dieser Abpumperei war ein Prozess, der war wirklich erniedrigiert auf der ganz oberen Skala und hat's für mich nicht gebracht.

00:51:57: viele Frauen, und das ist auch okay.

00:51:58: Die machen das, weil es für sie einfacher ist.

00:52:00: Oder weil sie nachts sagen, ich bin so im Eimer, ich habe noch ein zweites Kind, mein Mann soll das machen.

00:52:04: Alles okay.

00:52:05: Machen, machen, machen.

00:52:06: Also nochmal.

00:52:07: Auch da wieder.

00:52:09: Nicht.

00:52:10: zu verurteilen.

00:52:11: Also das ist ja so und ich sage dir aber trotzdem jetzt, dass ich auch nicht ganz frei von Gedanken bin.

00:52:17: zum Thema Stillen.

00:52:18: Ich weiß es sich mal im Campingurlaub waren mit meinen amerikanischen Freunden, meine Kinder, meine Familie, alle waren dabei, waren eine große Gruppe und meine Freundin, deren Sohn jetzt auch schon mittlerweile erwachsen ist, so wie meine Kinder.

00:52:28: Aber die hat ihren sechsjährigen Sohn auch noch gestillt und die tobten da im Dreck zusammen und hat T-Shirt hochgestillt.

00:52:37: Ich fand das damals Absonderlich, ich sag's, wie's ist.

00:52:41: Und habe gedacht, okay, hoffentlich ist das jetzt für seine Entwicklung als Junge nichts.

00:52:47: Und

00:52:47: heute, wie alt ist der heute?

00:52:49: Heute ist der, warte mal, lass mich mal kurz überlegen, der wird, der ist ungefähr so alt wie meine Tochter, also zwanzig, zweins, einundzwanzig, zweins, einundzwanzig.

00:52:56: Und

00:52:56: hast du ihn mal angesprochen, ob er irgendwie Erinnerung oder Gedanken oder irgendwie?

00:53:00: Ich müsste das natürlich jetzt mal nachverfolgen.

00:53:01: Ich weiß nur, dass es ein gekerniger, junger Typ geworden ist.

00:53:04: Schön.

00:53:05: Und genau, ich habe jetzt Ihnen schon eine ganze Weile nicht mehr selber gesehen.

00:53:08: Aber er hat aufgehört jetzt mit zwanzig an der Brüste dringend.

00:53:10: Das weiß ich nicht.

00:53:11: Das wissen wir nicht.

00:53:13: Ich würde es annehmen.

00:53:14: Aber

00:53:14: es ist doch

00:53:15: meine Freundin Megan, habe ich gesehen und ich glaube nicht, dass sie noch stillt.

00:53:18: Meine Tochter war auch mittlerweile da schon mal für eine längere Zeit.

00:53:21: Also die Freundschaft ist ganz schön, aber ich weiß gar nicht so richtig.

00:53:25: Ich glaube, es ist völlig okay.

00:53:27: Es ist

00:53:28: doch vollkommen ekelhaft.

00:53:29: Ja, natürlich ist es arg Wünsche.

00:53:30: Wir kennen es ja hier in Deutschland auch gar nicht mehr, dass jemand so lange stillt.

00:53:33: Ich kannte das vorher auch nicht.

00:53:34: Ich war in Kapschapp bei meiner Schwester, die hat da gelebt.

00:53:37: Und ich war mal, als sie ein kleines Kind hatte, auch in so einer Stillgruppe und ich dachte auch, boah, ist das eine Hölle.

00:53:41: Alle sitzen da mit ihrem Milch und alles roch auch komisch.

00:53:45: Und ich fand es auch eklig.

00:53:46: Ich warte keine Kinder und ich fand es wirklich unangenehm.

00:53:49: Heute denke ich mir, boah, ich fand es unangenehm, weil mein... Mein geistiges Auge kennt es ja auch gar nicht und ich kenne es von der Werbung ja nur, dass es vollkommen okay ist, diese Pulle da in den Mund rein zu jagen.

00:53:59: Ich habe meinem Kind auch nie ein Schnuller angeboten, weil ich mir dachte, wofür?

00:54:03: Also es ist ja nur ein Dummy.

00:54:04: Ein Schnuller nochmal für die ganze Welt da draußen ist ein Ersatz für die Brust und es ist nicht so, dass... dass die Brust der Ersatz für den Schnuller ist, was viele aber vergessen, weil es natürlich einfacher ist.

00:54:14: Weil natürlich wir super bequem heutzutage sind, weil wir gar nicht mehr leiden können oder einfach auch die Disziplin haben.

00:54:21: Natürlich ist es anstrengender Stellenweise.

