Ein Kopf voller Ideen (mit Werbe-Legende Jean-Remy von Matt) - Die Folge über Kreativität #55

Shownotes

Manche Werbespots sind unvergesslich und für immer in unserem Sprachgebrauch. „Mein Haus, mein Auto, mein Boot…“, „Hallo, Herr Kaiser“, „Geiz is geil“… Wieso prägen manche Spots unsere Jugend und andere schaffen das nicht? Woher kommen die Ideen? Kann man Kreativität lernen? Jean-Remy von Matt sagt, man kann sie vor allem VERlernen. Der Mann ist eine eigene Legende in der Welt der Werbung und kennt so viele Geschichten dahinter. Seine Agentur „Jung von Matt“ hat viele der frechsten, provokantesten, witzigsten Spots kreiert und die ganze Branche auf den Kopf gestellt. Dabei war er mal ein fauler Schüler und hatte zu nichts Lust. Was dann die Zündung brachte hat und wie er später aus langweiliger, verstaubter Reklame kleine Kunstwerke geschaffen hat, erzählt er in dieser Folge. So so spannend! Schreibt uns, welche Spots Ihr bis heute liebt!

Und auch so freuen wir uns immer über Feedback von Euch, gerne hier oder als Mail an hey@mwiemarlene.de oder auf unserem Podcast-Account bei Instagram.

Meinen Instagram-Account findet ihr hier, den von Jean-Remy hier.

Wir verlinken Euch noch Sein Buch., Sein Haus Seine Kunst Seine legendärsten Spots Mein Haus, mein Boot… Geiz ist Geil BILD Dir deine Meinung Supergeil Und wer hat's erfunden? Jean-Remy!

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Transkript anzeigen

00:00:00: Wenn man so an seine Kindheit denkt oder auf jeden Fall an die vergangenen Jahre und Jahrzehnte, es gibt so Werbespots, die sind verbunden mit unserer Kindheit, mit unserer Teenagerzeit oder mit unserem Leben.

00:00:11: Sachen, die sind richtig in den Sprachgebrauch übergegangen.

00:00:14: Zum Beispiel Guides is Geil.

00:00:16: Das ist ein Werbespot der Agentur Jung von Matt und die haben irre Kampagnen gemacht.

00:00:21: Die haben irre Werbespots kreiert und sind damit wirklich so in die Geschichte eingegangen.

00:00:26: Zum Beispiel auch Bild dir deine Meinung.

00:00:29: von irgendjemand in dieser Agentur einmal ausgedacht und wurde zu einer Mega-Kampagne.

00:00:34: Rikula, wer hat's erfunden?

00:00:36: Und dann gibt es noch einen Spot, den finde ich wirklich sensationell, über den spreche ich jetzt gleich, mit einem der Gründer dieser Agentur.

00:00:43: Jean-Remy von Matt ist heute unser Gast.

00:00:45: Ich kannte ihn bis vor kurzem nicht, aber ich wusste immer, wer er war.

00:00:49: In den Neunzigern haben sie diese Agentur gegründet, davor aber auch in den Achtzigern schon sensationelle Werbespots gemacht.

00:00:54: Und die haben diese ganze Branche geprägt, die haben unser Werbefernsehen, also das, was wir in Zeitungen und Zeitschaften gesehen haben, aber auch als Werbespots im Fernsehen gesehen haben.

00:01:03: Hat diese Agentur und dieser Mann, der heute bei mir zu Gast ist, mit geprägt, mit Kreativität, mit rebellischen Gedanken und mit ganz, ganz viel Mut.

00:01:12: Jetzt hat er ein Buch geschrieben, das heißt, am Ende, ihr werdet sehen, der Mann ist nicht am Ende, auch wenn er jetzt schon, ich glaube, dreiundsehntzig ist, aber ganz, ganz viel zu erzählen hat aus seinem Leben, aus dieser Branche stimmen die Gerüchte, dass es sehr, sehr wild zuging in der Werbebranche.

00:01:28: Und wie ist es eigentlich von der ersten Idee bis hin zum Werbes?

00:01:32: den man dann im Fernsehen sieht.

00:01:34: Wie schafft man das?

00:01:34: Wie findet man immer wieder neue Ideen, woher holt man diese Kreativität?

00:01:38: Es ist ein ganz toller Mensch, ein ganz interessanter Mann, der ganz anders denkt und redet als viele andere.

00:01:44: Deswegen freue ich mich, dass ihr da seid.

00:01:46: Habt viel Spaß an diesem Gespräch mit Jean-Remy von Matt.

00:01:50: Willkommen im Podcast MW Marlene.

00:01:53: Wie gelingt das Leben?

00:01:54: Diese Frage stelle ich mir oft.

00:01:56: Mein Name ist Marlene Lufen und gemeinsam mit euch suche ich

00:02:00: nach Antworten.

00:02:01: Vor mir sitzt Jean-Remy von MADD.

00:02:03: Ich hab mich irredoll auf unser Gespräch gefreut, weil ich natürlich auch, wie viele andere, die sich für Werbung und für dieses ganze Spannendemitier ein bisschen interessieren, für die ist dein Name ein Begriff.

00:02:15: Also, man verbindet mit euch, mit eurer Agenturjung von MADD abgefahrene, tolle, mutige, verrückte Werbespots.

00:02:23: Und natürlich stellt man sich immer vor, wie läuft sowas ab und wie sind so Typen, die sich solche Spots ausdenken.

00:02:29: Wir haben telefoniert und jetzt sitzen wir hier.

00:02:31: Und ich freue mich sehr, sehr doll, dass wir beide uns über diese Zeit und über das, was du erlebt hast unterhalten.

00:02:36: Ich freue mich auch sehr und ich freue mich auch, dass quasi der Ruf so nachhaltig ist, habe ich gar nicht verdient.

00:02:42: Ich bin ja schon seit einiger Zeit aus dem Geschäft, aber natürlich auch da ich so heiße wie die Firma, die Firma immer noch groß und stark ist.

00:02:49: Ja.

00:02:50: habe ich halt immer noch einen gewissen Bekanntheitsgrad und mal gucken, ob ich noch was weiß aus diesen alten Zeiten, weil es liegt ja schon ein bisschen zurück.

00:02:58: Das stimmt.

00:02:59: Mich hat tatsächlich gewundert, dass du das mit sixty-sechzig, also fast im klassischen Rentenalter, aufgehört, weil die Zeiten sich geändert haben oder weil du gedacht hast, du hast Lust auf anderes.

00:03:10: Warum hast du aufgehört?

00:03:11: schon relativ früh?

00:03:12: Ja, also früh, finde ich, ist das nicht.

00:03:14: Ich finde, mit Mitte sechzig macht man als Kreativchef oder als Kreatives Oberhaupt Werbering tut eigentlich keinen Sinn mehr.

00:03:21: Also eigentlich müssen wir viel früher aufhören.

00:03:23: Ich habe es aber eher ein bisschen zu lang gemacht und dadurch viel mir dann auch der Abschied nicht schwer.

00:03:28: Die Leute dachten immer, ich galt als eher so als Workaholic und als sehr engagiert in der Sache und auch im Detail, also so als manischer Perfektionist.

00:03:37: Die Leute dachten immer, den muss man mal im Sarg aus der Firma tragen.

00:03:41: Aber es war dann ganz anders, sondern ich war dann wirklich froh mit sixty-six, dass ich davon Abschied nehmen konnte und was anderes machen konnte und auch natürlich von dem täglichen Stress und dem Druck befreit war.

00:03:52: und ich habe natürlich auch gemerkt, dass ich schon aus der Zeit gefallen bin, weil ich merkte zunehmend, dass ich gewisse Dinge gar nicht mehr verstand, gewisse Begriffe nicht mehr drauf hatte, ich war in Social Media, war ich totaler Amateur und allein.

00:04:07: Insgesamt der Umgang mit digitalen Medien, der war jetzt wesentlich weniger flüssig als in den nachfolgenden Generationen.

00:04:15: Also mein Sohn sagte immer, Papa, wenn du eine SMS schreibst, sieht das aus, als wolltest du eine Bombe entschärfen.

00:04:22: Also, so ist es eben auch.

00:04:24: Das heißt, wenn mir jemand aus einer anderen Generation was zeigt, dann bin ich immer total verwährt und sage, bitte Schritt für Schritt und wo muss ich jetzt drücken?

00:04:32: und so weiter.

00:04:33: Also, es war einfach höchste Zeit, um aus dieser schnell drehenden Branche endlich rauszugehen und etwas anderes zu machen, was etwas ruhiger ist.

00:04:42: Was das ist, müssen wir nachher auf jeden Fall auch noch besprechen.

00:04:45: Aber du kommst aus einer Zeit, an die ich mich auch sehr gut erinnern kann, wenn wir uns gerade eben schon ein klein bisschen drüber unterhalten.

00:04:51: In dieser Zeit in den Neunzigern bin ich erwachsen geworden.

00:04:55: Ich habe in den Beruf eingestiegen und Werbung war so die Branche, die für alle unheimlich faszinierend war, für mich auf jeden Fall auch.

00:05:02: Ich hatte selber auch mal überlegt, in die Werbung zu gehen, weil ich mich gerne mit Sprache auseinandersetze, gerne schreibe.

00:05:07: Und mir dachte, das muss ja total aufregend sein, Werbespots zu kreieren.

00:05:11: Deine Agentur, du persönlich, ihr habt die geilsten Werbespots euch ausgedacht.

00:05:16: Wenn ich richtig informiert bin, ist Deiner zum Beispiel mein Auto, mein Haus.

00:05:20: Mein Boot.

00:05:21: Diese Sparkassen-Werbung.

00:05:23: Doch

00:05:23: lange her.

00:05:24: und ich muss sagen, ich habe schon jetzt im Nachhinein, ich habe das Glück gehabt, dass ich in sehr schönen Jahrzehnten der Werbung aktiv war, weil die Werbung ist natürlich inzwischen viel technologischer geworden.

00:05:36: Also der Fokus hat sich verschoben auf Technologie und nicht auf Kreation.

00:05:41: Kreation ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt und damit ist das ganze natürlich das ganze weniger Glanz und Glamour und auch nicht mehr ganz so spannend.

00:05:50: ist auch spannend, aber halt auf eine andere Art, ist halt technologischer und damit etwas trockener.

00:05:55: Und ich sage sogar, dass die Werbung vor meiner Zeit war sie eigentlich auch nicht so schön, weil als ich in die Werbung kam, also in den siebziger Jahren, aber davor war das noch so ein... ein düsteres Gewerbe, wo irgendwie so Mensch, also die geheimen Verführer, die mit so psychologischen undurchsichtigen Tricks versucht haben, unschuldige Verbraucherinnen und Verbraucher zu käufen führen, die sie gar nicht wollen oder sich gar nicht leisten können und so weiter.

00:06:22: Also vor meiner Zeit war Werbung noch so ein bisschen mysteriös, aber eher so leicht verrufen.

00:06:28: Und in den Siebzigerjahren kam plötzlich kreative Werbung auf.

00:06:32: Das gab es eigentlich vorher nicht.

00:06:33: Vorher war eher so... Plakativ.

00:06:35: Es gab jetzt nicht viel aufregende Ideen.

00:06:39: Es war eher Propaganda, es war eher Reklame.

00:06:42: Und in den Siebziger, Achtzigeren wurde Werbung plötzlich kreativ und in den Neunziger war dann, wenn man so will, für Kreativitäten gewisser Höhepunkt.