00:54:23: Und ja, ich habe auch Schlafmangel und ich arbeite und ich habe Gott sei Dank am Beruf und das ist vielleicht auch der Unterschied vielleicht zu vielen anderen Mammis, wo ich mein Kind halt sehr gut mitnehmen kann.

00:54:31: Ich freue mich, dass ich die Disziplin und die Kraft habe und mein Kind den Willen hat so viel.

00:54:37: noch in Verbindung mit mir zu stehen.

00:54:38: Und ganz ehrlich, das kommt doch nie wieder.

00:54:40: Und das ziehe ich jetzt einfach durch, ob das jetzt morgen zu Ende ist oder ob ich noch mit vier und ein halbter stille.

00:54:46: Mein Gott, ist mein Bier.

00:54:47: Es kümmert dich nicht, es kümmert die Welt nicht.

00:54:49: Und jeder soll es machen, wie er will.

00:54:51: Wir

00:54:51: halten fest, Pubertid ist so ein bisschen die Scheigrenze.

00:54:55: Und du hast offensichtlich das Glück, dass... Dein Partner, das auch okay findet, weil das kann ja auch dazwischenkommen.

00:55:01: Ja,

00:55:01: total.

00:55:02: Wie

00:55:02: viele?

00:55:03: In wie vielen Ehen ist das ein Riesenthema?

00:55:06: Habe ich glücklicherweise so selber nicht erlebt, weiß ich aber.

00:55:09: Dass eine Eifersucht herrscht zu der Nähe Mutter, Kind, dass man dann sozusagen, dass die Väter sich nicht mehr so gesehen fühlen, so berührt fühlen und so weiter, ist bei euch kein Thema.

00:55:21: Ich sag mal so, ich hab ihm schon gesagt, dass das Kind auf der Welt gekommen ist, hab ich ihm irgendwann mal, du weißt ja, ich bin ja sehr ehrlich gesagt, weißt du was, ich lieb dich gar nicht mehr so viel.

00:55:30: Also du hast so anstellen werd in meinem Leben verloren.

00:55:33: Das hab ich mir gesagt.

00:55:34: Ich lieb dich gar nicht mehr so viel, weil ich dieses Kind viel mehr liebe als dich.

00:55:38: Liebst du die Dessert?

00:55:40: Also wir haben uns angeguckt und hab gesagt, liebst du das Kind auch so viel mehr als ich?

00:55:43: Und dann hat er gesagt, hier anders, Panayotton.

00:55:45: Ich hab gesagt, nee, ich lieb das mehr.

00:55:47: Da haben wir vorgestern noch drüber gesprochen, als ich gesagt hab, hast du das auch?

00:55:52: Also für mich ist es immer noch unfassbar, weil ich das selber als Kind gelebt habe.

00:55:55: Und das ist ja auch ein Grund, warum ich so spät erst Mama geworden bin.

00:55:58: Ich habe auch immer zu meinen Freundinnen gesagt, ich habe so Angst.

00:56:00: Was ist denn, wenn ich das Kind nicht liebe?

00:56:02: Ich hatte wirklich Angst davor, diesen intimen Moment auch dieser Schwangerschaft einzugehen zu sagen, ich bin jetzt Mama bald.

00:56:09: Und ich habe gedacht, nicht, dass ich auch so wie meine Mama bin, nur am Arbeiten bin und das Kind so in dem Beiläuft und ich die Zeit nicht habe.

00:56:17: Aber es ist so anders gekommen, ich bin so dankbar dafür, dass ich das eben nicht habe und dieses Stillen ist vielleicht jetzt einfach so ein Überbleibsel auch von.

00:56:24: ich gehe diesen Gang nach Kanossa manchmal und natürlich möchte ich manchmal meine Ruhe haben und nicht um zwei Uhr morgens aus Hamburg noch die letzten Zug nehmen, damit ich bloß um vier Uhr morgens neben meinem Kind liege und dass wenn es Nacht wird andockt, es kann auch ohne Stillen schlafen.

00:56:38: Also ich habe jetzt auch eine Produktion, da bin ich mal eine Woche weg.

00:56:41: Ich hab gelesen, das müsste dann auch aufhören.

00:56:43: Und ich kam noch eine Woche dreh wieder und das Kind, das er so Hallo, Mama, Mimi.

00:56:48: Und ich dachte, fuck, hat nichts gebracht.

00:56:50: Und da kam noch Milch.

00:56:51: Da kam noch Milch, ja.

00:56:52: Ich frag auch immer, was ist denn da drin?

00:56:54: Und dann Milch.

00:56:55: Okay, dann ist es da drin, ja.

00:56:59: Was sagt denn deine Mama dazu, die mit den Kohlerflaschen, die Technik entwickelt hatte, dass du nun genau das krasse Gegenteil lebst?