00:06:51: Es war auch

00:06:51: so viel Geld drin.

00:06:52: Es steckte so viel Geld in der Fernsehbranche, es steckte so viel Geld in der Werbung.

00:06:57: Wobei das Geld ist noch gewachsen.

00:07:00: Die Volumina, die für Werbung ausgegeben werden, sind noch viel größer.

00:07:04: Die Agenturen sind ja auch gewachsen, aber das hat sich halt verzettelt.

00:07:07: Also es sind halt inzwischen tausend Kanäle, tausend Wege, tausend Werbemittel, die erstellt werden.

00:07:14: Es sind nicht mehr so die großen Arbeiten, die großen Kampagnen, über die die ganze Nation spricht, sondern jetzt ist halt alles sehr kleinteilig und personalisiert.

00:07:23: Das ist natürlich Verwerbung.

00:07:24: Ist das ein Geschenk, dass man heute Botschaften sehr stark personalisieren kann?

00:07:28: Ganz besonders bei Instagram und so diese ganzen Influencer, die dann Werbe... bei sich zu Hause machen, meinst du das?

00:07:35: Ja genau, also die sich sehr spezifisch an bestimmte Zielgruppen wendet und auch so ausgesteuert werden kann.

00:07:41: Selbst Plakate können heute ausgesteuert werden, also digitale Plakate, also mit Geotargeting, da weiß man also genau, welche Leute laufen gerade also mit verschlüsselten Handydaten, man weiß, laufen gerade viele Leute vorbei, was sind das für Leute und so.

00:07:55: Also Werbung ist häufig viel gezielter, aber was hier natürlich verloren gegangen ist, ist dieses, also dieser Impact, also dass man in der Kaffeeküche darüber spricht.

00:08:04: Das ist so, also das gemeinsame Ereigniswerbung, was man jetzt bei großen Sportereignissen noch hat.

00:08:10: Also, wenn irgendein Finale ist, dann reden alle am nächsten Morgen drüber.

00:08:14: Aber das gibt es in der Werbung nicht mehr in dem Maß.

00:08:17: Aber es gab es halt.

00:08:18: Also, wenn man an seine Kindheit denkt, kann jeder fünf bis zehn Werbespots aufzählen, mit denen man einfach groß geworden ist.

00:08:24: Hallo, Herr Kaiser, solche Geschichten.

00:08:26: Ja, oder ich habe so gedacht, auch diese Palmuli-Werbung.

00:08:29: Man musste die Hände drin baden.

00:08:31: Die Bilder der Frau hat sich ja so krass verändert.

00:08:33: Sie behalten gerade ihre Hände drin, in Palmulif?

00:08:36: Nein.

00:08:36: Also... Das ist alles ganz anders gewesen.

00:08:39: Und in den Neunzigern, wo du gerade gesagt hast, wo so viel Spannendes passiert ist, was ist so ein Spot, wo du sagst, der ist sinnbildlich für diese Zeit, was damals möglich war?

00:08:48: Also einen hast du schon erwähnt, das war eben diese Sparkassen-Werbung.

00:08:53: Dann fällt mir jetzt gerade ein, dann gab es für Aral so ein ganz tollen Spot mal ein Walking.

00:08:58: Ein Walking, ja.

00:08:59: Genau, das war auch so ein Gassenhauer, wenn man so will.

00:09:02: Da sprachen alle drüber.

00:09:03: Für Mercedes gab es einen tollen Spot, wo mit einer Wo eine Frau den Mann o-feigt, weil er behauptet, er hätte mit Mercedes eine Panne gehabt und sie kann nicht glauben, dass es mit einem Mercedes eine Panne gibt und so weiter.

00:09:16: Also das waren so Spots, über die dann die ganze Nation geredet hat oder die allgemein bekannt waren.

00:09:24: Das hatte auch damit zu tun, dass Werbung war damals natürlich viel langlebiger.

00:09:28: Also heute ist halt bei der Werbung so ein Reihen und raus.

00:09:31: Das heißt, wenn jetzt die Kampagnen, die du gerade erwähnt hast, Tilly, also Palmolive, Das lief dann jahrelang, also jahrelang wurde da ein Bild geprägt, immer die gleiche Geschichte erzählt und das war dann wirklich nachhaltig, das hat sich eingeprägt, also das war dann praktisch kulturgut und diese Chance, die hat Werbung irgendwie so ein bisschen versammelt durch diese Kurzlebigkeit, also heute ist alles rein raus und so und ja, der Zeit geschuldet, weil das Medingeschäft funktioniert eben heute sehr schnell, aber es hat eben diese großen Erlebnisse der Werbung gekillt.

00:10:04: Was ich übrigens sehr interessant finde, ist, dass man diese Chingles von damals, du weißt du, Shampoo, Shampoo, also wenn du das noch kennst, bis eine ganz andere Organisation als ich, oder wer es kennt, im Cookie-Dent oder diese ganzen Sachen.

00:10:18: Die Campmann hat heute noch, also man kann sie heute noch nachsingen.

00:10:20: Das heißt, die haben ihre Nachhaltigkeit und das schafft Werbung heute nicht mehr so.

00:10:26: Ich habe immer so ein bisschen beklagt.

00:10:27: Ich habe gesagt, ja, die Nachhaltigkeit eines Tattoo-Studios, also das, was ein Tattoo-Studio kreativ macht, überdauert deutlich länger als das, was wir Werber machen.

00:10:37: Aber heute kann man fast sagen, das, was ein Sonnenstudio an Effekt erzielt, überdauert länger als Werbung, weil Werbung ist oft so eine Idee, die es dann ein Tag ist.

00:10:47: draußen und am nächsten Tag ist sie vergessen.

00:10:49: Nimm uns trotzdem mal mit in dieser Zeit, weil ich glaube, das ist irgendwie wohltun.

00:10:53: Ich bin auch so neugierig, wie das ist, wenn man so was sieht.

00:10:55: Ich komme

00:10:56: mir jetzt ein bisschen vor, wie in diesem Werters echtes Bot, wo der Opa.

00:11:02: Von früher erzählt, also möchtest du irgendwie, dass ich Opas Geschichten erzählen.

00:11:07: Ich mach alles.

00:11:07: Ich kann dir das mag sein, dass du das so wahrnimmst, aber vor mir sitzt es einfach nicht ein Oper, sondern ein Mann, der wahnsinnig spannendes natürlich erlebt hat, auch wenn es wahrscheinlich für dich irgendwie lange her ist.

00:11:17: Aber die Neunziger waren auch die Zeit der Supermodels.

00:11:19: Das heißt, es waren auf MTV liefend die Videos.

00:11:22: Alles war so visuell und noch mal zackend drauf.

00:11:25: Die Achtziger waren natürlich eine cooles Jahrzehnt, aber die Neunziger haben sich noch so viel mehr getraut.

00:11:30: Also zum Beispiel dieser Spar... Markassen, Sport, mein Boot, mein Haus, mein Auto, wo sich zwei alte Schulfreunde wieder treffen und einfach angeben voreinander.

00:11:38: Ihr habt es so sozusagen auf die Quintessenz gebracht.

00:11:41: Wie ist diese Idee entstand?

00:11:43: Das kann ich dir.

00:11:44: sehr präzise erzählen, vorher kurz noch zu den Supermodels, war das ganz interessant, weil auch das ja ein interessantes Phänomen ist, also die Gabs, man kann sie heute noch benennen und weiß wer dazu, also es war wie so eine feste geschlossene Truppe und das hat sich auch irgendwie ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, also fast eben auch ein Stück Alltagskulturgut und das gibt es ja heute auch nicht mehr, also so eine feste Gemeinschaft oder so eine benennbare Gemeinschaft an Models, aber zurück zu deiner konkrete Frage.

00:12:14: Vieles, was ich mir ausgedacht habe für die Werbung, stammt aus dem Alltag.

00:12:19: Also sind Alltagserlebnisse, die ich irgendwie verarbeitet habe, wo ich irgendwie draus was draus gemacht habe.

00:12:24: Und dieser Spot entstand dadurch, ich war bei einem Klassentreffen, da war ich so Mitte dreißig und alle hatten schon was zu bieten.

00:12:32: Also es wurden ständig Fotos gezeigt von meinem Haus, meine Familie, manchmal mein Boot, mein Auto und so.

00:12:39: Also alle hatten was vorzuweisen und ich hatte nichts.

00:12:43: zu dem Zeitpunkt, weil ich verdiente noch nicht viel und Familie hatte ich auch nicht in Haus sowieso nicht.

00:12:47: Und ich war so ein bisschen genervt, weil ich dachte, okay, wie kann ich da jetzt irgendwie mithalten?

00:12:51: Und das hat mich dann irgendwie inspiriert.

00:12:53: Und als dann diese Aufgabe kam, also für die Anlageberatung der Sparkassen, ein Spot zu schreiben, dann fiel mir die Geschichte wieder ein und dachte, okay, mach mal eine schöne Geschichte draus.

00:13:03: Und der Spot, der lief eben lange.

00:13:05: Also er lief dann jahrelang und dadurch hatte sich eingebrannt und das Zitat, das heißt ja mein Haus, mein Auto, Mein Boot hat sich dann auch verselbstständigt.

00:13:14: Also das wurde praktisch wie so eine Art geflügeltes Wort.

00:13:18: Das wurde auch in anderen Zusammenhängen benutzt.

00:13:20: Das tauchte in der Presse auf und so.

00:13:22: Ähnlich andere Sachen wie wer hat es erfunden?

00:13:25: oder so ist auch so Sprachgebrauch geworden.

00:13:27: Und das ist für einen Kreativen oder für einen Werbetexter wie ich, das dann immer irgendwie so die Krönung.

00:13:33: Also wenn man dann sieht, okay, das kommt jetzt aus ganz anderen Ecken zurück, dann denkt man, okay, ich habe ein Stückchen Kulturgut geschaffen.

00:13:41: Ja.

00:13:43: Das hast du wirklich.

00:13:44: Diesen Gedanken habe ich mir auch gemacht, als ich darüber nachgedacht habe, wie sehr man bis heute mein Haus, mein Auto, mein Boot benutzt, also als Synonym für ein Angeber jetzt, ne?

00:13:54: Genau, genau.

00:13:55: Und

00:13:55: das ist wirklich faszinierend.

00:13:57: Das wurde ja auch immer weiter gedreht.

00:13:58: Irgendwann gab es dann noch meine Pferdepflegerin.

00:14:01: Das war

00:14:01: dann so.

00:14:01: Genau.

00:14:02: Nini, das war so lief das Boot am Anfang.

00:14:05: Also das war ganz am Anfang, kamen noch die Pferdepflegerinnen.

00:14:08: Also praktisch sein Gegner, also der hatte es.

00:14:10: mein Haus, mein Auto, mein Boot.

00:14:12: Und dann kommt ja der andere und hält mit.

00:14:14: Also hat auch mein Haus, mein Auto, mein Boot und leg noch eine Karte drauf, meine Pferdepflegerinnen.

00:14:19: Und das führte dann relativ schnell zu bösen Briefen.

00:14:24: Damals gab es den Shitstorm noch nicht, das war Mitte der Neunziger, sondern da gab es Briefe.

00:14:28: Da gab es dann irgendwie Leserbriefe oder Briefe an das Unternehmen.

00:14:31: Und sprich, das dauerte dann immer eine Zeit lang.

00:14:34: Es dauerte dann eine Woche, bis so ein Protest ankam und dann wurde der Protest irgendwie bewährte.