00:57:07: Ja, sie findet das bemerkenswert.

00:57:09: Sie hat auch gesagt, ich konnte nicht stillen.

00:57:11: Aber wie auch, ich hatte ja keine Zeit.

00:57:13: Also für sie war das so ganz klar, dass sie nie gestillt hat, hat auch kein ihrer Kinder gestillt.

00:57:17: Aber sie lacht immer, wenn sie das machen, weil sie denkt, das hätte ich nie gedacht, dass du so lange stillst.

00:57:21: Also sie findet das eher witzig.

00:57:23: Sie guckt doch immer so, weil sie dann wahrscheinlich diesen Akt der Nähe auch so beobachtet wie so ein Orange.

00:57:28: Unterm Baby irgendwie.

00:57:29: Aber ich hab das Gefühl, dass sie gar keine Beine oder so.

00:57:33: Das passt eigentlich auch dazu, weil sie einfach damit auch keine Berührungsängste hat.

00:57:37: Sie hat mich aber auch immer das machen lassen, was ich wollte.

00:57:39: Also es gab selten mal Tage, wo sie gesagt hat, mach das bitte so.

00:57:43: Ist sie jetzt eine gute Oma?

00:57:45: Also was heißt eine gute Oma?

00:57:46: Aber versucht sie jetzt irgendwas?

00:57:48: Nein,

00:57:48: ich würde nicht sagen, dass sie eine gute Oma ist, weil sie kann sich mit dem Kind nicht beschäftigen.

00:57:52: Also es kommt den Ganzen nach Maßregelung.

00:57:54: Na, nicht hinsetzen.

00:57:55: Wasch deine Hände.

00:57:56: Das ist aber nicht schön.

00:57:57: Komm mal zu der Oma, komm mal zu der Oma.

00:57:59: Aber sie hat ja auch andere Enkelkinder.

00:58:02: Also mein Bruder hat ja drei Kinder.

00:58:03: Meine Schwester hat zwei.

00:58:04: Den Moment, dass sie sich jetzt hinsetzt und mit dem Kind mal malt oder mal über Nacht aufpasst, das macht keiner.

00:58:10: Weil meine Mama ist ja auch jemand, der gerne mal ... auch mal auf die Schingerhaut oder auf dem Hütern hauen würde und das wollen wir natürlich alle nicht.

00:58:17: Und deswegen hat auch noch nie ein Enkel bei meiner Mama oder so übernachtet.

00:58:20: Und weißt du auch, da ist es so, die einen könntest, die anderen könntest nicht.

00:58:24: Und manchmal kann man das vorher gar nicht sehen.

00:58:26: Meine Mutter ist wirklich eine ganz, ganz tolle Oma gewesen.

00:58:29: Also was heißt tolle Oma?

00:58:30: Sie war auf jeden Fall, ja, sie war eine tolle Oma.

00:58:33: Nach den Kriterien, die bei uns in der Familie herrschen, die war hat sich wirklich, sie hat aber auch nie wieder gearbeitet.

00:58:39: Das muss man auch sagen.

00:58:40: Meine Mama.

00:58:41: Meine Schwester sagte immer, unsere Mutter hat sechs Jahre gearbeitet.

00:58:45: Und sie denkt aber heute, dass sie mit in ihrer Firmenwohnung lebt.

00:58:48: Und die anderen Senioren sind meine Kollegen.

00:58:50: Wir könnten

00:58:51: jetzt immer beemmen.

00:58:52: Aber sie hat eben ganz viel Liebe, ganz viel Zeit, ganz viel Aufmerksamkeit.

00:58:57: Uns und den Enkeln geschenkt, was uns sehr geholfen hat meiner Schwester und mir.

00:59:01: Und andere können das nicht oder machen es einfach nicht.

00:59:05: Du hast russes

00:59:06: Glück gehabt, weil ich glaube, was ist auch ein schöner Mehrwert, so dann die Mama zu beobachten, zu sehen, wie schön.

00:59:11: Oder die werden ja auch so gedächt.

00:59:13: Die Mama ist auch viel lieber.

00:59:14: Ist es bei dir auch so, dass sie jetzt...

00:59:16: Weil die erlaubt Sachen, die man selber nicht erlauben wird, das ist okay.

00:59:19: Wenn Oma was erlaubt, was du selber nicht erlaubt.

00:59:22: sei es Süßigkeiten, Fernsehen gucken, was auch immer alle möglichen Sachen sind.

00:59:25: Das

00:59:26: ist ja so deren Zeit, die die beiden dann haben.

00:59:28: Da kann man mal ein Auge zudrücken.