00:14:40: Und dann wurde die Agentur angerufen, wir haben da Briefe bekommen, die haben sich über die Pferdepflegerinnen beschwert.

00:14:45: Was soll man machen?

00:14:47: Und dann wurde das geändert.

00:14:49: Aus heutiger Sicht findet man das dann auch ein bisschen speziell, bzw.

00:14:53: auch nicht mehr okay, aber trotzdem kann ich noch den Witz da drin sehen.

00:14:59: Und ich finde, das darf man auch noch, ja, also die Guante zu sehen.

00:15:02: Und

00:15:03: knapp.

00:15:03: Also heute würde ich es nicht mehr empfehlen und auch nicht mehr machen.

00:15:08: Also die Zeit hat sich da schon sehr, also das Bewusstsein und natürlich auch die Empfindlichkeiten haben sich sehr verändert.

00:15:14: Und ich glaube, also heute würde ich es weder empfehlen, aber eben auch nicht durchkriegen.

00:15:19: Na

00:15:19: ja, heute ist so was, würde man heute nicht mehr auch nicht mehr gut finden von vornherein.

00:15:23: Ich wollte drüber sagen, ich kann heute noch erkennen, was das für eine geile Idee war.

00:15:27: Geiz ist geil, kommt auch von euch.

00:15:29: Ja, genau.

00:15:29: Und wie ist es, weil du gerade sagst, du hattest die Idee, du bist von deinem Klassentreffen gekommen, sitzt du dann im Büro und überlegst, schreibst was oder sitzt man zusammen und haut immer was rein?

00:15:39: Wie ist der Prozess?

00:15:40: Also

00:15:41: die meisten Kreativen jetzt in der Werbung arbeiten am besten im Team.

00:15:45: Also die sind inspiriert, wenn sie... über haben oder mehrere Leute und wenn man dann sich so gegenseitig steigert, wenn man sich gegenseitig inspiriert mit Ideen.

00:15:55: Ich bin da ganz anders, ich kann nur allein und ich kann nur in Ruhe, also ich kann nicht mit Musik oder so, sondern ich kann nur wenn ich sozusagen in meinem Tunnel bin, also wenn ich ganz für mich bin und praktisch so meinen Ideengenerator hochgefahren habe.

00:16:10: und dann kann ich produktiv sein.

00:16:12: und wir hatten, als wir die Firma gründeten, hatten wir auch so Denkzellen.

00:16:17: eingebaut, das waren so wie ein Klo eigentlich, also ein Klo ohne Klo, aber es war abschließbar und da war dann auch so eine rote Lampe wie bei einem Studio, also wenn die Leuchtete war die Denkzelle besetzt und da brütete man sozusagen, also da war nur ein schreibtischen Stuhl und da habe ich mich dann oft verkochen und viele Ideen sind dort entstanden.

00:16:37: Es ist ja vielleicht die große Kunst, dass man erkennt, wie funktioniere ich, was brauche ich, um gut zu sein, um das gut zu machen, was ich machen möchte und grundsätzlich erstmal zu finden, was will ich eigentlich machen?

00:16:48: Total wichtig, vor allem natürlich.

00:16:50: das zweite ist extrem wichtig, das war bei mir.

00:16:54: Ich war so mit zwanzig, war ich super verpeilt, also das heißt schlecht in der Schule, unerfolgreich mit allem und interessiert an nichts, also nichts interessiert.

00:17:07: mich, also meine Eltern waren mehr oder weniger verzweifelt, meine Freunde wunderten sich auch, weil es hat mich einfach weder Kunst noch irgendwas mich interessiert, aber mein Erweckungserlebnis war mein erster Tag als Werbetexter.

00:17:20: Also ich sage immer, von dem Tag an bekam mein Leben einen Sinn vorausgesetzt, man kann Sinn und Werbetexter übereinanderlegen, aber von dem Tag an, da habe ich gemerkt, Oh, es gibt etwas, was dich inspiriert, was spannend ist, wo du Ehrgeiz entwickelst, das Beste zu geben, wo du offensichtlich auch Talent entwickelst.

00:17:41: Also das war praktisch das Ding, also kreative Lösungen finden, wo ich merkte, oh, da kann ich einen Unterschied machen.

00:17:47: Und ich finde, es ist im Leben wahnsinnig wichtig zu erkennen, wo kann ich einen Unterschied machen, einen Unterschied zu allen anderen, also wo kann ich besser sein als der Durchschnitt.

00:17:57: Und das war für mich eben ... dieser erste Tag als Werbetextor.

00:18:01: Vielleicht hätte es auch geklappt, wenn ich jetzt Architektur gemacht hätte oder so, weil letztlich es gibt viele kreative Felder.

00:18:07: oder Journalist vielleicht oder Musik vielleicht weniger, weiß ich nicht.

00:18:11: Motorenbauer, ja, hat mich auch interessiert.

00:18:14: Auch dort spielt Kreativität eine große Rolle.

00:18:17: Das finden von überraschenden Lösungen.

00:18:19: Aber das war so mein Erweckungserlebnis.

00:18:21: Einen Erweckungserlebnis habe ich auch.

00:18:23: Ich habe hier in Berlin Publizistik und Spanisch studiert und war eigentlich im Studium.

00:18:27: Ich habe so das Gefühl, ich lerne eigentlich nichts von dem, was ich jetzt mal machen möchte, oder?

00:18:31: Das war alles irgendwie furztrocken und hat mich nicht so richtig angeturnt.

00:18:35: Das drumherum war toll.

00:18:36: Ich konnte viel jobben, ich konnte viel Praktika machen, habe gekälnert und habe viele Menschen um mich gehabt, die irgendwie interessant waren.

00:18:43: in Amerika, ja, organisiert, telefoniert und eine alte Schulfreundin angerufen, deren Vater als Cutter arbeitet und habe dann bei dem Regionalsender von ABC in San Francisco, wollte mich um ein Praktikum beworben.

00:18:56: Und da musste ich auch zu einem Vorstellungsgespräch, zu dem ich hingehen konnte, weil ich zu einer anderen Gelegenheit sowieso dahin geflogen bin und dann gedacht habe, so, dann fährst du hoch nach San Francisco und gehst da hoch zu diesem Vorstellungsgespräch für dieses Praktikum dann im Sommer.

00:19:09: Und ich bin da hochgekommen und dann gab es ein Großraumbüro.

00:19:13: in Amerika.

00:19:14: Bei uns gab's so was noch nicht.

00:19:15: Und mitten in diesem Großraumbüro war so ein kleines Mikro-Kamera.

00:19:19: Und der Nachrichtensprecher hat da so alle halbe Stunde seinen kurzen Nachrichtenaufsager live gemacht.

00:19:23: Und ich bin da durchgelaufen, um mich überall die Reporter, die in ihren kleinen Kisten gearbeitet haben.

00:19:28: Das war mein Erweckungsmoment.

00:19:29: Ich hab gedacht, um Gottes Willen, das ist ja so aufregend hier.

00:19:32: Das möchte ich gerne machen im Leben.

00:19:34: Das ist so wichtig, dass man als Mensch, idealerweise als junger Mensch, das erlebt und dann eben seine Spur findet.

00:19:41: zurückdenk, ich habe meine komplette Schulzeit, das für mich komplette Zeitverschwendung gewesen.

00:19:47: Wahnsinn.

00:19:47: Also das ist, also wenn Diebstahl von Zeit strafbar wäre, müsste man meine Lehrer von damals, die müssen heute noch im Gefängnis sein, weil das war einfach für mich Zeitverschwendung.

00:19:58: Das einzige, was ich in der Schule gelernt habe, was keine Zeitverschwendung war, war das Schreibmaschinenkurs.

00:20:04: Weil von dem, was ich profitiere, heute noch täglich davon, dass ich auf der Schreibmasche, also auf dem Keyboard, super schnell bin und eben sehr schnell bin im Reagieren, im Schreiben von Mehl, in längeren Texten und so und auch blind.

00:20:18: Also das hat mir was gebracht, aber wenn ich dran denke, alte Sprachen, also sieben Jahre, altgriechisch, acht Jahre, Latein, eigentlich noch ein Jahr länger, weil ich musste ja auch noch wiederholen.

00:20:28: Versteh' ich, also ich versteh's nicht mehr.

00:20:30: Und das ist ja zum Lernen, ist das so werbvolle.

00:20:33: Zeit.

00:20:34: Also ich war doch damals viel schneller in der Lage, etwas zu kapieren.

00:20:38: Also ich heute bin, also jetzt lerne ich mühsamst italienisch.

00:20:41: Hätte ich doch damals anstatt lateinisch, italienisch gelernt, dann könnte ich im fatikanen Kaffee bestellen.

00:20:47: Mit Latein geht es vielleicht auch dort, aber also ich ärgere mich heute noch über diese sinnlosen Dinge, die man in der Schule gelernt bekommt.

00:20:56: Und jetzt auch angesichts von KI müsste sich das Bildungssystem komplett revolutionieren, weil Wissen gerade sein Wert verliert.

00:21:05: Also das Pauken von Daten, das hat ja keinen Verb mehr, weil heute jeder allwissend ist, vorausgesetzt.

00:21:12: Sein Handy ist geladen.

00:21:13: Das stimmt, wobei ich mich trotzdem manchmal frage, so in meinem Freundeskreis sind auch alle irgendwie, wo da in meinem Kollegenkreis alle sind, begeistert.

00:21:20: alle, nutzen KI permanent, ich gestehe es, ich benutze es nicht permanent außer, dass ich mal bei Google was eingebe und dann kommt mir erst mal die KI Antwort.

00:21:27: Aber ich wüsste nicht, warum ich mir eine E-Mail schreiben lassen sollte, weil ich den Moment des E-Mails schreiben... genieße ich eigentlich.

00:21:33: Ich möchte da auch nicht eine Antwort auf irgendwas mir schreiben lassen.

00:21:36: Es macht mir keine Freude.

00:21:37: Ich bin offensichtlich in der Hinsicht Total Old School.

00:21:40: Aber ich frage mich, wenn jetzt alle nur noch sich von KI alles schreiben lassen, alles beantworten lassen, wer denkt noch selbstständig und wer schreibt irgendwann nochmal ein eigenes Gedicht?

00:21:48: Natürlich.

00:21:49: Also KI wird dazu führen, dass die Menschheit ihren Denkmuskel verliert und eben auch vor allem aus den Kreativitätsmuskeln.

00:21:58: Also die Kreativität wird so abflachen.

00:22:01: wie wir vor Jahrtausenden den Jagdinstinkt verloren haben, verlieren wir den Kreativinstinkt dadurch.

00:22:07: Aber Kreative haben ja sehr oft das Problem, den Anfang zu finden.

00:22:11: Als man sitzt da vor dem weißen Blatt und denkt, okay, ich muss jetzt anfangen, meine erste Idee und so.

00:22:17: Und da finde ich KI sehr hilfreich, weil man kann KI mal fragen und dann hast du schon mal zehn mittelmäßige oder ordentliche Ideen und da kannst du dann ansetzen oder aufsetzen oder so.

00:22:28: Also so praktisch als Gegenüber, der dir schon mal was sagt.

00:22:33: finde ich KI schon sehr nützlich, aber man kann es eh nicht aufhalten, also ob man es jetzt nutzt oder nicht.

00:22:39: Es wird eine enorme Auswirkung auf die Arbeitswelt haben, ganz klar.

00:22:43: Also wir können die Zeit nicht zurückdrehen in nichts, würde ich sagen.

00:22:47: Trotzdem noch mal diese aufregende Zeit damals, als ihr noch ohne KI.

00:22:51: Zwar schon mit Computer, ich meine die Einführung des Internets, die haben wir ja auch leibhaftig miterlebt.

00:22:58: Ich kann mich noch an den Satz erinnern, wo ein Kollege gesagt hat, schaut euch mal dieses Internet an.

00:23:03: Das ist wirklich was ganz Spannendes.

00:23:05: Und dann musste man ja früher immer erst mal so die oben noch eine Zeile eingeben, wenn man wusste, wo man hin will.

00:23:11: Man konnte nichts googeln.

00:23:13: Zeit, habt ihr euch eure Spots ausgedacht und natürlich damit wirklich eine Marge entwickelt.

00:23:19: oder ihr seid faszinierend gewesen bis heute.

00:23:22: Ihr seid eine ganz große Agentur, ich wüsste in Deutschland keine größere Agentur, wenn ich richtig informiert bin, dann ist Jung von Matt, nee?

00:23:29: Nein,

00:23:30: also die größte will ich sagen.

00:23:31: Also.

00:23:32: Nee, es gibt eine deutlich größere und die ist auch unabhängig wie wir, die heißt Serviceplan.

00:23:38: Okay, ich muss es, glaube ich, anders formulieren.

00:23:39: Ihr seid, das ist der Begriff.

00:23:41: Die bekannteste.

00:23:41: Die bekannteste.

00:23:42: Ihr seid die schillendste Werbeagentur.

00:23:44: Und ihr habt halt geschafft, Werbesports und Werbekampagnen zu kreieren, an die man sich bis heute noch erinnert.

00:23:49: Zum Beispiel auch die Six-Werbung mit Angela Merkel.

00:23:52: Lust auf eine neue Frisur.

00:23:54: Mieten Sie sich ein Cabrio.

00:23:55: Das war eine spannende Geschichte.

00:23:56: Liegt auch sehr zurück, aber ist auch, das Motiv ist schon auch kulturgut, kann man sagen.

00:24:01: Weil also jetzt die Jüngeren eher nicht, aber sehr, sehr viele kennen das und werden es auch nicht vergessen.

00:24:07: Das ist immer noch, wenn man so will, das berühmteste Motiv dieser langen Ära an guter Werbung.

00:24:14: Und das Schöne war, dass Angela Merkel sehr entspannt.

00:24:18: und cool drauf reagiert hat.

00:24:20: Also nicht nur entspannt im Sinne von so was muss ich aushalten, da werde ich jetzt nicht gegen vorgehen, sondern sie hat es sogar genutzt für eine Offensive.

00:24:28: Sie wurde im Fernsehen befragt, Frau Merkel, sie wurden da von der Autovermietung abgebildet und wie sehen sie das?

00:24:36: und sagte sie ja, mit dem Bild sei ein Fehler passiert, weil das würde sie ja gar nicht beim Cabrio fahren zeigen, sondern beim Betrachten der Steuerpläne der Opposition.

00:24:44: Also sie hat praktisch den Schwung dieser Geschichte genutzt.

00:24:47: und selber eine Botschaft daraus gemacht.

00:24:50: Und was auch ganz interessant ist, das ist ja nicht erlaubt, sowas zu machen.

00:24:54: Das heißt, Frau Merkel hätte es zumindest verbieten können.

00:24:57: Sie hätte aber auch, also weil das ist ja schon eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte, also sie hätte auch irgendwie Geld fordern können.

00:25:05: Jetzt haben wir ja sehr, sehr oft dann immer wieder Politiker, wenn man so will, missbraucht für Werbebotschaften.

00:25:12: Und heute ist diese ganze Kampagne oder das Format, das sich im immer wieder mal auf so eine politische Geschichte setzt und ein Witz darüber macht, das ist, ist auch jetzt schon wieder kulturgut, also das klingt jetzt ein bisschen, als wollte ich mich als Kultur-Mensch darstellen, oder sagen wir mal allgemein gut geworden, dass heute wäre jeder Politiker super schlecht beraten, wenn er dagegen vorgeht, weil die Menschen würden sagen, nehmt uns diese schöne Kampagne nicht weg, über die wir jeden Monat mal schmunzeln können.

00:25:41: Also das heißt, wenn jetzt ein Motiv mit März oder wem auch immer erscheint, ist schon, glaube ich, erschienen, aber der so bloß die Finger davon lassen, das zu attackieren, weil es geht nach hinten los.

00:25:52: Er würde als Spielverderber dastehen, also quasi als Kulturfeind.

00:25:56: Wenn du dich an konkret diesen Spot oder die Idee dazu mit Angela Merkel erinnerst, hat das Spaß gemacht, damals solche Spots und solche Kampagnen sich auszudenken?

00:26:06: Natürlich.

00:26:07: Es war aber nicht meine Idee.

00:26:08: Da muss ich sagen, das war jetzt auf dem sechste Tag, haben natürlich sehr viele Kreative gearbeitet.

00:26:14: Ich betreut können ihr schon seit über vierzig Jahren.

00:26:17: Also das ist schon eine ewige Zeit.

00:26:19: Also für die Werbung ist das ja fast ein deutscher Rekord.

00:26:22: Das gibt es fast nicht so eine lange Beziehung.

00:26:24: Und da saß natürlich immer unterschiedliche Teams dran.

00:26:27: Und oft ist bei so einer Idee gar nicht mehr so genau ermittelbar.

00:26:31: Wer hatte die jetzt?

00:26:32: Oder vielleicht hat einer gesagt, wie sollte man was mit Angela Merkel machen?

00:26:36: Und der Nächste sagte ja vielleicht mit der Frisur.

00:26:39: Und dann hat eine gesagt, wo wir nicht drüberschreiben, wo wir nicht und so weiter so Motive entstehen.

00:26:46: Hinterher ist nicht mehr genau ermittelbar.

00:26:48: Wer hatte jetzt diese Idee?

00:26:50: In dem Fall weiß ich nur, ich hatte sie nicht.

00:26:52: Ich war gar nicht dabei.

00:26:53: Und natürlich sowas zu machen.

00:26:55: Und das ist auch so etwas, was heute schon ein bisschen schade ist, dass durch Homeoffice, Homeoffice macht ja viel Sinn.

00:27:02: Es macht sowohl für die Mitarbeiterschaft sehr viel Sinn, macht auch für Unternehmen teilweise Sinn.

00:27:07: Aber es hat gerade bei Tätigkeiten, wo Emotionalität wichtig ist, wo Zwischentöne wichtig sind, wo Humor wichtig ist.

00:27:16: hat es halt den Nachteil, dass die Lebendigkeit aus den Fluren und Kaffeeküchen... verschwindet.

00:27:23: Da ist man dann irgendwie einsam, kommt man da in den Büro, alle anderen sind zu Hause und du hast nicht mehr.

00:27:29: Also jetzt fragt es ja, wie dieses Motiv entstanden ist.

00:27:32: Das ist wahrscheinlich in einer Diskussion entstanden vom verschiedenen Leuten, die Spaß dran hatten, was Tolles zu machen.

00:27:38: Und das ist irgendwie ein bisschen verloren gegangen.

00:27:40: Also ich glaube, genauso wie man sicher sagen kann, KI wird Kreativität ankurbeln, weil sie natürlich ein neues Niveau bedeutet, ist durch Homeoffice Kreativität auch verloren gegangen.

00:27:52: Also ich muss gestehen, ich weiß, dass sehr viele Menschen natürlich Kinder erziehen, Menschen fliegen, ihren Haushalt schmeißen müssen und so.

00:27:58: Aber ich bin kein Fan von Homeoffice, weil ich glaube, dass es den meisten Seelen nicht gut tut, wenn man in den eigenen vier Wänden nur ist und nicht mehr so unter Menschen kommt.

00:28:07: Ich bin ein super haptischer Mensch und ein, also ich brauche Menschen um mich herum und ich würde damit krank werden.

00:28:12: Wenn ich Montag bis Freitag eigentlich von zu Hause aus arbeiten würde und nur mein Laptop aufklappe, ich würde krank werden und in kürzester Zeit.

00:28:18: Das weiß ich.

00:28:19: Ja, mir würde es auch fehlen.

00:28:21: Ich erinnere mich noch an eben sehr früher, dass ich am Sonntag, also am Sonntagabend, habe ich mich richtig gefreut, am Montag wieder in diese Gruppe von tollen Leuten einzutauchen, also die ganzen Kreativen, und mit denen zusammen was machen, Dinge an die Wand zu pinnen, Papen am Boden zu legen, über Ideen zu diskutieren.

00:28:40: Und heute, am Montag, läufst du in der Wüste, also in die Einsamkeit rein und das traurigste am Homeoffice ist, dass die eine Hälfte ist zu Hause und die andere Hälfte kommt gar nicht, weil die eine Hälfte zu Hause... Also das heißt... Ja,

00:28:53: ja, genau.

00:28:54: Und du hast ja sowieso kein Büro oder so ein Zeichen gegeben.

00:28:55: Genau,

00:28:55: die haben ja auch keine Lust mehr und die sagen, ja, ich bin im Büro gewesen, aber ich bin gleich wieder nach Hause gegangen, weil da war ja keiner.

00:29:02: Ich finde es schade und natürlich viele Unternehmen bemühen sich sehr, die Leute zurückzuholen.

00:29:07: Das ist eigentlich so einfach.

00:29:09: Ja, ich glaube, wenn man einmal, also ich möchte ja auch niemandem was wegnehmen, wenn ich jetzt sowas sage, wie ich halt nicht so viel von Homeoffice, ah, kenne ich natürlich nicht die Lebensrealitäten von anderen, aber von dem, was ich mitbekomme und wie meine Familie, wie meine Kinder sind, wie ich, sind meine Kollegen beim Frühstücksfernsehen.

00:29:24: Ich würde sagen, die, die auch in, ja, die einfach viele Menschen um sich herum sehen und trotzdem genug Zeit zur Regeneration.

00:29:31: haben und mal zu Hause auch sein dürfen, aber die bleiben eher gesund und auch kreativ.

00:29:37: Also du musst ja kreativ sein in allen möglichen Berufen, selbst wenn du im Handwerksberuf.

00:29:41: Aber das musst du kreativ sein.

00:29:43: Du musst irgendwie auch mit Menschen umgehen können.

00:29:45: Das wäre super schade, wenn wir das verlieren.

00:29:48: Wo

00:29:48: ist es?

00:29:48: Gibt es einen Spot oder Kampagne, für die du dich heute schämst?

00:29:53: Also

00:29:53: bestimmt gibt es eben, wird mir vorhin drüber geredet, was heute eben politisch inkorrekt ist.

00:30:00: Also zum Beispiel die Pferdepflegerin, würde ich jetzt nicht sagen, dafür schäme ich mich.

00:30:04: Möglicherweise auch das Motiv mit Angela Merkel, das würde vielleicht heute auch kontrovers diskutiert, dass man sagt, darf man eine Frau auf ihre Frisur reduzieren oder so.

00:30:14: Also heute gibt es schon viele Ansatzpunkte von möglicher Kritik, aber gerade versichst, muss ich sagen, sind wir natürlich damals oft übers Ziel hinausgeschossen.

00:30:23: Und Geitz ist geil, wird natürlich heute noch oft attackiert, weil es eben doch verbunden ist.