00:59:30: Hattest du, ich finde das irgendwie spannend, ich hoffe, dass ich dazu tief reingehe, aber hattest du jemals das Gefühl, dass du deine Mutter bekehren möchtest, also angefangen damit, dass sie lernt zu lesen und zu schreiben oder so, hattest du das mal?

00:59:46: Nee, das habe ich nie gehabt.

00:59:49: Also lese und schreibe schon mal gar nicht, weil das habe ich von ihr gar nicht erwartet.

00:59:52: Also sie kann ja kaum die Grieche schreiben und lesen.

00:59:54: Wie soll sie denn auch Deutsch lernen?

00:59:56: Das habe ich nicht.

00:59:57: Also sie spricht super Deutsch, halt gebrochen, ob sie versteht auch alles.

01:00:00: Sie kann auch einen Film gucken und so, das versteht sie alles.

01:00:02: Ich habe sie versucht zu bekehren im Sinne von, dass ich ihr oft sage, dass Gewalt zum Beispiel nicht so oder dass man halt jemand nicht körperlich wird, dass man nicht jemanden Kind sein Kind nicht schlägt.

01:00:12: Und dann sagt sie, warum?

01:00:13: Hab doch auch Schläge gekriegt und das war viel so wenig.

01:00:16: Hast du Schläge?

01:00:18: Wie sah

01:00:18: das aus?

01:00:19: Oft schubsen, wegdrücken, wenn ich nicht aufgegessen habe oder so gab es schon mal.

01:00:25: Sie war einfach super gestresst.

01:00:26: Sie war gestresst von meinem Vater natürlich.

01:00:28: Das waren die achtziger.

01:00:29: Da war das auch noch ein bisschen gängigart, dass man das auch macht.

01:00:32: Aber ich war natürlich auch ein wahnsinnig wildes Kind.

01:00:36: Die hat mich dreißig Mal ins Bett geschickt.

01:00:37: Ich bin immer wieder abgehauen.

01:00:39: war dann immer wieder in der Kneipe unter den Tischen versteckt oder sowas.

01:00:42: Und dann hat sie natürlich da die Nerven verloren, also von hinteren Klopfen und Kauen und Ohrfeigen oder sowas oder mein Tritt, das gab es alles.

01:00:50: Aber das war, ich will das nicht in Schutz nehmen oder wirklich herabsetzen, das war natürlich schlimm.

01:00:57: Ich kannte es aber nicht anders als Kind, also für mich war Gewalt normal.

01:01:01: Also, ich hab nie irgendwie daraus ein Bohai gemacht, weil für mich war das so normal, dass man das halt macht, wenn man frech ist, dass man gemastregelt wird, so.

01:01:11: Und ich hab immer das Gefühl gehabt, ich hab's verdient.

01:01:13: Also, das hat sie mir ja noch immer gesagt.

01:01:16: Du warst so ein Teufelne, ich hab dich gehauen und du hast trotzdem weitergemacht.

01:01:19: Und dann dachte ich immer, okay, dann bin ich ja das Problem.

01:01:22: Wenn ich nicht so frech wäre, hätte ich mir die Ohrfeige ja auch nicht verdient.

01:01:26: Also, ich bin da mit dem Thema Gewalt ganz anders groß geworden.

01:01:30: Aber ich würde heute zum Beispiel nie mein Kind, also ich würde gar nicht auf den Gedanken kommen.

01:01:35: Komischerweise, obwohl ich so groß geworden bin, aber ich glaube, meine Bildung, die ich hier genossen habe und lektüre, die ich gelesen habe, hat mir dann gezeigt, okay, es gibt noch eine andere Lösung außer Gewalt.

01:01:45: Und das ist einfach dann ein Versagen der Eltern, wenn das passiert.

01:01:49: Und dein Papa?

01:01:50: Wie hat der

01:01:51: das gehandhabt?

01:01:52: Ja, mein Vater, dadurch, dass er hier halt sehr früh schon in Rollstuhl kam, da war er natürlich wahnsinnig, wie soll ich sagen.

01:01:58: Er war ja schon sehr alt, als er mit uns bekommen hat.

01:02:00: Mein Papa war über fünfzig.

01:02:02: Der ist ja im Jahr neunzehnt zwanzig geboren, kann es ja rechnen, ich kann nicht so gut rechnen, dass ich dir das sagen kann, aber der war halt sehr, sehr alt.

01:02:08: Also es ging, ich habe zu meinem zwölfjährigen Geburtstag zum Beispiel die Perestroika von Michael Gorbatschow geschenkt bekommen.

01:02:14: Von ihm, so ein Schinken.

01:02:16: Und er hat gesagt, das sind Lektüre, die du lesen musst.

01:02:18: Also ihm waren ganz andere Themen wichtig.