00:30:29: wird mit einer Schnäppchenjäger-Mentalität, die für die Wirtschaft sicher nicht förderlich war.

00:30:35: Und damals war es halt für dieses Problem, also um Saturn, das war ja die Marke, um die bekannter zu machen, war es genau die richtige Lösung.

00:30:43: Aber da muss ich schon sagen, immer wenn ich jetzt daran erinnert werde, jetzt vorhin von dir auch oder darauf angesprochen werde, da jubel ich nicht.

00:30:50: Da sage ich nicht, oh, ich war es, ich war es übrigens möglicherweise gar nicht.

00:30:54: Also das war es nicht unbedingt mein Slogan gewesen.

00:30:56: Also das ist mir jetzt auch eher so ein bisschen unangenehm.

00:30:59: dann anders ausgedrückt, auf welchen Slogan, den du gemacht hast, bist du stolz?

00:31:04: Neben den, die wir ja schon besprochen haben?

00:31:06: Frag

00:31:06: mich doch, welchen von meinen beiden Söhnen ich am liebsten habe.

00:31:10: Okay, ich verstehe es genau.

00:31:11: Das ist ja so eine schwierige Frage, weil es eigentlich keine Antwort gibt, ne?

00:31:15: Genau, ich kann dir, also wenn ich jetzt einen Slogan nenne, dann rufen mich gleich ein paar ehemalige Kunden an und sag, aber du fandest doch unseren immer

00:31:23: besser.

00:31:24: Also so aufregend und toll diese Branche natürlich ist, weil ihr so toll aus dem Vollen schöpfen konntet.

00:31:29: Zumindest damals natürlich, bevor es so viele Befindlichkeiten gab und wo natürlich auch jeder sofort seine Kritik äußern konnte.

00:31:35: Damals in der Zeit war das noch so, ihr konntet ja provozieren.

00:31:39: Benneten.

00:31:39: damals war zum Beispiel ja auch ein Modegeschäft, was mit so einer Werbekampagne auf einmal die ganze Welt beschäftigt hat, weil sie Mode gezeigt haben und dann auf einmal hungernde Menschen und ganz arme Menschen gezeigt haben und damit deutlich machen wollten, dass es das auch gibt.

00:31:54: sehr spektakulär und sehr auch seinerzeit voraus.

00:31:57: Das war wirklich eine Werbung, über die die ganze Welt sprach.

00:32:01: Also jedes neue Motiv war, wenn man so will, Stein des Anstoßes, aber gleichzeitig natürlich hat sich sofort verbreitet.

00:32:08: Und am Ende natürlich nicht unkritisch gewesen, also man, also ich könnte ja heute nicht sagen, ob die Rechnung aufgegangen ist, also ob die Polarisation, die da betrieben wurde, ob das jetzt unter dem Strich positiv war oder eher schädlich, weil die haben natürlich auch, also teilweise sind sie über das Ziel hinaus geschossen.

00:32:26: Dieses Zusammenspiel und die Kommunikation mit Kunden kann ich auch ein bisschen vergleichen.

00:32:30: In meiner Branche ist es so, jede Produktionsfirma denkt sich ein Format aus, dann pitchen die das, dann schlagen die das vor, dann überlegt man, wir können es moderieren, wir können es machen.

00:32:38: Und dann wird ein Pilot gemacht, da steckt so viel Kreativität und Geld drin.

00:32:42: und oftmals ist es dann so, schickst du hin und dann hörst du nie wieder was davon.

00:32:45: Also das ist ja auch Teil unserer Welt und genauso auch wahrscheinlich Teil deiner Welt.

00:32:49: Wie schwierig würdest du das beschreiben?

00:32:51: oder wie ist das sozusagen?

00:32:52: Was ist da die Herausforderung?

00:32:53: Also die Herausforderung ist sehr groß und... Man unterschätzt sie, also wenn man das nicht erlebt hat.

00:32:58: Das heißt, der Schwund, den wir produzieren, der ist enorm.

00:33:02: Und der Schwund, den jeder kreative Mensch in einer Werbergentour produziert, ist nochmal enormer.

00:33:08: Also schon intern wird ja nicht alles zum Kunden getragen, was da entwickelt wird, sondern man hat da schon intern eine harte Auswahl.

00:33:16: Und dann passiert eben das, was du sagst.

00:33:19: Man präsentiert irgendwo oder man schickt etwas irgendwo hin, hört nie mehr was davon oder man verliert die Präsentation.

00:33:24: Also gerade als Kreativer musst du schon sehr resilient sein.

00:33:28: Also du musst wirklich damit klarkommen, dass bis zu neunundneinzig Prozent deiner Ideen im Müll landen und eben zum großen Teil auch Ideen, obwohl sie gut waren oder sogar sehr gut waren, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort oder an die falsche Person gedrungen sind.

00:33:48: Also wenn es irgendwie so ein Tool gäbe, wo ich mal gucken könnte, also alle meine Ideen, die ich hier schon hatte.

00:33:54: dass ich, glaube ich, ich würde mich erschießen oder so.

00:33:57: Es wäre schlimm für mich, das nochmal zu erleben, weil also ich würde aus dem Weinen nicht herauskommen.

00:34:03: Aber das Schöne ist, ich habe es verdrängt.

00:34:05: Weil

00:34:05: so viele Ideen, tolle Ideen einfach im Mögel landet sind?

00:34:08: Genau, genau.

00:34:10: Man kennt ja ein paar Ideen von mir oder jetzt auch von der Agentur.

00:34:14: Die sind bekannt und über die wird diskutiert und so weiter.

00:34:17: Nur das ist ja die Spitze eines Eisbergs.

00:34:20: Das heißt mindestens weitere, also das ist zehn Prozent, weitere neunzig Prozent sind... verschollen, irgendwo in der Diskussion verendet oder irgendwo im Papierkorb gelandet oder nicht verstanden worden.

00:34:33: Oder sie waren zu früh für ihre Zeit und ich habe mal was sehr Mutiges gemacht.

00:34:38: Also, ich staune heute noch über den Mut, weil ich eigentlich nicht einen Schiss haße, also eigentlich nicht einen Feigling.

00:34:43: Und zwar wurde ich da geährt, also vor großem Publikum, also eine Abendveranstaltung.

00:34:48: Und ich sollte eine, nicht eine Laudatio, sondern eine Dankesrede, also wenn meine Ehre halten.

00:34:54: Und ich habe mir gedacht, okay, in die Dankesrede baue ich eine Schweigeminute für alle verstorbenen Ideen ein.

00:35:01: Und da hatte ich natürlich vorher schon ein bisschen Schiss, dachte ich, okay, Schweigeminute ist was sehr Ernstes.

00:35:06: Das macht man nach Naturkatastrophen oder irgendwie in Terrorangreifen oder so.

00:35:11: Das kann es jetzt sicher einfach... Missbrauchen dafür deinen komischen Gag und war unsicher und habe dann so ein bisschen rumgefragt, würde ich das machen.

00:35:19: Mein Bruder sagte, auf keinen Fall willst du den schönsten Tag deiner Karriere, willst du dir den Verderben mit dem Shitstorm?

00:35:26: und dachte ich eigentlich nicht.

00:35:28: Aber mein Partner, der immer sehr forscht war, der sagte, mach das ruhig, wenn es schief geht, wird es berühmt oder dann wird es erst recht bekannt.

00:35:36: Und ich habe das dann gemacht und da war immerhin, also mein Laudator war der Bundeskanzler, also der Gerhard Schröder.

00:35:42: Ewig her.

00:35:42: Und ich habe es gemacht und alle standen auch, auch Gerhard Schröder.

00:35:46: Und sind eine Minute still da gestanden, haben über Ideen nachgedacht, die totgetestet, in Diskussionen zerstückelt, Hinterrücks abgeschossen und so weiter, also diese ganzen gestorbenen Ideen.

00:35:59: Also am Ende war es eine gute Sache, aber es war kontrovers, also man konnte auch.

00:36:04: hätte auch negativ bewertet werden.

00:36:06: Aber wahrscheinlich ist das halt dein Charakter und auch der von deinem Partner, Jung von Matt, ihr seid ja zwei Monate

00:36:11: da

00:36:11: gewesen und wenn du immer im Zweifel es nicht gemacht hättest, dann hättest du all die tollen Werbespots niemals

00:36:18: gemacht.

00:36:18: Das stimmt, das stimmt.

00:36:20: Also ich war immer im Zweifel, also manchmal wundern sich Leute bei mir drüber, weil ich ja eher, ich komme ja nicht jetzt so polterig da her, weil ich bin ja nicht irgendwie jemand, der irgendwie so laut ist oder so extrovertiert oder so, sondern eher ein bisschen dezenter.

00:36:33: und Die Leute wundern sich, dass eben aus meinem Kopf dann doch so provokante Sachen kommen.

00:36:38: Aber meistens ist das dann auch in der Zusammenarbeit mit meinem Partner.

00:36:41: Mein Partner ist sehr mutig, der hat mich immer bekäftigt.

00:36:43: Er hat gesagt, komm, mach das.

00:36:44: Und war eine sehr tolle Partnerschaft, muss ich sagen.

00:36:48: Es

00:36:48: ist ja auch wirklich etwas Tolles.

00:36:50: Wenn man dann als Partner noch über diese Jahrzehnte zusammenhält und sich immer vertraut, sich immer gegenseitig auch befördert und nicht das Gegenteil, das ist schon großer Erfolg.

00:37:00: Großer Erfolg.

00:37:01: Es ist vor allem ein großer Glück.

00:37:03: weil du kannst das nicht vorher erkennen, ob eine Partnerschaft über Jahrzehnte stark und stabil ist und eben auch sich gegenseitig befruchtend, ohne dass jemals Neid aufkommt, sondern dass man sich so perfekt ergänzt.

00:37:16: Das ist einfach ein Glücksfall.

00:37:17: Also ich hätte auch Pech haben können und dann würde ich heute nicht hier sitzen, dann würde ich irgendwo sonst sitzen.

00:37:23: Also das war einfach großes Glück und ich behaupte nach wie vor, dass vieles in meinem Leben, also in meinem Berufsleben, war einfach Glück.

00:37:31: letztlich auch, wenn du so willst, du hast das vorhin über SIGS gesprochen, diese jahrzehntelange Verbindung, diese Partnerschaft zu dieser Familie.

00:37:40: Ja, wenn ich den jetzt, ich glaube es, neunzehn, sechsunddachzig war ich zum ersten Mal dort.

00:37:45: Also, wenn dieses Meeting nicht stattgefunden hätte oder das wäre irgendwie abgesagt worden, hätte es diese Partnerschaft nie gegeben.

00:37:51: Und von dieser Partnerschaft habe natürlich beide Seiten, aber auch ich definitiv profitieren können, weil das war ja eine schöne, lange Ära.

00:38:01: Glück ist natürlich auch Bescheiden, das so auszudrücken.

00:38:04: Aber was ist es genau?

00:38:05: Was würdest du jetzt jemandem, der jetzt, auch wenn die Dinge, die Zeiten sind, ganz anders, die Werbeindustrie ist ganz anders, aber für jemanden, der jetzt in dem kreativen Bereich selber einen Unternehmen gründen möchte?

00:38:16: Was wäre der Tipp in solchen entscheidenden Momenten?

00:38:19: Also du musst ja Menschen an dich gebunden haben, die einen Vertrauen entgegen gebracht.

00:38:22: Du hast dann auf deine Ideen vertraut.