01:02:21: Und wenn ich mit ihm reden konnte oder wollte, ging es immer nur über Geschichte oder Politik.

01:02:24: Und er war halt wahnsinnig, der hat immer drei Zeitungen gelesen.

01:02:28: Jeden Tag von der einen Partei, von der gegnerischen und eine neutrale.

01:02:31: Die musste er erst mal zu Ende lesen und dann hat er mit dir gesprochen.

01:02:34: Also, ich musste halt immer wahnsinnig viel lesen, um mit ihm über irgendein Thema zu sprechen.

01:02:39: Und das andere war Homburg.

01:02:41: Also, es gab auch keine Science-Fiction-Filme oder Horror-Filme oder Liebesfilme.

01:02:45: Wir mussten immer welche gucken, die eine Geschichte hatten.

01:02:48: Also, dadurch hatte ich auch natürlich immer eine Eins in Politik und Geschichte in der Schule, weil ich wahnsinnig darüber wusste.

01:02:54: Viel wusste, wenn mein Papa immer dann nur über solche Themen mit mir gesprochen hat.

01:02:57: Aber er hat mich auch eher so als Jungen gesehen als Mädchen, weil er mich halt ... wahnsinnig hart erzogen hat, also immer auch mit Disziplin, Ehrgeiz, selbst die letzten Worte meines Vaters, das muss ich dir noch kurz erzählen.

01:03:09: Wader hatte dann eine Blutvergiftung und alle Organe haben versagt, wir haben ihn wirklich gerade so ins Koma geschoben und seine letzten Worte waren, hat man so einen Handgelenk festgehalten, so mit letzter Kraft und die Zähne waren schon draußen.

01:03:20: und dann hat er gesagt, box durch, box durch, box durch.

01:03:24: Das war es.

01:03:25: Ich habe nicht mal geschafft, meinen Vater zu sagen, ich liebe dich, Papa.

01:03:28: Oder ich habe es nicht geschafft.

01:03:30: Das habe ich mir später dann sehr, sehr, sehr, sehr oft vorgeworfen, warum ich nicht zu meinem Papa gesagt habe, dass ich ihn lieb habe.

01:03:36: Und dass es so ein indiger Moment gewesen ist.

01:03:38: Und ich habe dann nur gesagt, ich verspreche dir das, Papa, das mache ich.

01:03:41: Und das war wirklich die Überschrift meines Lebens.

01:03:43: Box dich durch, box dich durch.

01:03:45: Und das habe ich auch.

01:03:46: Egal, ob es im Job war oder in meinem Leben, ob es Herausforderungen war, ob es Schwierigkeiten war, ich hatte das als Überschrift.

01:03:53: meinem Vater als letzten Hinweis, als Bürde eigentlich, als letzte Botschaft genau vor meinem Vater.

01:03:59: und das habe ich gemacht.

01:04:01: Und ich fand es schade, dass er nicht gesagt hat, dass er mich lieb hat, das hat er halt noch nie gesagt und ich ihm aber auch nicht.

01:04:06: Und das war, das habe ich halt so bereut, dass ich dachte, man, hast du nicht gesagt, Papa, ich liebe dich, aber dann fühle ich mich ein.

01:04:11: Ich habe sie mir noch nie gesagt und er mir auch nicht.

01:04:13: Aber eigentlich als Ausstehende ist das für mich des Synonym dafür gewesen.

01:04:18: Box dich durch, ich habe dich so lieb, ich will, dass du das schaffst, ich will, dass du glücklich wirst.

01:04:23: Und dein, ich verspreche dir, dass ich das mache, ist auch ein.

01:04:26: Ich liebe dich.

01:04:27: Ja, jetzt, wenn du sagst, vielleicht ja.

01:04:30: In dem Moment habe ich das wirklich wie so eine, ich kann gar nicht, wie so eine Rüstung genommen für mein Leben.

01:04:35: Und immer, wenn ich in meinem Leben an Scheidepunkten stand, immer, wenn ich wirklich dachte, was mache ich jetzt?

01:04:40: Und ich musste mir alles wirklich von Wohnung suchen, als neuen Job suchen.

01:04:45: Ich hatte einfach nie so eine Referenz zu, hey, Mama, was mache ich jetzt?

01:04:48: Weil meine Mama einfach kein Berater war im Leben, in dem Sinne von, ja, Schatz, mach diesen Job oder diesen.

01:04:53: Ich weiß bis heute nicht, was ich gelernt habe.

01:04:55: Und mein Papa war ja nicht mehr da, sodass viele Funktionen, mein Bruder... auch übernommen hat, der dreizehn Jahre älter war.

01:05:01: Aber ich hatte immer wieder das, nee, das war nicht so schlimm wie der Tod deines Vaters.

01:05:06: Ich habe so zwei Leben, ein Leben, bevor mein Papa gelebt hat.

01:05:10: Und ab dem Tag war einfach die Büchse der Bandora geöffnet und ich habe die ganze Zeit nur Ärmel hochgekrempelt und immer nur diesen Satz von Papa gehabt, du box ich durch.

01:05:20: Das würde ich nicht niedermachen.

01:05:21: Und so bin ich über Beziehungen gegangen, die verloren gegangen sind, zu Bruch gegangen sind, zu Freundschaften, zu Jobs.

01:05:29: Das hat mich einfach hart gemacht.

01:05:30: Und ich glaube, selbst das Stillen ist dieses Boxlicht durch, wo ich zwischendurch wirklich denke, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr.

01:05:36: Man habe ich natürlich auch so Abende und Nächte, wo ich denke, voll ätzend.

01:05:39: Ich will jetzt mal alleine in meinem Bett schlafen, mal in Ruhe.

01:05:42: Und ich habe einen harten Job oder weiß selber, was ich mit Adrenalin nach Hause komme, nach so einer Sendung, Kopfschäule und du hast dann ein Baby sitzen.

01:05:49: Selbst das hat mich immer wieder geprägt, weil ich das wie so ein Banner in meiner Stirn habe, die so um meinen Kopf herum schreigt.

01:05:56: Und deswegen ... habe ich nie Angst, irgendwie hinzufallen, weil ich immer weiß, ich habe diese Botschaft und die lebe ich auch.

01:06:02: Und

01:06:02: ich finde, man muss ja, wie du sagst, man muss ja mit abschieben, mit Menschen versterben, Beziehungen gehen zu Ende, Freundschaften gehen zu Ende.

01:06:11: Du musst ja so deinen Frieden finden und das Leben geht weiter.

01:06:14: Ich hab das Gefühl, dass mein Vater hat auch nicht meine Tochter kennengelernt.

01:06:20: Also, der hat unsere beiden großen Jungs kennengelernt, aber nicht ... War

01:06:22: das der Verstorben?

01:06:23: Zwei-tausend-zwei ist er gestorben.

01:06:25: Also, noch zwei Jahre war dein Sohn dann?

01:06:27: Zwei-tausend-zwei war er eins.

01:06:29: Genau, im Januar hat er zwei-tausend-zwei ist er gestorben.

01:06:32: Und ich hab das so traurig gefunden, dass er ... Er hatte ja zwei Mädchen, ne?

01:06:37: Und ich hab immer das Gefühl gehabt, diese ... Meine Tochter hätte er halt auch, ich hätte sie ihm so gerne die gezeigt.

01:06:43: Und auch er hat mein Haus auch nicht kennengelernt.

01:06:46: Also wir sind in einer kleinen Wohnung groß geworden und so und ich brauche es in einer Wohnung natürlich meine Familie gegründet und dann irgendwann haben wir dieses Haus gemietet und ich hätte ihm das gerne noch gezeigt und er ist gestorben, er konnte nicht mehr kommen.

01:06:58: Und ich habe so für mich mit vielen Dingen meinen Frieden geschlossen, weil ich das Gefühl habe, Er sieht es ja jetzt.

01:07:05: Hast du nicht auch das Gefühl, dass man seinen Partner, seinen Vater dadurch so verstorben ist, so glorifiziert, dass man den einfach so ein Podest stellt, weil er so tot ist und dann gar nicht so die Fehler sieht oder die Dinge, die nicht gut gelaufen sind?

01:07:18: Also ich finde, dass so, sobald jemand verstürbt oder ich kann sagen, mein Papa ist ja verstorben, dass man ganz viele Jahre, bestimmt zwanzig Jahre habe ich gedacht,

01:07:25: oh mein Papa, ja.

01:07:27: Das war alles super bei ihm.

01:07:29: Er war der Tollste, der Beste, der Größte, der... Und jetzt so bröckelt die Fassade, wo ich mit den Knie.

01:07:33: eigentlich war er gar nicht so.

01:07:35: Das war nicht in Ordnung und das war nicht okay.

01:07:37: Und dann bessert sich das so ein bisschen, weil durch den Schmerz, den man erleidet, weil der Papa tot ist, hält man natürlich wahnsinnig an seinem Erbe fest, an seinem Leben.

01:07:48: Und jetzt verbessert sich das.

01:07:50: Jetzt denke ich mir, wo ich meinen Mann sehe, denke ich mir, was für ein toller Vater ist das denn?

01:07:54: Und wie viel... Besser macht er es eigentlich und wie viel schlechter hat es eigentlich Papa gemacht.

01:07:59: So, so einen Moment, den mein Mann mit meinem Kind hat, habe ich nie mit meinem Vater gehabt.