00:38:25: Du hast die richtigen Mitarbeiter gefunden.

00:38:27: Auch da ist, steckt ja auch Talent drin.

00:38:28: Es ist immer auch ein bisschen Glück drin, aber es ist... auch ganz viel Talent zu erkennen.

00:38:32: Wer tut diesem Team gut, wer ist ein guter Mitarbeiter?

00:38:34: Welchen Rat kannst du geben?

00:38:36: Fleiß gehört übrigens auch dazu.

00:38:37: Also am Ende Glück regelt viel und natürlich kann man das Glück fördern.

00:38:42: Also wenn man fleißig ist, ist das Glück schon mal eher auf deiner Seite als wenn man faul ist und natürlich gehört auch Talent dazu.

00:38:49: Aber was ich schon immer sehr empfehlen kann ist oder was ich sehr wichtig finde, dass man unabhängig bleibt oder dass man eben auch unabhängig ist, weil gerade eine Ründung setzt praktisch voraus, dass man unabhängig ist, also dass man nicht irgendwelche Kredite abzahlen muss oder so, sondern dass man wirklich sowas frei angehen kann, auch mit dem Gedanken, wenn es schief geht, geht es eben schief und dann mache ich wieder was anderes.

00:39:13: Also diese Unabhängigkeit muss man sich bewahren oder irgendwie schaffen.

00:39:18: Wenn man abhängig ist, ist alles schwierig.

00:39:20: Und wir sind ja nach wie vor als Firma unabhängig und ich behaupte gerade im Kreativgeschäft und auch im Berater.

00:39:28: Geschäft, macht das einen Unterschied.

00:39:30: Also wenn man nicht irgendwie so den Renditedruck oder Wachstumsdruck, wenn man da nicht fremdgesteuert ist, man berät viel freier.

00:39:37: Ich glaube, dass die Ideen besser sind, wenn man unabhängig ist.

00:39:40: Und es gibt in unserem Markt fast keine Unabhängigen mehr.

00:39:45: Also es gibt viele kleine Unabhängige, die sind also Startups quasi.

00:39:49: Und von den großen Agenturen gibt es genau noch zwei.

00:39:52: Und das ist die eben genannte Serviceplan und wir.

00:39:55: Und alle anderen sind in der Hand.

00:39:58: von irgendwelchen Netzwerken.

00:39:59: Aha.

00:40:00: Und unabhängig, wenn du jetzt an deine Anfänge denkst, unabhängig bedeutet auch, dass ihr euch die eben nicht riesig verschuldet habt und mit dem Kredit im Nacken leisten musstet, Erfolge einfahren musstet, sondern ihr klein angefangen.

00:40:12: Genau.

00:40:12: Also, dass man Bescheiden anfängt, dass man selbst sehr viel, also sehr viel selber macht, dass man wirklich jetzt nicht für alles sich jemand dazu holt, sondern dass man selbst sehr viel macht.

00:40:22: Wir hatten uns für super günstige Räume entschieden.

00:40:26: Wir fuhren Autos und so, also wir haben einfach, obwohl wir, wir waren ja vorher schon Geschäftsführer einer sehr erfolgreichen Agentur, also waren sehr gut bezahlt, also das heißt, wir sind nochmal runtergetaucht.

00:40:38: Wir haben nochmal gesagt, wir lassen uns nochmal ganz bescheiden anfangen und das war schon wichtig.

00:40:43: Also wir hatten keinen Druck, wir hatten auch jetzt nicht die Vision, wir bauen eine große Agentur auf, sondern es war eher so, lass mal probieren, ob wir das zusammen schaffen, wenn nicht, können wir ja wieder als Angestellte.

00:40:56: Also wir waren relativ unbekümmert.

00:40:58: Wir sagten, lass mal probieren.

00:40:59: Und das ging dann aber sehr schnell schon gut.

00:41:02: Und was ich auch interessant finde, wenn man sich selbstständig macht, denkt man ja noch, dass man selber in der Macherposition ist, dass man selber etwas steuert.

00:41:10: Und das mag im ersten Jahr noch sein und im zweiten Jahr ein bisschen.

00:41:13: Aber spätestens im dritten Jahr bist du fremdgesteuert.

00:41:16: Also bist du nicht mehr Herr dieser Firma, sondern die Firma übernimmt die Macht über dich.

00:41:21: Du musst für deine Mitarbeitenden sorgen, du musst für deine Kunden sorgen.

00:41:25: Das heißt, ich war sehr schnell, also mein Tagesplan wurde diktiert von der Firma, meine Urlaubsslots wurden diktiert von der Firma.

00:41:32: Das heißt, ich war nicht mehr der Macher und gibt es natürlich dann auch Zahlendruck und Wachstumdruck.

00:41:37: und dazu passt vielleicht die Momente im Jahr, wo ich am meisten Druck erlebt habe, also wo ich irgendwie so dachte, oh Gott.

00:41:45: Es waren immer die Weihnachtsfeiern, weil bei der Weihnachtsfeier läufst du in den Raum rein.

00:41:49: Es sind ganz viele Menschen, also es waren dann irgendwann tausend Menschen und du denkst, oh Scheiße, diese tausend Menschen haben ihren beruflichen Weg gerade in deine Hände gelegt.

00:41:59: Also jetzt nicht ihr berufliche Schicksal oder so, es gibt ja auch Fluktuation und so, aber die setzen auf dich.

00:42:04: Also die setzen darauf, dass diese Firma gut weitergeht.

00:42:07: Die setzen darauf, dass es mit ihrer Karriere weitergeht, also dass sie die Lernkofe steil ist.

00:42:12: Die setzen darauf, dass sie pünktlich eher geholpt bekommen.

00:42:14: dass sie inspirierende Partner haben und so.

00:42:17: Und dieser Druck, immer diese Leute zu erleben, also ich war, ich bin immer erschrocken.

00:42:21: Bei den Weihnachtsfeiern bin sofort zur Bar gegangen, habe mir erstmal einen Drink reingeschüttet, um das irgendwie zu ertragen, dann ging es dann.

00:42:28: Aber so in die Weihnachtsfeiereinkommen, das waren im Jahr immer die Schockmomente meiner Zeit als Agenturgründer.

00:42:35: Dieser Druck, der ist ja sowieso in der Branche riesig groß.

00:42:40: Das weiß man heute, das wusste man auch damals.

00:42:43: Und dann hieß es, dass eigentlich alle kogsen in der Werbeindustrie.

00:42:48: Weil der Druck so groß ist, weil da musste immer so viel oben im Kopf passieren.

00:42:52: War das bei euch so?

00:42:53: Also, alles sowieso nicht.

00:42:55: Und ich muss sagen, dass ich durch mein Buch passiert relativ viel im Netz.

00:42:59: Und dann gibt es ja auch viel Kritik, jetzt nicht Kritik am Buch, sondern an mir.

00:43:05: immer wieder auf, so ja, der kuchsende Werber und so.

00:43:08: Und wenn die Wüsten, die da schreiben, nichts trifft mich mehr, also nichts macht mich wütender, als wenn ich als der kuchsende Werber dargestellt werde, weil ich immer noch behaupte, das Tempo und das, was ich vorgelebt habe, oder das Arbeitspensum und die Vertaktung, die... kriegst du nicht hin, wenn du irgendein Problem mit Drogen hast oder mit Alkohol.

00:43:29: Das heißt, da muss man schon sehr fit sein, also im Kopf und sehr präsent.

00:43:33: Also ich kann logischerweise nicht ausschließen, dass bei unseren Partys oder bei Werberpartys, aber ich glaube, das betrifft vor allem auch die ganze Kreativindustrie.

00:43:43: Also ob das jetzt Musikbranche ist oder Journalismus, denke auch Politik.

00:43:48: Also ich glaube, das ist schon sehr weit verbreitet, dass man versucht Druck mit Alkohol.

00:43:54: eben auch mit Drogen abzubauen.

00:43:56: Sprich, ich bin froh, dass das jetzt bei uns, also mir ist es nie begegnet oder ich habe jetzt nie jemand bei uns erwischt oder so, aber man muss davon ausgehen, es kann nicht sein, dass... unsere Firma, unsere Tausend Vierhundert Mitarbeiter, ist da keiner von denen jemals geguckt.

00:44:13: Das wäre ein schönes Wunder.

00:44:15: Aber erstaunlich.

00:44:16: Und weißt du, was finde ich eigentlich ganz interessant?

00:44:18: Weil es gibt immer so Gerüchte oder die machen alle das so und so.

00:44:21: Im Übrigen in meiner Branche auch.

00:44:23: Wie viele Leute mich schon gefragt haben, ist das denn da so, da sind doch alle drauf und so weiter.

00:44:29: Ich kenne überhaupt keinen.

00:44:31: Also auch bei uns in unserer Frühschicht.

00:44:33: Früher, als ich angefangen habe, gab es Kollegen, die hatten Alkoholprobleme, da gab es mehr als einen.

00:44:38: Also jetzt nicht im On, aber die Kollegen, die in der Nacht gearbeitet haben, da hat man das Problem noch etwas mehr gesehen.

00:44:44: Ich würde sagen, bei uns hat gar niemand, der so funktionieren muss und der pünktlich zur Arbeit erscheinen muss.

00:44:50: Da ist das eben auch nicht so verbreitet.

00:44:51: Deswegen finde ich es eigentlich ganz schön, dass du das gerade so erklärst, du hättest deinen Pensum niemals schaffen können, wenn du im Grunde dann ja immer auch wieder diesen Suchtdruck empfindest.

00:44:59: Also jetzt gar nicht du persönlich, sondern in eurer Branche.

00:45:02: nicht irgendwie Suchtdruck hat und meint, er muss das erst mal befriedigen, bevor es weitergeht.

00:45:06: Der kann das eine Zeit lang machen, aber wird nicht auf Dauer wahrscheinlich erfolgreich sein können.

00:45:09: Also da spreche ich nicht nur für mich, sondern ich gehe auch davon aus, dass die Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe, es kann nicht sein, dass die ein echtes Drogenproblem hatten, sonst hätten die nicht so toll geliefert, wie sie geliefert haben.

00:45:23: Und es kann sein, dass die mal am Wochenende bei einer Party oder in einem Club eben die Drogen genommen haben, aber nicht im Zusammenhang mit dem Job.

00:45:32: Stimmt es, dass ihr gerade einen Spot kreiert für den Superbowl, wo ja jeder Werbespot weltweit Aufsehen erregt und viele Millionen kostet?

00:45:42: Genau.

00:45:42: Also wir arbeiten gerade an einem Superbowl-Spot.

00:45:44: Das ist natürlich die, wenn du so willst, die Königskategorie der Werbung.

00:45:48: Also mehr geht nicht.

00:45:49: Und ich habe das auch in meiner aktiven Zeit zwei, drei Mal versucht.

00:45:53: Also ich war auch zwei, drei Mal an so einem Projekt dran.

00:45:55: Er hat mir aber nie durchsetzen können leider.

00:45:58: Aber was sehr spannend ist, also das Team hat mir erzählt, dass sich Hollywoodstars von sich aus bewerben.

00:46:04: Also sie werden plötzlich von Hollywoodstars sich anbieten, die sagen, Mensch, ich würde gerne mitmachen, weil das ist auch für so ein Star, ist das ein toller Auftritt.

00:46:14: Also wenn das ein guter Spot ist und irgendeine tolle Marke, dann ist man natürlich als Präpit oder wie auch immer gerne dabei.