01:08:04: Hast du das nicht auch, dass du dann

01:08:05: durchdenkst?

01:08:07: Dann hast du einen

01:08:08: guten Papa gehabt.

01:08:09: Ich hatte

01:08:09: einen guten Papa, ich hatte einen zärtlichen Papa, wie ich schon öfter mal sieht habe, der ewig und drei Tage immer mit meiner Mutter rumimäckert hat.

01:08:15: Und meine Schwester und mein Vater haben sich auch gerne mal die Hausschuhe.

01:08:20: an den Kopf gehauen, bis das ein Bild von der Wand gekommen ist.

01:08:23: Also solche Szenen gab es bei uns auch.

01:08:25: Es wurde aber nie handangelegt.

01:08:27: Also ich wurde nie geschlagen, nie.

01:08:31: Es gab keine Schläge zu Hause, keine Angst zu Hause und so.

01:08:34: Sehr liebevoller Papa, auf dessen Schoß man sich immer setzen konnte.

01:08:38: Das höchste der Gefühle war mal, dass ich ihn mal schminken durfte.

01:08:41: Ich hatte so eine kleine Sette an Schminksache.

01:08:44: Und dann hatte ich mir das so gewünscht.

01:08:46: Und mein Vater war wirklich ein sehr kerniger Mann, beharrt überall am Körper und so weiter.

01:08:52: Und trotzdem war es für mich halt ihm Helfer und Lidschatten aufgetragen und so.

01:08:55: Er hat es stoisch ertragen.

01:08:57: Und ich hatte aber auch schon in meiner Teenager-Zeit mit meiner Schwester durchaus die Defizite unseres Vaters auch erkannt.

01:09:05: Sodass ich ihn so dieses Glorifizieren hatte.

01:09:07: nicht so sehr.

01:09:08: Ich habe ihn sehr realistisch gesehen, bis heute, sehe das alles, was ich bekommen habe, was ich an Stabilität, an emotionaler Stabilität bekommen habe, kann ich gut erkennen.

01:09:17: Und die Fehler, die er so hatte, mit dem Kunden wir gut leben.

01:09:22: Aber ich hatte das nach dem Tod, da war ich schon erwachsen, ich hatte auch schon ein Kind und so.

01:09:27: Und

01:09:28: ich

01:09:28: habe ein Jahr lang immer wieder den Gedanken gehabt, ach, das muss ich unbedingt Papa fragen.

01:09:32: Und die akkulierend ist, dass

01:09:34: du das nicht mehr krankst.

01:09:35: Das ist hart, ne?

01:09:36: Das hatte ich auch mal.

01:09:37: Irgendwann war ein Geburtstag, da habe ich auf die Uhr geguckt und dachte, hör bitte, Papa hat mir noch gar nicht gratuliert.

01:09:41: Und dann dachte ich so, oh, der kann ja gar nicht mehr gratulieren.

01:09:45: Aber das war, das ist jetzt auch weg.

01:09:46: Mittlerweile weiß ich den Todestag, vergesse ich den Todestag und denke, hoch, Papa hat der letzten, letzten Monat Todestag, aber...

01:09:54: Das ist ja auch so was, dass wir irgendwie feststellen, dass alles ist im Fluss.

01:09:59: Wir sind auch nur ein kleines Mini-Zählchen, Fünkchen auf dieser Erde und unser Leben kommt.

01:10:05: Unser Leben geht ja auch irgendwann.

01:10:08: Dieses Festhalten an etwas, was vergangen ist, habe ich glücklicherweise nicht so sehr.

01:10:13: Ich versuche, mit den Menschen, mit denen ich jetzt das Leben verbringe, gut zu leben.

01:10:19: Ich versuche, mein Leben hinzukriegen.

01:10:22: gut zu gestalten und glücklich zu sein, da zu sein für die Menschen.

01:10:28: Ich brauche meine Mama, meine Schwester und ich kann immer auf sie zählen, meine Kinder, mein Partner, alles, was in meinem Leben passiert.

01:10:36: Das versuche ich, im Jetzt zu leben.

01:10:38: Gelingt mir heute besser als noch vor einiger Zeit.

01:10:41: Wie ist bei dir?

01:10:42: Mit der Zeit, wie du es auch sagst.

01:10:44: Mit der Zeit kann man das besser, aber ich glaube ... So ganz wirst du das nicht.

01:10:49: also du musst viel.

01:10:50: also ich muss ich muss sehr viel an mir arbeiten, dass ich das immer wieder mache, dass ich immer wieder Verzeihmomente habe, auch mir selber gegenüber.

01:10:59: Und das Thema loslassen ist halt wahnsinnig präsent, weil es nützt nichts, dass ich mir also den Graben... Aufrecht halte.

01:11:06: und immer wieder denke ich, was war das?

01:11:08: Warum habe ich das erlebt?

01:11:10: Wie konnte die Mama das mit mir machen?

01:11:11: oder meinen Vater?

01:11:12: Diese Gedanken hatte ich auch oft und kommen auch zwischendurch, aber es ist wichtig, loszulassen, auch diese Gedanken und einfach einen Hacken dran zu machen.

01:11:19: Also wirklich zu sagen, das war... Und jetzt habe ich eine neue Chance.

01:11:23: Ich bin jetzt Mittevierzig.

01:11:24: Ich habe jetzt noch mal schön, wenn ich Glück habe, die zweite Halbzeit, noch mal dieselbe Jahre vor mir.

01:11:29: Und du bist dann jetzt eigenes glückes Schmied.

01:11:31: Du kannst jetzt sitzen und verhärmt nach hinten gucken, aber in den Rückspiegel gucken bringt nichts.

01:11:35: Nach vorne gucken ist die Devise.

01:11:36: Und ich glaube, dass ich zu Hause jemanden sitzen habe, der sich sehr gerne freut, die Mama zu haben, die offen und einfach noch mal eine neue Familie gründet.

01:11:45: Und das war jetzt meine Familie.

01:11:46: Und jetzt habe ich meine eigene und versuche natürlich, das Beste daraus zu machen.

01:11:50: Jeden Tag ist neu.

01:11:51: Ja.

01:11:51: Jeden Tag.

01:11:52: Schöne Tatsache, dass wir heute zusammensitzen.

01:11:55: Vana Jota.

01:11:56: Ganz was Besonderes, dir zuzuhören.

01:11:57: Ja, so warm ist es irgendwie so emotional.

01:12:00: Ich glaube, ich habe Gefühle.

01:12:02: Ich habe Gefühle.

01:12:03: Ja, hast du.

01:12:05: Mich hast du sehr bewegt mit ganz vielen Dingen, die du gesagt hast.

01:12:08: Ich danke dir sehr für dieses schöne Gespräch.

01:12:11: Sehr gerne.

01:12:11: Von Herzen her.

01:12:13: Schön.

01:12:14: So.

01:12:15: Vieles von dem, was Jota erzählt hat, erzählt sie mit leichter Hand und der eine oder andere würde vielleicht auf seine Kindheit gucken mit einer großen Schwere, mit viel Groll.

01:12:26: Sie hat erzählt, dass sie auch in Therapie war, lange Zeit und natürlich Dinge verarbeitet hat.

01:12:30: Aber man hat eben das Gefühl, aufgrund ihrer großen Resilienz, die sie irgendwie im Leben hat, dass sie mit den Dingen gut umgehen kann.

01:12:39: Jeder muss seinen Weg gehen.

01:12:41: Nicht jeder schafft das vielleicht so gut.

01:12:43: Und jemand anders hat an einem bestimmten Punkt seines Lebens das Gefühl, dass er noch mal Dinge verarbeiten muss, dass er noch mal in die Tiefe gehen muss.

01:12:52: Und jeder darf seinen Weg gehen.

01:12:54: Und jeder ist in Ordnung.

01:12:55: Jeder Weg ist in Ordnung.

01:12:57: Darüber haben wir auch gesprochen, dieses nicht mehr zu urteilen, sich nicht immer sofort eine Meinung zu machen über das Leben anderer, über Lebensentscheidungen von anderen.

01:13:07: Das habe ich in meinem Leben wirklich sehr gelernt und versuche jeden Tag ein bisschen besser in dem Punkt zu werden.

01:13:12: Und trotzdem merke ich natürlich auch bei mir, dass ich manchmal denke, da, da, da geht ja überhaupt gar nicht.

01:13:18: Ein bisschen weniger davon hilft uns, glaube ich, im Leben, gut miteinander klarzukommen.

01:13:23: Hier nochmal mein großer Wunsch.

01:13:25: Schreibt unter diese Folge, was ihr denkt, wie ihr darüber denkt, wie ihr es handhabt in eurem Leben.

01:13:31: Zum Thema stillen, zum Thema, was ist, wenn die Kindheit ganz anders war, wenn in der Kindheit vielleicht wirklich schläge?

01:13:39: passiert sind, die nicht in Ordnung sind.

01:13:42: Wie schafft ihr es damit umzugehen?

01:13:44: Mich interessiert es unheimlich doll, weil ihr einfach eine ganz tolle Community seid und nicht eure Meinung interessiert und euer Leben interessiert.

01:13:52: Danke für eure Zeit.

01:13:53: Wir hören uns in zwei Wochen.

01:13:54: Macht's gut!