00:46:21: Ich glaube auch.

00:46:21: Also ich glaube, wenn du auftauchst in einem Werbspot, dann bist du gerade der Rahmen oben von den Stars.

00:46:28: Genau.

00:46:28: Wenn der Spot gut ist, das ist eine Voraussetzung.

00:46:31: Und natürlich die Marke.

00:46:32: Also wenn die Marke irgendwie schrott ist.

00:46:34: Also wenn das jetzt Temu ist.

00:46:35: dann weiß ich nicht, ob man Brett Pit kriegt.

00:46:39: Aber wenn es eine tolle Marke ist, also eine stolze Weltmarke, dann ist das für den Starr ein Supertrip-Brett, um seine Aktualität frisch zu halten und auch noch bekannter zu werden.

00:46:52: Kannst du was verraten, in welche Richtung dieser Spot geht?

00:46:56: Nee, leider nicht.

00:46:57: Das ist noch in den Anfängen.

00:47:00: Wer auch verrückt, ich dachte, ich stelle die Frage mal.

00:47:02: Aber es gibt ja schon, vor allem beim Super Bowl, aber überhaupt so Werbespots, die weltweit für Vorurre gesorgt haben.

00:47:09: Weil du grad sagst, Brad Pitt, ich kann mich da noch dran erinnern, dass es diese Levi's Werbung gab, wo richtig coole...

00:47:16: Waschautomaten, also mit dem Waschsalon.

00:47:19: Genau.

00:47:19: Und er musste dann die Hose ausziehen.

00:47:21: Genau.

00:47:22: Damit ist er berühmt geworden.

00:47:23: Das

00:47:23: war ikonisch.

00:47:24: Genau, der Typ wurde berühmt.

00:47:27: Für die Marker ist das eine großartige Sache.

00:47:29: Du willst auch Cowboys sein?

00:47:33: Bleib auf die Hände.

00:47:33: Da kann

00:47:34: ich mich nicht mehr erinnern.

00:47:36: Die Rolle hätte ich gerne gespielt, obwohl ich damals natürlich noch ein Kind war oder zumindest noch sehr jung war.

00:47:40: Gibt es einen Sport, den du gerne gemacht hättest?

00:47:43: Ja.

00:47:43: Kommt dir gerade einer so in den Sinn?

00:47:45: Nee, da fällt mir jetzt nicht viel ein.

00:47:47: Aber wie du sagst, gibt es natürlich viele.

00:47:49: Also ich hatte vorhin Aral genannt von ganz früher und Mercedes, damit der Ohr feige.

00:47:55: Die sind ja nicht von mir oder auch nicht von uns.

00:47:57: Die hätte ich gerne gemacht.

00:47:58: Aber ich bin ja seit sechs Jahren nicht mehr drin und auch nicht mehr im Thema.

00:48:03: muss ich sagen.

00:48:04: Also ich bin jetzt nicht nur aktiv ausgestiegen und beobachte das täglich, sondern es interessiert mich nicht mehr, sondern ich habe mir jetzt auch keine Kannrolle mehr angeguckt oder so, sondern ich begegne Werbung heute wirklich wie ein Verbraucher.

00:48:17: Also das heißt, ich sehe die, mal fällt sie mir auf, mal fällt sie mir nicht auf und so, aber ich habe jetzt nicht mehr den Profi-Blick auf Werbung.

00:48:24: Boah, das finde ich ja super interessant, dass dir dann gelungen ist, wovor, glaube ich, sehr viele Menschen, die auf so einem Level arbeiten, wie du, richtig Schiss haben.

00:48:32: Also, dass man nicht dann auf einmal in die Sehnsucht kommt und denkt, irgendwie, Mensch, das würde ich aber besser machen und, ach, die jungen Leute, die können das nicht mehr, sondern du hast geschafft, ein neues Kapitel zu eröffnen.

00:48:43: Womit hast du deine Zeit gefüllt?

00:48:45: Aber in deinem Leben hast du vielleicht mal eine Liebe verloren, oder?

00:48:49: Ja, passiert.

00:48:51: Das kann passieren.

00:48:52: Und als du eine neue Liebe gefunden

00:48:54: hast, wird das geholfen.

00:48:55: Genau, ist alles wieder schön.

00:48:57: Also das heißt, wenn ich jetzt aufgehört hätte und nichts mehr machen würde, dann wäre die Gefahr groß, dass ich sage, schade und darf ich noch mal und ich würde gern und so.

00:49:06: Aber ich mache ja nicht nichts.

00:49:08: Ich mache ja weiterhin Dinge.

00:49:09: Ich habe eine neue Liebe gefunden und dadurch traue ich auch nicht der alten Liebe nach.

00:49:14: Aber du hast mich was gefragt.

00:49:15: Genau, also was ist deine neue Liebe geworden?

00:49:18: Ich weiß, du hast auch eine neue Frau kennengelernt in den letzten Jahren.

00:49:21: Damit hast du deine Zeit verbracht?

00:49:23: Also, seither.

00:49:24: Also, ich habe dann schon überlegt, was machst du jetzt?

00:49:27: Und in der Werbung war ich ja zwischen Ökonomie und Kreativität.

00:49:32: Also, das waren so die zwei Elemente, mit denen ich täglich zu tun hatte.

00:49:35: Ich habe mir überlegt, wo fühlst du dich mehr hingezogen?

00:49:38: Also, macht es mehr Sinn jetzt so Richtung Investor und so Start-ups beraten, wie sie es mit Branding machen sollen?

00:49:45: Macht dir das mehr Spaß?

00:49:47: Oder möchtest du lieber auf die kreative Seite?

00:49:49: Und mein Herz schlägt deut... mehr für Kreativität.

00:49:52: und darum habe ich dann angefangen mit Kunstprojekten und zwar mit Konzeptkunst.

00:49:56: Das hat den simplen Grund.

00:49:57: Ich kann ja nichts.

00:49:58: Also ich kann nicht malen, ich kann nicht fotografieren, ich kann nicht filmen, ich kann nicht singen und auch nicht Gitarre spielen.

00:50:04: Ideen, das kann ich.

00:50:06: Und wenn man Ideen kann, ist der Weg in die Kunst praktisch vorgezeichnet.

00:50:10: Das wird dann Konzeptkunst.

00:50:12: Und das mache ich seither.

00:50:14: Und die Anfänger waren schon okay.

00:50:16: Aber ich bin ja ein ehrgeiziger Mensch und das reicht mir alles noch nicht.

00:50:20: Also das heißt, ich muss da noch konsequenter werden.

00:50:22: Aber das muss jetzt weitergehen.

00:50:24: Und da muss jetzt was produzieren.

00:50:26: Und das steht jetzt wieder an.

00:50:27: Also jetzt Buch ist jetzt draußen.

00:50:29: Alles gut.

00:50:30: Und jetzt muss es endlich weitergehen.

00:50:32: Das heißt, das Buch hast du selber an deinem Laptop.

00:50:34: mit deiner Schreibmaschinenfähigkeit geschrieben?

00:50:36: Jedes

00:50:37: Komma.

00:50:37: Also ich habe mit dem Verlag ausgemacht.

00:50:39: Das war mir sehr wichtig.

00:50:40: Ich möchte die Hoheit über alles haben, was in dem Buch steht.

00:50:44: Ich war ja als... Werbetexter war ich jahrzehntelang drauf gedreht, Inhalte zu komprimieren, also aus einem komplexen Inhalt ein paar Zeilen zu machen oder aus drei Sätzen ein Slogan zu machen.

00:50:57: Also das heißt, ich war immer dabei, zu verdichten und auf wenige Wörter eine Botschaft runterzudampeln.

00:51:03: Jetzt musste ich aber plötzlich zweihundertvierzig Seiten füllen, also quasi genau die umgekehrte Bewegung.

00:51:08: Du musst plötzlich erzählen, du musst plötzlich Geschichten auserzählen.

00:51:12: Ich war, ich habe immer alles verkürzt.

00:51:13: Insofern, das war nicht... leicht, also das war schon plackerei, fleißig.

00:51:18: Bist du ein romantischer Mensch?

00:51:19: Nicht besonders, leider nicht.

00:51:21: Nee, vielleicht kommt das noch, aber bisher nicht.

00:51:23: Ist das

00:51:23: das, was Frauen, auch deine Frau von denen du vorhin erzählt hast, bemängelt haben, dass du das so bedauerst?

00:51:28: Dass ich nicht romantisch bin, oder?

00:51:30: Ja, doch.

00:51:32: Also ich bin schon teilweise auch ein bisschen ein Holzklotz, muss ich zugeben und auch oft sehr rational geprägt.

00:51:38: Also so gewisse Feinheiten sind mir immer entgangen oder so, dass eine Frau auch gerne mal einen Blumenstrauß hat oder sowas.

00:51:46: Also das musste man mir immer, also musste meine Assistentin, musste dann immer sagen, du, du könntest wieder mal Blumen und so.

00:51:52: Also die Antenne fehlt mir.

00:51:54: Nee, stimmt.

00:51:55: Also ich bin nicht sehr romantisch.

00:51:57: Wenn du eine Sache, also im Rückblick nochmal, du hast ja ein sehr erfülltes Leben, so hört es sich an, das ist was man mitbekommen von dir.

00:52:05: und du bist auch ein sehr, sehr ausdruckstarker, empathischer Mensch, so wie du vor mir sitzt.

00:52:09: Ich habe das jetzt gerade sehr genossen.

00:52:10: Wenn du zurückblickst auf dein Berufsleben, auf die Zeit, Gebe es irgendwas, was du dann doch noch mal anders machen würdest?

00:52:16: Also der letzte Satz in meinem Buch lautet schönere Kriterien.

00:52:21: Schönes Lied, dummer Text.

00:52:22: Und das ist meine tiefste Überzeugung, dass wer nichts bereut, hat irgendwie entweder zu langweilig gelebt oder falsch gelebt oder ist zu wenig selbstkritisch oder so.

00:52:32: Also ich finde, wenn man richtig gelebt hat, muss man auch Dinge bereuen, weil dann muss man auch Fehler gemacht haben.

00:52:38: und zu denen sollte man stehen.

00:52:40: Natürlich passieren mir ständig Fehler.

00:52:43: Wenn ich jetzt so groß denke, also in meinem Leben, es gibt eine Geschichte, wo ich heute noch nicht drüber wegkomme, dass ich das verpeilt habe.

00:52:52: Es war ein schlimmer Moment und zwar war das, also ich hing sehr an meiner Mutter und ich habe mit meiner Mutter sehr viel zu tun gehabt und es wird auch in dem Buch deutlich, weil da wird sie sehr stark gefeiert.

00:53:02: Und die Lage irgendwann im Sterben war.

00:53:04: Sie hatte so eine Leuchemidiagnose und ich war in Stuttgart.

00:53:08: Mein Vater ruft mich an und sagt, wenn du deine Mutter noch mal sehen willst, müsstest du jetzt nach Hause kommen.

00:53:14: Und ich war in Stuttgart und meine Mutter war in Zürich.

00:53:17: Es wäre überhaupt kein Problem gewesen, in Auto zu steigen.

00:53:22: und nach Zürich zu fahren in zwei Stunden.

00:53:24: Hätte ich sie noch mal gesehen.

00:53:25: Und ich kann es heute noch nicht.

00:53:26: Ich kann es nicht fassen.

00:53:27: In Hamburg war eine Party, wo ich hingehen wollte.

00:53:30: Und irgendwie war ich es.

00:53:31: Ich dachte, okay, ja, vielleicht.

00:53:33: Und ich gehe dann am Wochenende, vielleicht mal zu meiner Mutter.

00:53:35: Aber die Party, die ist so cool, da muss ich.

00:53:37: Aber es zeigt, wie selbst ein normalerweise vernünftiger Mensch.

00:53:41: Also was für absurde Dinge.

00:53:43: Also ich kann heute noch nicht fassen, dass ich im Flieger gestiegen bin in Hamburg zur Party.

00:53:47: Und morgens um sechs Uhr rief mein Vater wieder an und sagte, Mutter ist gestorben.

00:53:51: und hart.

00:53:51: Das finde ich heute noch, genau wenn du fragst so in meinem ganzen Leben, was bereust du, das war das dümmste, was ich gemacht habe.

00:53:59: Ja, wahrscheinlich kann man sich davon nicht schützen.

00:54:01: Bestimmte Dinge kann man nicht zurückdrehen und wahrscheinlich gehört es zu dem Gelingen eines Lebens auch dazu, dass man damit lernt, umzugehen.

00:54:09: Auch wenn es dich noch immer

00:54:10: beschäftigt

00:54:11: und auch dir manchmal wehtut.

00:54:12: Aber selbstkritisch

00:54:14: umzugehen und natürlich Doppelfehler vermeiden.

00:54:18: Also man muss aus einem Fehler wirklich lernen können.

00:54:21: Aber auch das kannst du nur, wenn du ihn bereust.

00:54:24: Also man muss zu seinen Fehlern.

00:54:26: Also es gibt jeden Tag, wo so kleine Situationen, wo ich zu mir selber sage, du bist so dumm.

00:54:32: Also wo ich irgendwas vergessen verpeilt oder wo ich irgendwas falsch gemacht habe oder wo ich irgendwie einen Post raus habe oder Mehl und dann fällt mir ein auch Scheiße.

00:54:42: Jetzt hast du das vergessen.

00:54:44: oder es gibt so viele Momente, so kleine Momente, aber ich glaube, das gehört dazu.

00:54:48: Also ich halte Selbstkritik für etwas ganz Wichtiges auch zum Weiterkommen.

00:54:53: Also ich glaube, das ist eine wesentliche Eigenschaft, die mich erfolgreich gemacht hat.

00:54:58: immer selbstkritisch war und ich kann selbstkritik nur empfehlen.

00:55:01: Gerade in einer Branche, die selbstkritik nicht erfunden hat, also die Werbebranche, da sind nicht sehr viele selbstkritische Menschen, da sind ja viele Menschen, die sich für unfehlbar halten, in der Führung meistens.

00:55:14: Eine Sache haben wir so noch ein Day erschieben, weil du mir gesagt hast, dass du mit den Öffis fährst, sagt man so in Berlin, also mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

00:55:21: Und du fährst zweite Klasse, richtig?

00:55:23: Ja, natürlich.

00:55:24: Obwohl

00:55:25: du in deinem Leben ein paar Euro verdient hast?

00:55:27: Ja, also das eine ist, ich bin jemand, der unnütze Geldausgaben verabscheuert.

00:55:32: Also ich gebe kein Geld aus für Dinge, die mir kein Mehrwert bieten.

00:55:36: Und eine Zugfahrt, ich komme genau gleich, ich verspätet an, ob ich in der ersten oder in der zweiten Klasse, also für mich erschließt.

00:55:43: sich nicht, was da jetzt toller ist in der ersten Klasse.

00:55:46: Im Gegenteil, in der zweiten Klasse habe ich den großen Vorteil, dass ich nicht ständig über Leute stolper bin, die ich kenne und die mich abhalten, etwas zu lesen oder zu arbeiten.

00:55:57: Und in der ersten Klasse, gerade auf der Strecke Berlin Hamburg, stolper man dann immer in irgendjemand rein, den man kennt und dann muss irgendwie höflich sein.

00:56:05: Und auch das ist ein Grund, warum ich mich in der zweiten total frei und ganz alleine fühle, kennt mich kein Mensch.

00:56:13: Ich bin für mich.

00:56:13: Interessant.

00:56:14: Du lebst wirklich außergewöhnlich.

00:56:17: Also wenn man dir zuhört, dann sieht man einen bescheidenen Mann, der irgendwie einfach sehr erfolgreich geworden ist aus deiner eigenen Kraft.

00:56:24: Und man hat nicht das Gefühl, dass jemand vor sich hat, der total extrovertiert, exzentrisch ist.

00:56:29: Aber ich habe Bilder von deiner Wohnung gesehen und dachte mir, okay, da hat sich jemand wirklich was geschaffen, dass es so nirgendwo auf der Welt gibt.

00:56:36: Wie passt das zusammen?

00:56:37: Das

00:56:37: passt so zusammen.

00:56:38: Das ist nicht mein Werk, sondern das hat Natalie gemacht.

00:56:42: eine Frau, mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der ich mit der Keartisch in Sofa von eBay, ein Kamin von Obi und so weiter.

00:57:16: Also das wäre, es würde anders, es würde ganz anders aussehen, wenn ich das gemacht hätte.

00:57:20: Und weil du von deiner Konzeptkunst gesprochen hast, das ist ja eigentlich auch ein Kunstwerk, was du geschaffen hast, was in Berlin auch wie ein Punkt ist, wo Menschen hinkommen, weil sie das fotografieren wollen.

00:57:30: Das große, große Haus, was einen großen Schriftzug drauf hat.

00:57:34: Ich will es nicht wieder falsch sagen, sagst du es, auf diesem Haus steht.

00:57:37: Dieses Haus stand früher in einem anderen Land.

00:57:40: Dieses

00:57:40: Haus stand früher in einem anderen Land.

00:57:42: Ich kannte die Geschichte dieses Hauses gar nicht, bis ich mal irgendwann nach Vorstand dachte, was ist das denn?

00:57:46: Ich musste einmal kurz nachdenken, für Berliner ist dann klar, weil das steht in Ostberlin und Ostberlin ist heute Berlin, gehört zur Bundesrepublik Deutschland und nicht mehr zur DDR.

00:57:55: Aber es ist natürlich auch eine irre Idee.

00:57:57: Wie kam es dazu?

00:57:58: Da drüber steht ja noch menschlicher Bilder, kann alles versetzen, also praktisch für die ist nicht gleich verstehen.

00:58:03: Und interessant ist, dass die jüngeren Leute verstehen es gar nicht mehr.

00:58:07: haben das einfach nicht mehr so präsent stehen vor dem haus denken oh hat das räder oder so.

00:58:11: also die haben einfach diesen.

00:58:13: es ist interessant wie schnell geschichte irgendwie sich sozusagen überlebt.

00:58:17: die entstehungsgeschichte war ganz interessant.

00:58:20: also als wir das haus gekauft haben sind meine frau und ich dann noch mal dahin gefahren haben das angeguckt sagt meine frau du wir haben das hässigste haus in der straße gekauft.

00:58:30: und es war so Weil das war eine so bräunlich, grünlich, verbarlose Wand, paar Satellitenschüsseln.

00:58:37: Es war wirklich hässlich und da sind ja ein paar schöne Häuser in der Brunnenstraße.

00:58:41: Und da war ich natürlich ein bisschen bedrückt, weil ich dachte, okay, wir haben gerade ein Haus gekauft und jetzt soll es das hässlichste sein.

00:58:48: Ihr versprochen habt gesagt du, ich verspreche dir, es wird das meist fotografierter in der ganzen Straße.

00:58:54: Und dann habe ich aber länger darüber nachdenken müssen, weil ich bin nicht jemand, der schnell oder spontan eine Idee raushaut, sondern ich bin jemand, der brüten muss über Ideen, also richtig arbeiten mit Alternativen und verschiedene Vorschläge und so.

00:59:08: Ich habe sicher vielleicht ein Monat gebraucht, um mir praktisch einen Satz zu überlegen, der auf diesem Haus gut steht, auch typografisch schön ist.

00:59:16: und ich wollte einen sagen, der eben emotionalisiert, also wo Leute ihr Handy zücken, wie du sagst, das ist dann doch gelungen, also das ist das meist fotografierte Haus, also bei Fahre natürlich und es ist eine Art Landmark in Berlin, also es ist fast eine Sehenswürdigkeit kann man sagen.

00:59:34: und ein Wunsch von mir, also man könnte sogar sagen, es ist ein Stück Konzeptkunst.

00:59:38: und wovon ich träume seit Jahren auch so als Konzeptkunst ist, ich möchte Häuser sprechen lassen, also ich möchte weitere Häuser bemerken.

00:59:47: Und ich suche immer noch eine Straße irgendwo in der Gegend, wo ein Besitzer halt mehrere Häuser hat, die ich miteinander reden lassen kann.

00:59:56: Aber das ist mir noch nicht gelungen.

00:59:58: So viel Hausbesitzer kenne ich nicht.

00:59:59: Aber ich möchte so gerne eine Straße gestalten und würde dem Besitzer, ich würde ihm sagen, du, ich habe die Idee, du musst das technisch finanzieren, dass das alles bemalt wird.

01:00:09: Aber ich verspreche dir, diese Straße wird im Wert steigern, weil das wird eine Touristenattraktion.

01:00:15: Die Leute werden dahin.

01:00:16: gehen, das fotografieren, das wird ein Kunstwerk, also praktisch ein Street Art, wenn man so will.

01:00:21: Also wenn sich jetzt auf dein Podcast hin, irgendjemand meldet, der mehrere Häuser in einer Straße hat, mindestens drei.

01:00:28: Bitte mich anrufen.

01:00:31: Ideen habe ich.

01:00:32: Ich mache daraus eine sehr berühmte Straße in Berlin, wo Busse hinfahren, mit Touristen und Fotos zu machen.

01:00:40: Toll.

01:00:40: Ich wünschte, ich wäre diese Hausbesitzerin und könnte das gleich mit ihr umsetzen.

01:00:44: Aber Aber vielleicht hört es jetzt jemand und meldet sich.

01:00:47: Wenn jemand drei Häuser in einer Straße hat, kann ich mir nur vorstellen, dass er sich auf jeden Fall meldet.

01:00:52: Super.

01:00:53: Danke dir sehr, sehr d'Or, Jeremy.

01:00:55: Vielen Dank.

01:00:56: Ich danke dir auch.

01:00:58: Sehr schön, dass ihr dabei seid.

01:01:00: Ich hätte ihm noch stundenlang zuhören können.

01:01:02: Das Buch, am Ende, kann ich euch ans Herz legen.

01:01:04: Es ist wirklich ein außergewöhnliches Buch.

01:01:06: Wir wissen jetzt, dass er es wirklich selber geschrieben hat von der ersten bis zur letzten Zeile.

01:01:10: Und der Mann hat so viel erlebt in seinem Leben und so viel geschaffen.

01:01:14: Und ich hab den Eindruck, da kommt auch noch eine Menge mehr.

01:01:17: Schön, dass ihr diesen Podcast so treu zuhört.

01:01:20: Ich bin wirklich darüber sehr berührt und freue mich darüber ganz doll.

01:01:24: Schreibt mir euer Feedback, ihr kennt die Kanäle über Instagram, über ... die Kommentarfunktion hier unter dem Podcast oder per Mail an hey at m wie Marlene.de.

01:01:32: Macht's gut, habt eine schöne Woche, wir hören uns in zwei Wochen wieder.